Niedersachsenderby mit Gästefans - Ministerin Behrens: "Letzte Chance"

Stand: 11.09.2024 14:39 Uhr

Am 6. Oktober findet im Eintracht-Stadion das Niedersachsenderby zwischen Braunschweig und Hannover 96 statt - mit Gästefans, wie Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Mittwochmittag auf einer Pressekonferenz verkündete. Es sei die "letzte Chance".

Die 56-Jährige ließ keine Zweifel daran, bei erneuten Zwischenfällen hart durchgreifen zu wollen. "Erleben wir im Stadion wieder Ausschreitungen, Gewalttätigkeiten, Verletzte und Pyrobeschuss aus den Kurven, ist der Gästefan-Ausschluss für das zukünftige Derby in Braunschweig gesetzt", erklärte Behrens. Bereits für das nun am 6. Oktober (13.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) im Stadion an der Hamburger Straße stattfindene Duell der beiden Erzrivalen sei zunächst ein Ausschluss der Gäste-Anhänger avisiert worden, so die Innenministerin.

Erst nachdem Gastgeber Braunschweig ein "verschärftes Rahmenkonzept" vorgelegt habe, sei es bei ihrer Behörde und der Polizei zum Umdenken gekommen. Denn: "Der Verein zeigt sich nun zu Maßnahmen bereit, die er bisher immer abgelehnt hat."

Weniger Karten für 96-Fans, intensivere Einlasskontrollen

Besagte Maßnahmen beinhalten die Reduzierung des Gästekarten-Kontingents um 40 Prozent (1.260 statt 2.100 Tickets für 96), ein Verbot der Mitnahme von Intro- und Choreomaterialien, intensivere Einlasskontrollen sowie verbesserte Videoüberwachung. Zudem dürfen mit wenigen Ausnahmen keine Fanutensilien mit in den Gäste-Block gebracht werden. Über ein etwaiges Alkoholverbot im Stadion ist noch nicht entschieden worden. Darüber werden Polizei und der BTSV noch beraten, teilte Behrens mit.

Sie nahm beide Clubs dreieinhalb Wochen vor dem ersten von zwei Derby in dieser Zweitliga-Saison in die Pflicht. "Die Mehrheit der Stadionbesucher fühlt sich massiv verunsichert. Die vielen Rückmeldungen aus der Bevölkerung sprechen da eine eindeutige Sprache. Es muss sich also etwas ändern. Für die Sicherheit im Stadion sind die Verein verantwortlich. Die Verantwortun dafür kann nicht von der Polizei wahrgenommen werden", sagte die SPD-Politikerin.

Ihre unmissverständliche Ansage an den BTSV und seine Anhänger: "Verein - und insbesondere die Fans - haben es jetzt in der Hand, zu zeigen, ob sie an einem friedlichen Fußball erleben interessiert sind. Denn Gewalt ist kein Teil des Fußball-Spektakels."

BTSV-Präsidentin Kumpis erleichtert

Seit fast einem Jahr hatte es intensive Gespräche zwischen Behrens und den niedersächsischen Clubs gegeben, besonders mit Eintracht Braunschweig und Hannover 96. Zuletzt hatten die Vereine bis zum 30. August erneut eigene Sicherheits-Konzepte im Ministerium einreichen müssen. Letztlich konnte der BTSV Behrens gerade noch so von dem lange befürchteten Ausschluss von Gäste-Fans abbringen. Dementsprechend groß war nun die Erleichterung bei Präsidentin Nicole Kumpis.

"Auch für uns waren die negativen Vorkommnisse während der beiden vergangenen Derbys schwer zu ertragen. Daher teilen wir die Auffassung von Frau Innenministerin Behrens, dass alles getan werden muss, damit sich solche Vorkommnisse nicht wiederholen und begrüßen im Grundsatz ihre Initiative gegen Gewalt und gegen Vandalismus beim Fußball. Allerdings halten wir eine Kollektivbestrafung in Form eines Gästefanausschlusses nicht für das geeignete Mittel und sind deshalb froh, dass wir die Ministerin nach mehreren, intensiven Verhandlungsrunden schlussendlich mit unserem Konzept überzeugen konnten", sagte die Vereinschefin.

Schwere Ausschreitungen in der Vorsaison der Auslöser

In der vergangenen Saison war es in Braunschweig zu schweren Ausschreitungen gekommen, danach mussten beide Clubs über 300.000 Euro Strafe an den DFB zahlen. "Wir sind an einem Punkt, an dem wir der gewaltbereiten Minderheit im Stadion sagen müssen: Das Ende der Fahnenstange ist erreicht", so Behrens damals.

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GdP: "Kollektivmaßnahmen sorgen für Unmut"

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte sich gegen einen Ausschluss von Gästefans ausgesprochen. "Kollektivmaßnahmen wie der pauschale Ausschluss der gesamten Anhängerschaft eines Vereins sorgen aber verständlicherweise für Unmut, da viele Unbeteiligte betroffen sind", so der Landesvorsitzende Kevin Komolka. Gleichwohl seien Ausschreitungen oder das Abbrennen von Pyrotechnik laut GdP nicht akzeptabel.

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Hallo Niedersachsen | 11.09.2024 | 19:30 Uhr

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