Kind zu 50+1: "Respektiere die Entscheidung der Mitglieder"
Mehrheitsgesellschafter Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 rechnet damit, dass eine Entscheidung über die 50+1-Regel im deutschen Profifußball vor einem ordentlichen Gericht fallen wird. Pikant: 96 bliebe davon nach der jüngsten Mitgliederversammlung unberührt.
Die Mitglieder haben entschieden: Der Einfluss externer Investoren bei den "Roten" bleibt begrenzt. Selbst wenn die Deutsche Fußball Liga oder ein Gericht die Regel für andere Clubs irgendwann kippen sollte. Dass es soweit kommt, davon ist Martin Kind fest überzeugt. "Meine Einschätzung ist: Es geht irgendwann vor Gericht", sagte der 77-Jährige am Montag. Dass ein eventueller Wegfall der Regel für Hannover keine Rolle spielen würde, nimmt er offenbar hin: "Das haben die Mitglieder so entschieden. Das muss man respektieren."
Jahrelang wollte der Geschäftsführer der ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft eine Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel für 96 erhalten, um langjährigen Förderern eine Mehrheitsbeteiligung an der Profifußball-Gesellschaft zu ermöglichen. Eine Opposition wehrte sich dagegen, wurde 2019 an die Spitze des Muttervereins Hannover 96 e.V. gewählt. Nun wird die 50+1-Regel in der Satzung des Traditionsvereins verankert.
Bundeskartellamt: "Wettbewerbsnachteil" für andere Clubs
Die nur in Deutschland geltende 50+1-Regel sieht im Kern vor, dass ein Mutterverein nach der Ausgliederung seiner Profi-Abteilung weiterhin die Mehrheit der Stimmenanteile in der neuen Kapitalgesellschaft besitzen muss. Das Bundeskartellamt hatte Ende Mai eine vorläufige Einschätzung veröffentlicht, nach der die 50+1-Regel grundsätzlich mit dem Kartellrecht vereinbar ist. Allerdings würden die Ausnahmegenehmigungen für den VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und 1899 Hoffenheim einen "Wettbewerbsnachteil" für alle anderen Clubs bedeuten, weil dadurch "vereinsgeprägte und Investoren-finanzierte Clubs nebeneinander antreten".
Bis zum Ende dieses Monats haben die drei Clubs Zeit, um eine Stellungnahme dazu abzugeben. Danach ist die DFL als Dachverband der 36 deutschen Proficlubs gefordert, eine Lösung zu finden, die alles berücksichtigt: die kartellrechtlichen Bedenken, die Situation der drei Ausnahmeclubs und die Pro-50+1-Haltung einer großen Mehrheit der Clubs. Genau das hält Kind für schwierig. "Mir fehlt die Fantasie, wie eine solche Entscheidung aussehen soll. Das ist ein gordischer Knoten."