HSV-Coach Walter zum Fall Dompé: "Dann kann ich auch der Harte sein"
Hat HSV-Trainer Tim Walter bei Jean-Luc Dompé zu viel Nachsicht gezeigt? Die Polizei ermittelt gegen den Franzosen wegen eines mutmaßlichen illegalen Autorennens und Fahrerflucht.
Wie es für den HSV in der Zweiten Liga sportlich wohl gelaufen wäre, wenn der Club seinen Spieler Jean-Luc Dompé nach dessen mutmaßlichem Autorennen gesperrt hätte? Gut, in der nachfolgenden Partie beim 1. FC Heidenheim war der Beitrag des Flügelspielers zum 3:3 praktisch nicht vorhanden, wurde er doch zur Pause bei einem 0:3-Rückstand von Walter ausgewechselt.
Am Sonntag im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld sah die Sache dagegen anders aus: Der 27-Jährige war beim 2:1-Erfolg der Hamburger an beiden Treffern beteiligt. Das 1:0 von Ludovit Reis leitete er ein, den 2:1-Siegtreffer von Bakery Jatta bereitete er mit einer weiten Flanke direkt vor.
Ging die Nachsicht des HSV-Trainers zu weit?
So manchen HSV-Fan dürfte vor allem Walters Umarmung von Dompé nach der Partie in Heidenheim irritiert haben, gerade einmal fünf Tage nach dem Unfall. Fragen drängten sich auf: Geht die Nachsicht des Trainers hier nicht zu weit? Steht hinter der sportlichen Perspektive - der HSV hat im fünften Zweitligajahr sehr gute Chancen auf den Aufstieg - viel zu viel zurück?
"Wir sind alle Menschen, die Fehler begehen." HSV-Trainer Tim Walter
Walter entschied sich dafür, Dompé nicht für einen gewissen Zeitraum aus dem Profikader zu nehmen. "Man kann das sicherlich von zwei Seiten betrachten. Nur: Wir haben es für uns so betrachtet, dass er einen Fehler begangen hat, dass er dann auch vom Unfallort verschwunden ist - das ist schlecht und das darf man nicht", sagte Walter im NDR Sportclub und warb um Nachsicht für den Franzosen.
Entschuldigung von Jean-Luc "kommt von Herzen"
Vom Verein sei er dementsprechend sanktioniert worden. "Aber dadurch, dass sich Jean-Luc vor der Mannschaft und auch in der Öffentlichkeit dafür entschuldigt hat, kann man - auch weil jeder mal jung war und selber Fehler gemacht hat - auch nachsichtig sein", so Walter. "Für mich ist es wichtig, dass es von Herzen kommt - und ich spüre bei Jean-Luc auch, dass es von Herzen kommt."
Walter ging auch auf die Umarmung mit Dompé in Heidenheim ein. "Das kommt bei mir von innen heraus, das kann ich nicht einfach nur so spielen", sagte der 47-Jährige, stellte aber auch klar: "Wenn er das Vertrauen missbraucht, weiß er genau, auf welche Ebene er sich begibt." Einen solchen Eindruck habe er aber nicht.
"Kann auch der Harte sein"
"Ich kann nur versuchen, meine ganze Liebe und mein ganzes Vertrauen an die Jungs weiterzugeben. Und das tue ich, ohne an Autorität zu verlieren. Die ist da, das spüre ich", sagte Walter. Er habe nicht den Eindruck, dass seine Spieler über den Rahmen in der Kabine hinausgingen. "Sonst kann ich dann auch der Harte sein."
Der HSV-Coach ist sich bewusst, dass er in Fällen wie denen von Dompé einen Spagat hinlegt: "Es ist wichtig, dass zum einen im Fußball immer die Leistung zählt, wir sind ein professioneller Fußballclub. Zum anderen sind wir alle Menschen, die Fehler begehen, die aber durchaus immer ihre guten Seiten haben."