Plötzlich Europapokal? Auch Werder und Wolfsburg haben noch Hoffnung
Werder Bremen und der VfL Wolfsburg haben am Sonnabend den Bundesliga-Klassenerhalt feiern können. Zugleich haben sie im engen Tabellenmittelfeld immer noch Chancen auf eine Europa-Cup-Teilnahme in der kommenden Saison.
Es mutet in der Tat surreal an - speziell aus Wolfsburger Sicht, wie Coach Ralph Hasenhüttl nach dem klaren 3:0 über Darmstadt treffend formulierte: "Vor zwei Wochen waren wir noch in höchster Abstiegsgefahr. Jetzt reden wir über Europa", sagte der Österreicher: "Es war wahrscheinlich noch nie so einfach, in einen europäischen Wettbewerb zu kommen wie in diesem Jahr, weil es die deutschen Vereine international einfach überragend gemacht haben."
Platz acht könnte für Europa reichen
Was er meint: Theoretisch können maximal acht Bundesliga-Teams in der neuen Saison europäisch spielen. Das hängt vor allem vom Ausgang des DFB-Pokalfinals zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Kaiserslautern am 25. Mai (20 Uhr) ab. Gewinnt der deutsche Meister das Spiel gegen den Zweitligisten, geht der Europa-League-Platz, der eigentlich für den Pokalsieger vorgesehen ist, an den Tabellensiebten. Platz acht würde dann zur Teilnahme an den Play-off-Spielen zur Conference League berechtigen.
Die besondere Möglichkeit ergibt sich auch aus den guten Ergebnissen der deutschen Clubs auf europäischer Ebene in dieser Spielzeit und der Aufstockung der Champions League auf 36 Teams. Schon jetzt ist klar, dass fünf deutsche Mannschaften in der kommenden Saison in der "Königsklasse" antreten werden. Entsprechend ist aktuell bereits gesichert, dass mindestens Platz sieben für Europa reicht - und abhängig vom Ausgang des DFB-Pokalfinals eben auch Rang acht.
Wolfsburg mit drei Zählern Rückstand auf Hoffenheim
In den verbleibenden zwei Spielen einer schwachen Saison kann der VfL Wolfsburg so also plötzlich doch noch sein großes Ziel erreichen: die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb. Nach dem Sieg über die Hessen haben die "Wölfe" nur noch drei Punkte Rückstand auf die TSG Hoffenheim 1899 auf dem achten Tabellenplatz.
Seit Hasenhüttl im März als Nachfolger von Niko Kovac verpflichtet wurde, haben die Wolfsburger in der Fußball-Bundesliga vier von sechs Spielen gewonnen. Aus dem Abstiegskampf haben sie sich am Sonnabend durch den dritten Sieg in Serie befreit.
"Es ist ein angenehmes Gefühl, jetzt in diese Richtung orientiert zu werden." VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl
Eine Europapokal-Teilnahme ist für sie dennoch nicht viel mehr als eine rein theoretische Option. Denn um den achten Platz noch zu erreichen, müsste der VfL - aktuell Tabellenzwölfter - seine beiden letzten Saisonspiele gewinnen und auf Punktverluste von gleich vier Teams vor ihm hoffen.
"Das war bis jetzt wirklich nicht in unseren Köpfen", sagte der Österreicher. "Jetzt haben wir noch zwei sehr schwere Spiele in München und gegen Mainz. Es ist aber ein angenehmes Gefühl, jetzt in diese Richtung orientiert zu werden."
Werder Bremen hat einen Zähler mehr als der VfL
Eines der Teams, das aktuell (um einen Zähler) vor dem VfL steht, ist Nordkonkurrent Werder Bremen. Durch das 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach sicherte sich auch der SVW am Sonnabend den Klassenerhalt. Durch den Last-Minute-Ausgleich von Florian Neuhaus verloren die Grün-Weißen allerdings im Kampf um Platz acht zwei Zähler.
Mit einem Dreier gegen die nach wie vor abstiegsbedrohten Gladbacher hätten die Bremer auf eben jenen Rang springen können. Doch im ausverkauften Weserstadion konnten sie nicht an die guten Leistungen bei den Siegen gegen Stuttgart und in Augsburg anknüpfen. Die Aussicht auf Europa schien die Aktionen der Gastgeber irgendwie zu lähmen.
"Wir gehen die verbleibenden zwei Spiele mit Vollgas an. Es ist positiv, dass wir jetzt für etwas und nicht mehr gegen etwas spielen." Werder-Coach Ole Werner
Aktuell haben sie zwei Zähler Rückstand auf Platz acht. "Wir gehen die verbleibenden zwei Spiele mit Vollgas an. Es ist positiv, dass wir jetzt für etwas und nicht mehr gegen etwas spielen", sagte Werder-Coach Ole Werner. Zu früh würde eine Europacup-Teilnahme für den Club nicht kommen, erklärte der 36-Jährige, der mit seinem Team noch in Leipzig und gegen den VfL Bochum spielt. "Ich glaube, das gab es noch nie, dass eine gute Platzierung schlecht ist für einen Verein."
Eines ist auf jeden Fall klar: An den verbleibenden beiden Spieltagen gibt es einen spannenden Mehrkampf mit noch ziemlich vielen Konjunktiven - und zwei norddeutschen Aspiranten.