Trotz tollem Kieler Schluss-Spurt - Holstein verliert bei Bayern München
Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel hat am Sonnabend in München eine knappe Niederlage kassiert. Beim FC Bayern gab es für die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp nach einer couragierten ersten Hälfte und einem starken Schluss-Spurt ein 3:4 (0:2).
0:4 hatte es nach 54 Minuten in der Münchner Arena gestanden - und wie bei der 1:6-"Watschn" im Hinspiel drohte den Kielern ein Debakel. Finn Porath mit einem strammen Schuss (62.) sowie der eingewechselte Steven Skrzybski mit einem Doppelpack in der Nachspielzeit (90.+1 und 90.+3) sorgten kurz vor dem Abpfiff aber nochmal kurz für unverhoffte Spannung.
"Wenn du nach einem 0:4 so zurückkommst, muss ich ein Kompliment machen an die Jungs", sagte Kapitän Lewis Holtby. Zugleich sei es aber auch traurig, "zumal, wenn du in unserer Lage keine Punkte holst".
Rekordspiel für Kane und Kiel
Doch auch wenn es nicht für Zählbares reichte und Kiel mit zwölf Zählern weiterhin zwei Punkte Rückstand auf Relegationsrang 16 sowie sechs auf Platz 15 hat: Die drei Kieler Treffer waren der Lohn für einen insbesondere im ersten Abschnitt guten Auftritt - und dafür, dass die KSV nie aufsteckte. Jamal Musiala (20.), Harry Kane mit zwei Kopfballtoren kurz vor und kurz nach der Pause (45.+3 und 46.) sowie Serge Gnabry (54.) hatten die Partie zuvor scheinbar schon zu Gunsten der Bayern entschieden. Kane hat in seinen ersten 50 Bundesliga-Partien nun 55 Tore erzielt - mehr als jeder Akteur in der Beletage vor ihm.
Auch für die "Störche" war die Begegnung vor 75.000 Zuschauenden ein Rekordspiel - noch nie hatten die Kieler vor einer solchen Kulisse gekickt. Am nächsten Sonntag geht es im Holstein-Stadion wieder im kleineren Rahmen weiter, dann steht die wichtige Heimpartie gegen den Abstiegskonkurrenten VfL Bochum an (9. Februar, 15.30 Uhr, im NDR Livecenter).
Musiala macht es besser als Harres
In München entwickelte sich vom Start weg in vielerlei Hinsicht die erwartete Begegnung: Die Bayern hatten den Ball, Holstein stand tief und dicht gestaffelt. Überraschend aber: Die Kieler hatten zunächst die beste Chance zur Führung. Neuzugang John Tolkin schickte Timo Becker auf der linken Seite steil. Der 27-Jährige passte in die Mitte auf Phil Harres, der den Ball im Vollsprint allerdings neben das Tor setzte (12.).
Die "Störche" verpassten das 1:0 - und lagen wenig später plötzlich zurück, weil sich der FCB mustergültig durchkombinierte. Michael Olise setzte auf der rechten Seite zum Sprint an, bekam von Joshua Kimmich den Ball und passte in den Rückraum zu Jamal Musiala. Der Nationalspieler traf eiskalt ins linke untere Eck. Keine Chance für KSV-Keeper Timon Weiner (19.).
Weiner zweimal stark, aber gegen Kane machtlos
Der 26-Jährige musste sechs Minuten später alles aufbieten, um das zweite Gegentor zu verhindern, als Kimmich einen Freistoß von der rechten Seite frech auf das kurze Eck zog. Direkt im Gegenzug hatte aber auch das Rapp-Team - erneut nach einem Konter, erneut über die linke Seite - durch Holtby eine weitere große Chance. Innenverteidiger Min-Jae Kim rettete allerdings für den bereits geschlagenen Manuel Neuer im Bayern-Tor (26.).
Die Partie blieb kurzweilig: Weiner kratzte einen abgefälschten Distanzschuss von Aleksandar Pavlovic aus dem rechten Winkel. Was für eine Flugshow, was für eine überragende Parade (33.). In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs aber war er ein zweites Mal geschlagen: Die Münchner verlagerten mehrmals von Seite zu Seite - und irgendwann kamen die "Störche" einen Schritt zu spät. Kingsley Coman ließ Lasse Rosenboom auf der linken Seite stehen und flankte butterweich auf Kane, der nur noch einköpfen musste (45.+3).
Bayern-Wirbel und später KSV-Schlussspurt
Was auch immer sich das Rapp-Team für die zweite Hälfte vorgenommen hatte, es war 40 Sekunden nach Wiederbeginn obsolet. Kane kochte bei einer Flanke von der linken Seite Marco Komenda ab und köpfte zum 3:0 ins lange Eck ein (46.). Die Partie wirkte entschieden und plötzlich drohte den "Störchen" doch ein Debakel. Musiala (49.) und Pavlovic (50.) scheiterten noch knapp, bevor Serge Gnabry artistisch das vierte Tor des FCB erzielte. Mit seiner Ballannahme nahm er Komenda aus dem Spiel und drosch den Ball mit links volley ins Tor (54.).
Die KSV musste sich schütteln, zeigte sich aber kampfstark und traf ihrerseits äußerst sehenswert: Becker schnappte sich einen zu laxen Kim-Pass vor dem Bayern-Strafraum und bediente Porath, der den Ball aus halbrechter Position unhaltbar für Neuer in die Maschen jagte (62.).
Lange plätscherte die Partie nun dahin, ehe Skrzybski mit seinem Doppelschlag (90.+1 und 90.+3) noch kurz für unverhoffte Spannung sowie zwei weitere Höhepunkte für die rund 5.500 KSV-Fans bei ihrem ersten Bundesliga-Betriebsausflug nach Bayern sorgte.