HSV: "Gier" von Düsseldorf kann die Erfolgsformel für die Saison sein
Der HSV steht durch das 3:0 bei Fortuna Düsseldorf in der Zweitliga-Spitzengruppe. Das Team von Trainer Steffen Baumgart zeigte eine kämpferisch starke Leistung - und phasenweise guten Fußball. Diese Leistung müssen die Hamburger verstetigen, soll es zum Bundesliga-Aufstieg reichen.
Baumgart wusste sehr wohl, wie er den Erfolg einzuordnen hatte. "Das Ergebnis hat nichts mit der Leistung beider Mannschaften zu tun", sagte der 52-Jährige nach der Partie, die seine Mannschaft mit 3:0 gewonnen hatte. "So deutlich war es zu 100 Prozent nicht. Aber ich habe ein geiles Zweitliga-Spiel gesehen mit einem guten Ende für uns."
Ein Blick auf die Statistik verriet, dass Baumgart in beiden Punkten Recht hatte: dass es es ein "geiles" Spiel gewesen war, in dem es eine Fülle bester Chancen gegeben hatte. Und dass die Fortuna keine drei Tore schlechter gewesen war. Mit 22 Torschüssen hatten die Gastgeber sogar vier mehr abgegeben als die Hamburger. Am Ende aber stand in der Rubrik Tore: Düsseldorf 0, HSV 3.
HSV nun in der Zweitliga-Spitzengruppe
Damit brachten die Hamburger den Rheinländern die erste Punktspiel-Niederlage nach 21 Begegnungen bei. Zudem rückten sie als Tabellenfünfter an die Spitzengruppe heran und sind nur zwei Punkte von Spitzenreiter Düsseldorf entfernt.
Dass das nach acht Spieltagen der Fall ist, lag unter anderem - wie schon beim 2:0 in Köln zu Saisonbeginn - an der höheren Effizienz vor dem Tor. Ein Traumschuss von Jean-Luc Dompé (8.) hatte lange den Unterschied gemacht. In der zweiten Hälfte traf Stürmer Robert Glatzel (83.) erst per Handelfmeter, dann nach einem kleinen "Tänzchen" mit der Fortuna-Abwehr (90.) - und stellte so den Auswärtssieg sicher.
"Wir haben gefightet und gelitten, trotzdem aber auch Fußball gespielt und gute Aktionen kreiert." HSV-Kapitän Sebastian Schonlau
Den hatten sich die Hamburger durch ihre kämpferische Leistung durchaus verdient: "Wir haben gefightet und gelitten, trotzdem aber auch Fußball gespielt und gute Aktionen kreiert", resümierte Sebastian Schonlau, ergänzte aber: "Wir wissen auch, dass Düsseldorf Torchancen hatte."
Denn auch das gehört zur Wahrheit: Zwischen der 57. und der 75. Minute hatte die Fortuna ein regelrechtes Powerplay aufgezogen und teilweise beste Gelegenheiten zum Ausgleich ausgelassen. Unter anderem klärte der Kapitän höchstselbst per Kopf für seinen bereits geschlagenen Keeper Matheo Raab (71.).
Raab rehabilitiert sich mit starker Leistung
Doch auch der Torhüter rettete nach seinen zuvor wackeligen Leistungen gegen Kaiserslautern und Paderborn (beide 2:2) zweimal bärenstark: gegen André Hoffmann vor (39.) und gegen Isak Johannesson (71.) nach der Pause. "Matheo hat eine überragende Leistung gebracht. Es freut mich, dass er bei sich bleibt, klar ist und seinen Job macht", sprach Baumgart ein Extralob für den 25-Jährigen aus, der erneut den verletzten Daniel Heuer Fernandes ersetzte.
Doch auch seine Vorderleute hielten der Düsseldorfer Angriffswucht stand, weil sie sich in alles reinwarfen, was in Richtung des Tores kam: Daniel Elfadli (29. und 70.) und Miro Muheim (90.+3) blockten Schüsse in höchster Not. Im Kollektiv überstanden sie alle Fortuna-Attacken - auch mit dem nötigen Glück.
Schonlau: "Man hat die Gier gesehen"
"Es kam heute viel für uns zusammen", sagte Baumgart entsprechend. Sein Kapitän Schonlau befand aber auch: "Man hat bei uns vorne wie hinten die Gier gesehen." Es ist eine Gier, an der sich der HSV im Verlauf der weiteren Saison wird messen lassen müssen. Eine Gier, die darüber entscheiden wird, ob es im siebten Anlauf für die Rückkehr in die Bundesliga reicht.
Denn offensichtlich ist: In seinem siebten Jahr in der zweithöchsten deutschen Spielklasse hat der HSV den wohl ausgeglichensten und tiefsten Kader. Baumgart kann aktuell - trotz einiger Ausfälle - nahezug beliebig Systeme und Herangehensweisen anpassen und entsprechend Spieler aufstellen.
Nächstes Topspiel gegen Magdeburg
In Düsseldorf etwa bekam Ludovit Reis im Mittelfeld mal wieder eine Chance, nachdem er nach einem schwachen Saisonstart zuletzt nur eingewechselt worden war. Dennis Hadzikadunic, lange in der Verteidigung gesetzt, saß hingegen nur auf der Bank. Elfadli ersetzte ihn in der Dreier-Abwehrkette.
Interner Wettkampf und die Gier im Duell mit dem Gegner: In Düsseldorf brachten sie dem HSV neben der hohen Effizienz den Erfolg. Diesen zu verstetigen ist die nächste Aufgabe für Baumgart und sein Team. Am 20. Oktober kommt in Magdeburg der nächste Topgegner (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) - und somit die nächste große Nagelprobe.