Fußball-Profi Lewis Holtby während seiner Zeit bei Alemannia Aachen in seinem Zimmer © IMAGO / Norbert Schmidt

Holstein Kiel in Aachen: Holtbys Wiedersehen mit der ersten Liebe

Stand: 15.08.2024 12:59 Uhr

Bundesliga-Neuling Holstein Kiel geht als klarer Favorit in das Erstrundenspiel im DFB-Pokal am Sonnabend bei Drittliga-Aufsteiger Alemannia Aachen. Das Duell fällt für die KSV in die Rubrik "Pflichtaufgabe". Für "Störche"-Kapitän Lewis Holtby ist es dennoch eine ganz besondere Begegnung.

Es gibt Stadien, von denen wird gemeinhin behauptet, man könne in ihnen den Fußball riechen. Es handelt sich dabei zumeist um in die Jahre gekommene Arenen mit bewegter Geschichte. Die frühere Heimspielstätte von Alemannia Aachen, der alte Tivoli, zählte bis zu ihrem Abriss 2011 zu diesen von vielen Mythen umgebenen Stadien. Hier wurde Fußball Jahrzehnte lang gearbeitet. Die Symbiose von Mannschaft und Fans sorgte für eine ganz besondere Atmosphäre.

"Wenn der Gegner im Tunnel stand, wussten sie, dass es richtig abgeht", sagte Alemannia-Legende Willi Landgraf einst über das ehemalige "Wohnzimmer" des Traditionsclubs, in dem Lewis Holtby seine ersten Schritte im Profifußball machte. Als 17-Jähriger feierte der heutige Holstein-Kapitän in der Saison 2007/2008 sein Zweitliga-Debüt für die Rheinländer. Vom Tivoli aus startete der Mittelfeldakteur eine bewegte Karriere, die ihn nun am Samstagabend (18 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) im KSV-Trikot an seine alte Wirkungsstätte zurückführt.

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Der DFB Pokal steht im Stadion auf einer Säule. © picture alliance / dpa Foto: Thomas Eisenhuth

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"Tief im Herzen bin ich immer noch 'Öcher'"

Es ist davon auszugehen, dass es ein sehr emotionaler Abend für den 33-Jährigen wird. Zum einen, weil der frühere Nationalspieler jüngst zum Kapitän des Bundesliga-Aufsteigers gewählt wurde und er die Mannschaft aufs Feld führen wird. Und zum anderen eben, weil er die Alemannia auch nach seinem Abgang 2009 immer im Herzen behalten hat.

"Ich kann immer nur darauf zurückblicken, wie ich damals als kleiner Junge im M-Block stand mit meinen zwei Freunden aus der Heimat und ich mich in die Alemannia verliebt habe. Ich habe schöne Momente auf dem alten Tivoli erlebt", erinnerte sich der Routinier zum 117. Geburtstag des Clubs in einer Videogrußbotschaft auf dem "Youtube"-Kanal des Drittliga-Aufsteigers an seine Anfänge zurück. "Tief im Herzen bin ich immer noch 'Öcher'", gab er unumwunden zu. Abschließend wünschte er sich, "dass wir uns hoffentlich bald wiedersehen".

Holstein trifft auf euphoriersten Drittliga-Aufsteiger

Sechs Jahre nach jener bewegenden Videobotschaft wird es nun soweit sein. Mit der KSV tritt Holtby gegen seine erste Fußball-Liebe an. Er wird dabei auch auf frühere Weggefährten treffen. So hat der Mittelfeldakteur mit Erdal Celik, dem Technischen Direktor der Alemannia, einst gemeinsam für die zweite Aachener Mannschaft gespielt. Spätestens mit dem Anpfiff wird die Zeit der Sentimentalitäten auf dem neuen Tivoli (seit der Saison 2009/2010 Heimstätte des Clubs) jedoch vorbei sein. Denn auf die leichte Schulter werden Holtby und seine Holsteiner die Alemannia gewiss nicht nehmen.

Zum einen schwimmen die Rheinländer nach ihrem Drittliga-Aufstieg und vier Punkten aus den ersten beiden Partien auf einer riesengroßen Euphoriewelle. Zum anderen war die Vorbereitung der KSV - zumindest ergebnistechnisch - durchwachsen. Von sechs Testspielen konnte nur eins gewonnen werden. Die Generalprobe gegen die AS Saint-Étienne am vergangenen Sonnabend ging mit 2:3 verloren.

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Coach Rapp trotz durchwachsener Vorbereitung zuversichtlich

Trotz der schlechten Ergebnisse - in vier von sechs Testspielen blieben die Kieler ohne eigenen Torerfolg - blickt Coach Marcel Rapp dem Pflichtspiel-Auftakt voller Vorfreude entgegen. "Wir sind bereit und haben den Anspruch, eine Runde weiter im Pokal zu kommen", sagte der 45-Jährige.

Rapp nahm die Alemannia am vergangenen Wochenende in ihrem Duell mit dem SC Verl (1:1) persönlich unter die Lupe. Dabei sah er, wie Aachens Neuzugang Charlison Benschop bereits nach elf Minuten des Feldes verwiesen wurde. Dass der Aufsteiger trotz langen Unterzahlspiels dennoch einen Punkt holte, zeugt von seiner Mentalität und Qualität. "Da kommt schon eine Wucht auf uns zu", bilanzierte Rapp.

Auf dem Tivoli zu gewinnen, davon hat der Coach nun einen Eindruck bekommen, ist immer eine schwierige Aufgabe. Sollte der Trainer daran nur leise Zweifel gehabt haben, hätte er aber einfach auch bei seinem Kapitän nachfragen können. Denn wer wüsste es aus dem KSV-Kader besser als Holtby, dass der Tivoli ganz besondere Kräfte freisetzen kann.

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