Co-Trainer Dirk Bremser und Trainer Dieter Hecking (v.l.) vom Hamburger SV (Foto aus dem Jahr 2019) © IMAGO / Philipp Szyza

Holstein gegen Nürnberg: Für 90 Minuten muss die Freundschaft ruhen

Stand: 13.04.2023 17:08 Uhr

Fußball-Zweitligist Holstein Kiel kann am Sonnabend mit einem Sieg gegen den 1. FC Nürnberg den Klassenerhalt so gut wie perfekt machen. Für KSV-Co-Trainer Dirk Bremser ist es eine ganz besondere Partie. Er trifft erstmals wieder als Gegner auf seinen Freund und langjährigen Chef Dieter Hecking.

Exakt 143.800 Ehen wurden im Jahr 2020 laut dem Statistischen Bundesamt durch richterlichen Beschluss geschieden. Mal hielt das Liebesbündnis länger. Mal kürzer. Mal trennten sich die Pärchen nach einem erbitterten Rosenkrieg. Mal im Guten. Auch Dieter Hecking hat vor drei Jahren Schluss gemacht. Zunächst als Coach des Hamburger SV und dann mit Dirk Bremser. Denn der Mann aus Castrop-Rauxel hatte das Dasein als Trainer satt. Statt hochbezahlte Fußballer über den Trainingsplatz zu scheuchen, setzte er sich lieber an einen Schreibtisch. Hecking wurde Sportvorstand beim "Club", was für Bremser zur Folge hatte, erst einmal ohne Job dazustehen.

Beinahe 20 Jahre lang war der Ex-Profi Heckings Co-Trainer gewesen. In guten wie in schlechten Zeiten. Dann trennten sich die lange Unzertrennlichen. In das Zahlenwerk des Statistischen Bundesamtes floss diese Scheidung zwar nicht ein. Aber nachwirken tut das Ende der langen Beziehung bei Bremser noch immer. Es sei "sehr speziell", nun auf Hecking als Gegner zu treffen, sagte der 57 Jahre alte Assistenzcoach der KSV vor dem Duell der Kieler am Sonnabend (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) mit Nürnberg.

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Hecking nun Sportvorstand und Coach in Personalunion

Bei den Franken ist Hecking derzeit sozusagen der Chef vom Ganzen. Nachdem er die Trainer Robert Klauß und Markus Weinzierl im Lauf dieser Saison rausgeschmissen hatte, feierte der 58-Jährige sein Comeback als Coach. Ganz nach der Devise: "Um alles muss man sich selbst kümmern", will das "Alpha-Tier" (Bremser) den "Club" vor dem Abstieg retten. Dass Nürnberg mit dem von Hecking zusammengestellten teuren Kader überhaupt im unteren Tabellendrittel herumkrebst, dürfte den Sportvorstand und Interimscoach zu denken geben.

Nun gilt es für ihn, zumindest den worst Case, den Absturz in die Dritte Liga, zu verhindern. Sonst könnten seine Tage am Valznerweiher gezählt sein.

Bremser will keine Geschenke verteilen

Das wünscht Bremser seinem langjährigen Chef natürlich nicht, schließlich sind beide gut befreundet. Und nach dem Spiel am Sonnabend wird Holsteins Co-Trainer seinem dicken Kumpel gewiss alle verfügbaren Daumen drücken. Aber eben erst nach dem Abpfiff, wie der 47-Jährige verdeutlichte: "Ich will jedes Spiel gewinnen. Das steckt in meiner DNA." Sein Vorschlag: Bei diesem besonderen Aufeinandertreffen könnte man doch eine gemeinsame Trainerbank auf die Höhe der Mittellinie stellen.

Denn auch Kiels Coach Marcel Rapp und Nürnbergs Co-Trainer Christian Fiel schätzen sich seit ihrer gemeinsamen Ausbildung zum Fußballlehrer.

Kommt es zu Wortgefechten am Spielfeldrand?

Unwahrscheinlich, dass die Deutsche Fußball Liga, die es mit ihren Vorgaben so genau nimmt wie das Statistische Bundesamt mit seinen Zahlenwerken - Bremsers Umbau-Ideen positiv gegenüberstehen würde. Also werden der Kieler Co-Trainer und der Nürnberger Chefcoach ein paar Meter voneinander entfernt ihren Jobs nachgehen. Nicht auszuschließen, dass es nach strittigen Situationen zu Wortgefechten der beiden Freunde kommt. Vielleicht aber beißt sich Bremser ja auch auf die Zunge.

Denn Hecking kann ziemlich ungemütlich werden, wenn ihm etwas missfällt, wie Bremser einst der "Bild" verriet: "Das war mal nach einer Partie damals in Wolfsburg. Da ging es um Anweisungen am Spielfeldrand. Ich hatte es gut gemeint, hatte aber etwas übertrieben. Damals war Dieter schon sauer, hat mich in dem Moment eingebremst, und später auch noch ein paar klare Worte gesprochen."

Mögliche Aufstellungen:

Holstein Kiel: Himmelmann - Lorenz, Wahl, Komenda - Erras, Becker, Holtby, Sander, Reese - Skrzybski, Fridjonsson
1. FC Nürnberg: Vindahl - Schindler, Flick, Lawrence - Castrop, Geis, Gyamerah, Tempelmann, Brown - Lohkemper, Duah

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Kiels Lewis Holtby bejubelt einen Treffer. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Bundesligashow | 15.04.2023 | 15:00 Uhr

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