HSV-Investor Kühne teilt kräftig gegen Jansen aus - mal wieder
Am Freitag starten die Anteilseigner der HSV Fußball AG den nächsten Versuch, den Aufsichtsrat des Fußball-Zweitligisten neu zu besetzen. Im Ringen um Macht und Einfluss beim Traditionsclub greift Milliardär Klaus-Michael Kühne einmal mehr den Aufsichtsratsvorsitzenden und e.V.-Präsidenten Marcell Jansen an.
"Marcell Jansen steht leider gegen mich; aber da gibt es momentan zwei Fraktionen", sagte Kühne dem "Manager Magazin" und schob gewohnt grobschlächtig noch einen markigen Spruch hinterher: "Die Schlacht ist noch nicht geschlagen." Die feine Klinge war noch nie die Sache des 85 Jahre alten Logistik-Unternehmers, der nach eigenen Aussagen bereits einen dreistelligen Millionen-Betrag in den HSV gesteckt hat.
Die Veröffentlichung des Interviews kommt kurz vor dem als Friedensgipfel deklarierten Treffen mit Jansen und den Aktionären. Bei der Zusammenkunft geht es unter anderem um die Besetzung des eigentlich sieben Personen umfassenden Aufsichtsrats. Auf der letzten AG-Hauptversammlung am 2. Februar hatte es keine Einigung unter den Gesellschaftern gegeben.
Die Zeit für Friedensangebote ist allerdings längst vorbei. Anfangs verstand sich Kühne gut mit Ex-Profi Jansen. Doch spätestens nachdem sich der e.V.-Präsident bereits im vergangenen Jahr gegen das 120-Millionen-Angebot Kühnes gestellt hatte, war der Bruch da. Jansen ist dem launigen Mäzen, der 15,1 Prozent der HSV-AG-Anteile hält, schlichtweg im Weg.
Kühne übt Kritik an KGaA-Überlegungen
Auf der anderen Seite ist da die Struktur des Clubs, die momentan keine weiteren Anteilsverkäufe zulässt. Zwar befasst sich der HSV mit einer möglichen Änderung der Rechtsform von einer AG zu einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), doch das würde dem in der Schweiz lebenden Kühne wenig helfen. So könnten zwar mehr Anteile verkauft werden, aber der Verein würde dennoch die alleinige Kontrolle behalten.
Bei der Rechtsform seien die Aktionäre nahezu rechtlos, kritisierte Kühne. Der 85-Jährige wird zwar nicht müde zu betonen, es ginge ihm nur um den Club ("Ich will kein Geschäft machen; ich will helfen"), stellt gleichzeitig aber grundsätzliche Forderungen. "Ich bin bereit, noch einmal einen großen Betrag einzusetzen, bis zu 120 Millionen Euro. Aber dann muss sich der HSV umstrukturieren, dann müssen die Gremien anders besetzt werden."
Ohne Jansen eben, der bislang aber keine Anstalten macht, das Feld freiwillig zu räumen. Bei den Aktionären und in der Führungsetage des Clubs ist der 37-Jährige weitgehend isoliert. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung überstand der e.V.-Präsident einen Abwahlantrag hingegen überraschend souverän.
Nicht auszuschließen, dass Kühne jenen Jansen, den er mit aller Macht aus dem Spiel drängen will, noch brauchen wird. Eine Kapitalerhöhung der HSV Fußball AG, in welcher Rechtsform auch immer, wäre nur durch eine Satzungsänderung möglich, der eine Zweidrittel-Mehrheit auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zustimmen müsste.
HSV-Investment "insgesamt ein Flop"
Die HSV-Anhänger für so einen Schritt zu mobilisieren, dürfte mit dem e.V.-Präsidenten als Vertreter des größten AG-Anteilseigners (75,1 Prozent) im Boot eher möglich sein, als ohne.
Darüber hinaus hat das x-te Interview des Unternehmers mit Rundumschlag-Charakter wenig Potenzial, um die Investoren-Skeptiker unter den HSV- zu Kühne-Fans zu machen. "Ich sage es ganz offen: Insgesamt war es ein Flop", sagte der 85-Jährige noch über sein Investment bei dem Fußball-Zweitligisten. Aber "irgendein Hobby" brauche man schon.