HSV will auf Preußen Münster schauen, aber Vuskovic ist überall
Wenn der HSV heute Aufsteiger SC Preußen Münster empfängt, ist ein Sieg Pflicht. Ansonsten droht dem Team von Trainer Steffen Baumgart früh in der Saison ein größerer Rückstand auf die Spitze in der 2. Liga. Im Club aber hallt das CAS-Urteil gegen Mario Vuskovic noch kräftig nach.
Coach Baumgart rang am Donnerstag zu Beginn der Medienrunde vor der Partie am Sonnabend gegen Aufsteiger Münster (13 Uhr, im NDR Livecenter) sichtlich um Fassung. Es falle ihm "schwer, die richtigen Worte zu finden", sagte der 52-Jährige, nachdem der Internationale Sportgerichtshof (CAS) die Dauer der Doping-Sperre gegen den Kroaten auf vier Jahre erhöht hatte.
Die Entscheidung habe "einiges mit uns gemacht" - speziell mit den Spielern, die länger mit Vuskovic zusammengespielt hätten. "Es nimmt alle mit. Die HSV-Familie steht zu ihm, das ist keine Frage."
"Komplexe" Vuskovic-Lage vor HSV-Spiel gegen Münster
Aus "menschlicher Sicht" wolle man den Weg gemeinsam gehen: "Es geht in erster Linie um den Jungen", sagte Baumgart. Denn auch wenn Sportvorstand Stefan Kuntz auf der Homepage des Vereins bekräftigte, man werde Vuskovic "nicht fallenlassen", gebe es von Vereinsseite auch "Dinge, die zu klären sind", wie der Trainer sagte.
Zuletzt hatte ein Bericht des "Hamburger Abendblatt" angedeutet, dass der HSV den Vertrag mit Vuskovic wohl auflösen müsse. Zudem stehen Schadenersatzansprüche gegen Vuskovic seitens des Clubs zur Debatte. Finanzvorstand Eric Huwer nannte die Situation "komplex".
Baumgart muss Schonlau ersetzen
Nach einigen Nachfragen wollte Baumgart den Blick auf die anstehende Partie gegen Münster richten, das falle ihm leichter - obwohl man gedanklich doch wieder direkt beim 22 Jahre alten Innenverteidiger landete. Denn den hätte der gebürtige Rostocker am Sonnabend auf dem Rasen des Volksparkstadions durchaus gut gebrauchen können.
Baumgart muss dann nämlich auf seinen Abwehrboss Sebastian Schonlau verzichten, der bei der Niederlage in Hannover (0:1) in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte gesehen hatte und nun gesperrt fehlt. Den Kapitän ersetzen könnten Guilherme Ramos oder Moritz Heyer - oder Baumgart stellt auf eine Dreier-Abwehrreihe mit Dennis Hadzikadunic als zentralem Innenverteidiger um. Baumgart aber wollte sich nicht in die Karten schauen lassen, wie er in der Defensive gegen den SC taktiert.
Preußen ein "gefährlicher Gegner, der nur wenig zulässt"
Im Team von Trainer Sascha Hildmann, mit dem Baumgart einst die Fußballlehrer-Bank drückte, sieht der Hamburger Coach trotz nur eines Punkts aus drei Partien einen "gefährlichen Gegner". Die Münsteraner hätten in den bisherigen Spielen "nur wenige Torchancen" zugelassen und hatten Hannover 96 am zweiten Spieltag am Rande einer Niederlage.
Apropos 96: Bei den Niedersachsen kassierte der HSV am vergangenen Freitag seine erste Saisonniederlage - und Baumgart war mit den "Phasen, in denen wir keinen Fußball gespielt haben", überhaupt nicht einverstanden. "Wir wollen nicht den Fußball schlagen", sagte er mit Blick auf die insbesondere in der ersten Hälfte übersichtlichen Offensivbemühungen seines Teams.
Neuzugang Richter mit Kaderplatz
Gegen den Aufsteiger, dem unter Hildmanns Führung der Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Liga gelungen ist, erwartet Baumgart "mehr Klarheit" und ein "sehr offensives Spiel" seiner Mannschaft: "Wir wollen den Heimsieg mit aller Macht." Das auch deshalb, weil sich in der tabellarisch und leistungstechnisch engen Liga ansonsten bereits eine erste Lücke zur Spitze auftun würde.
In puncto Offensive könnte Leihspieler Marco Richter sein Debüt feiern. Einen Kaderplatz für Sonnabend stellte Baumgart dem 26-Jährigen direkt in Aussicht. Mittelfristig solle der MIttelfeldspieler seine "Erfahrung und Laufbereitschaft" - auch und gerade im selten griffigen Anlaufspiel des HSV - einbringen. Zudem zeichne ihn aus, "dass er führen kann". Richter sei "sehr gut im Training" gewesen und stehe "gut im Saft". Wenn etwas fehle, sei es Spielpraxis.
"Glatzel ist bereit, die Frage ist, ob ich es auch bin." HSV-Trainer Steffen Baumgart
Die sammelte zuletzt auch Top-Stürmer Robert Glatzel, über den sein Trainer sagte, er sei "bereit. Die Frage ist, ob ich es auch bin", meinte Baumgart mit Blick auf die Belastungssteuerung des 30-Jährigen nach seiner langwierigen Sehnenreizung, aufgrund der er fast die gesamte Vorbereitung verpasst hatte. Neuzugang Davie Selke dürfte also wie in Hannover von Beginn an starten.
Zum Ende der Medienrunde ging es dann noch um das Ende der Transferperiode am Freitagabend - und natürlich wurde gefragt, ob sich Baumgart nach dem CAS-Urteil noch einen Innenverteidiger wünsche. Der bejahte, verwies aber auf die knappe Zeit: "Dass wir uns auf der Position Gedanken machen, das kann sich jeder vorstellen." Irgendwie hängt die Causa Vuskovic in diesen Tagen immer mit allem zusammen beim HSV.
Mögliche Aufstellungen:
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Ramos, Hadzikadunic, Muheim - Hefti, Reis, Meffert, Baldé - Pherai - Selke, Königsdörffer
Preußen Münster: Schenk - ter Horst, Koulis, Frenkert, Kirkeskov - Bazzoli, Hendrix - Mees, Lorenz - Grodowski, Makridis