Spielertrainer Mario Basler vom Kreisligisten SC Türkgücü Osnabrück © IMAGO / osnapix
Spielertrainer Mario Basler vom Kreisligisten SC Türkgücü Osnabrück © IMAGO / osnapix
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AUDIO: Mario Basler wird Meister: "Eine schöne Geschichte" (2 Min)

Mario Basler: Einst Ausnahmespieler, nun Meistertrainer

Stand: 23.05.2023 21:49 Uhr

Der frühere Bundesliga-Profi und Nationalspieler Mario Basler hat seinen ersten Titel als Trainer geholt - allerdings nur im Amateurfußball. Mit dem SC Türkgücü Osnabrück wurde der 54-Jährige am Dienstagabend Kreisliga-Meister.

von Hanno Bode

Es wehte ein Hauch vom großen Fußball über die Sportanlage Schinkelberg, als die Feierabendkicker von Türkgücü und dem Ortsrivalen SV Eintracht Osnabrück am Dienstagabend den Rasenplatz betraten. Aus den Lautsprechern erklang die Champions-League-Hymne - und vor der Bank der Gastgeber schlenderte ein Mann umher, der 1999 mit dem FC Bayern München im "Königsklassen"-Finale gestanden hatte: Mario Basler. Sehr zur Verwunderung des anwesenden fachkundigen Publikums war der Spielertrainer des Tabellenführers trotz diverser Ausfälle in Zivilkleidung zum vorletzten Meisterschaftsspiel erschienen.

Basler überraschend nur auf der Bank

Die Frage nach dem "Warum" beschäftigte viele Zuschauer daraufhin erst einmal. Er hatte doch gerade erst ein Comeback gefeiert, spielte stolze 71 Minuten in der Nachholpartie gegen den SSC Dodesheide II (2:2) - und machte sogar das Anschlusstor zum 1:2. Mit einem direkt verwandelten Freistoß, fast wie früher:

Streikte nach dem überraschend langen Einsatz nun der Körper des 54-Jährigen? Oder hatte das einstige Enfant Terrible des deutschen Fußballs etwa in der Nacht vor der Begegnung den Zapfenstreich überzogen und war deswegen von Vereinsboss Caner Ciftci aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen worden? Oder bluffte Basler einfach nur und plante, zum zweiten Abschnitt umgezogen aus der Kabine zu kommen?

Ex-Bundesliga-Star inzwischen TV-Sternchen

Darauf gab es zunächst keine Antwort. Zuzutrauen aber ist Basler auch mit 54 Jahren noch immer so ziemlich alles. Davon zeugt nicht nur sein Mut, sich in TV-Formaten wie dem "Sommerhaus der Stars" mit C- bis Z-Prominenten in lächerlichen Spielen zu duellieren und sein Seelenleben zu entblößen. "Super Mario", wie er früher gerufen wird, greift auch super gerne als Experte regelmäßig die aktuell gar nicht mehr so super Münchner vom FC Bayern an.

Und auf die Zigarette danach will er auch heute nicht verzichten. So gesehen nach seiner Auswechslung in besagter Partie gegen die "Zweite" von Dodesheide II, als er sich auf der Bank sogleich einen Glimmstengel ansteckte.

Türkgücü wie einst Basler: eine launische Diva

Gegen Eintracht Osnabrück verzichtete Basler aufs Qualmen. Dafür rauchte dem Ex-Nationalspieler im ersten Abschnitt der Kopf. Denn seine ersatzgeschwächte Mannschaft trat wie eine launische Diva auf. Also so, wie es Basler früher auch häufiger mal tat. Nach einer raschen 2:0-Führung durch Treffer von Qerim Avdijaj (14.) und Lokman Aydinöz (17.) ließ Türkgücü, das nur noch einen Zähler zum Titelgewinn benötigte, die Zügel schleifen. Der bereits als Absteiger feststehende Stadtrivale bestrafte die Nachlässigkeiten und konnte durch Tore von Sven Yücel (28.) und Tammo Ufkes (41.) ausgleichen.

"Ja, is' denn heut scho' Weihnachten?", hätte sich Deutschlands berühmtester, aber nie offiziell ins Amt berufener "Kaiser" Franz Beckenbauer in Anbetracht des Schlendrians beim Basler-Team wohl gefragt. Oder vielleicht auch nicht. Schließlich hatte Beckenbauer, als er noch Präsident beim FC Bayern war, Basler wegen dessen Lebensstils mehrfach ins Gebet genommen. Vergeblich. "Mario scheint zu den Unbelehrbaren zu gehören. Ich habe ihm schon hundertmal gesagt: 'Mario, wie du lebst, schenkst du zwei, drei Jahre deiner Karriere her'", erklärte die deutsche Fußball-Legende seinerzeit.

Als Trainer im Profibereich gescheitert

Des "Kaisers" Lebensweisheiten haben "Super Mario" damals vermutlich maximal peripher tangiert. Er machte nicht einmal einen Hehl aus seiner vielleicht für einen Fußball-Profi nicht immer ganz angemessenen Einstellung. "Ich war kein Vorzeige-Profi, mit Sicherheit nicht. Ich hab ganz wenig oder manchmal gar nicht trainiert", erklärte der 54-Jährige einst. Für 262 Bundesliga-Spiele und 30 Einsätze in der Nationalmannschaft reichte es dennoch, weil der Mann mit der rauchigen Stimme mit Talent im Überfluss ausgestattet war.

Als Trainer lief es für das einstige Offensiv-Genie im Profibereich dann allerdings nicht nach Wunsch. Weder bei Eintracht Trier, Wacker Burghausen noch Rot-Weiß Oberhausen feierte er Erfolge.

Wegen verlorener Wette Coach in der Kreisliga

Seit Februar 2022 ist Basler nun Coach von Türkgücü. Beim Kreisligisten fing er an, nachdem er gegen ein Vereinsmitglied eine Partie Squash verloren hatte. Der Wetteinsatz war die Übernahme des Traineramts beim Amateurclub. Verrückt, aber eben auch typisch Basler. Und immerhin darf sich der 54-Jährige nun Meistercoach nennen. Denn sein Team spielte sich im zweiten Durchgangs des Duells mit der Eintracht in einen Rausch und siegte am Ende mit 7:2, sicherte sich den Titel und den damit verbundenen Bezirksliga-Aufstieg.

Hernach hüpfte Basler mit seinen Spielern im Mittelkreis ein bisschen auf und ab, bevor der Erfolgscoach und sein Team eine kleine Meisterschale überreicht bekamen. Weißbierduschen wie einst, als er mit Bayern zweimal Meister und einmal Pokalsieger wurde, gab es auf der Sportanlage Schinkelberg zwar nicht. "Aber wir werden jetzt sicherlich noch das eine oder andere Bierchen trinken und den Abend gemütlich ausklingen lassen", kündigte der Trainer im NDR Interview an.

Basler denkt nicht ans Aufhören

Der Ex-Nationalspieler scheint Gefallen an seinem Job im Amateurfußball gefunden zu haben. "Wir werden diese Woche mal ein paar Gespräche führen. Aber ich gehe mal davon aus, dass wir noch mal ein Jahr dranhängen", erklärte Basler. Dass er in Zukunft noch einmal selbst wie in der Vorwoche auflaufen wird, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Denn: "Mit 54 ist das natürlich sehr anstrengend, die Schmerzen waren danach auch sehr groß. Aber es hat natürlich Spaß gemacht."

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 23.05.2023 | 23:03 Uhr

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