Frankreich - Portugal: EM-Superstars Mbappé und Ronaldo elektrisieren Hamburg
Heute steigt in Hamburg das EM-Achtelfinale der beiden Top-Teams Frankreich und Portugal. Am Tag zuvor bezogen die beiden Mannschaften um Kylian Mbappé und Cristiano Ronaldo ihre Hotels in der Hansestadt. Hunderte Fans begrüßten die Superstars in der Hansestadt, bekamen sie aber kaum zu sehen.
Mbappé ist bei "Les Bleus" im Team Cap. Mit weißer Schirmmütze "behütet", stieg der französische Kapitän am Donnerstagmittag als einer der Letzten aus dem Bus des Nationalteams aus, um in das Teamhotel Side zu gehen. Zuvor waren bereits die meisten seiner Teamkollegen in das Gebäude an der Drehbahn gehuscht - viele wie Mbappé mit weißer Cap, noch mehr allerdings mit tief ins Gesicht gezogener blauer Kapuze.
Lediglich Coach Didier Dechamps, Abwehrspieler Théo Hernandez, Mittelfeldabräumer Ngolo Kanté sowie die Offensivspieler Antoine Griezmann, Marcus Thuram und Kingsley Coman zeigten sich den mit gezückten Smartphones wartenden Fans in der Hamburger Innenstadt ohne jede Form der Gesichts- und Kopfbedeckung, doch auch bei ihnen: ein kurzer Gruß und ab dafür.
Frankreich gegen Portugal oder Binnen- versus Außenalster
Während der Weltmeister von 2018 an der Binnenalster residiert, sind die Portugiesen, Gegner im EM-Viertelfinale heute (21 Uhr, im NDR Livecenter), einen guten Kilometer weiter nördlich untergekommen: im Hotel Fontenay an der Außenalster. Vom Europameister des Jahres 2016 (Finalsieg gegen Frankreich im Stade de France) war am Tag vor dem Duell noch weniger in der Hansestadt zu sehen als von der "Equipe tricolore" - was aber auch an der deutlich späteren Ankunft lag.
Während die Franzosen um 18 Uhr im Volkspark ihr Training starteten, fuhren die Portugiesen zu diesem Zeitpunkt unter dem Jubel von rund 500 Fans vor dem Fontenay an der Alster vor. Ronaldo und Co. bekamen sie aber nicht zu sehen. Dafür teilte die portugiesische Nationalmannschaft nach der Ankunft am Hamburger Airport aber ein Bild vom seit diesem Turnier ältesten Spieler der EM-Geschichte, dem sichtlich gut gelaunten 41 Jahre alten Verteidiger Pepe.
Weder Ronaldos Portugiesen noch Mbappés Franzosen konnten überzeugen
Doch auch wenn er nicht im Bild war, bei den Portugiesen dreht sich beinahe alles um den 39-jährigen Ronaldo. Im bisherigen Turnierverlauf war es allerdings so, dass seine Präsenz einige andere Hochbegabte im Kader eher auszubremsen als wirksam einzubinden scheint. Der Kapitän spielt immer, er schnappt sich jeden Freistoß - aber er hat bislang noch kein einziges Mal getroffen bei dieser EM.
Wird nun sein 30. Spiel auch sein letztes bei einer EM? Ronaldo hat angekündigt, dass diese seine letzte Europameisterschaft sei. Den Elfmeter-Fehlschuss und die Tränen vom Achtelfinale gegen Slowenien habe er verarbeitet. Gegen die bisher starke französische Defensive werden sowohl er, als auch seine Neben- und Hinterleute wie Bernardo Silva oder Bruno Fernandes aber kreativer sein müssen als bisher. Zudem wird die eigene Abwehr um "Alterspräsident" Pepe, der wie Ronaldo beim EM-Sieg vor acht Jahren im Finale gegen Frankreich dabei war, mächtig gefordert.
Mittelfeldspieler Silva schwärmte wenige Stunden vor dem Showdown in Hamburg von "zwei Nationalmannschaften mit großartigen Spielern, jeder Spieler kann den Unterschied machen". Wer Favorit sei? "Ich sehe keinen", antwortete der portugiesische Star von Manchester City. Die Portugiesen hätten eine "großartige Chance, unserem großen Ziel näherzukommen, den Pokal zu gewinnen".
Mbappé schwärmt - und könnte Ronaldo in EM-Rente schicken
Seinen Optimismus zieht er auch daraus, dass es auch beim Gegner bisher alles andere als rund lief: Die Franzosen haben bei diesem Turnier nicht viel mehr zu bieten als zwei gegnerische Eigentore und einen verwandelten Elfmeter von Mbappé.
Pikante Randnotiz: Der 25-Jährige, der ab der kommenden Saison für Real Madrid aufläuft, und sein Team könnten mit einem Sieg die EM-Karriere seines Idols beenden. Einst hatte er Ronaldo-Poster im Zimmer, nun könnte der "Kronprinz" den König des europäischen Fußballs nach Hause schicken.
"Es gibt nur einen Cristiano Ronaldo und es wird immer nur einen Cristiano Ronaldo geben. Ich hoffe nur, dass er morgen nicht so glücklich sein wird." Frankreichs Kapitän Kylian Mbappé
Das aber hängt davon ab, welchem der beiden Teams im Volkspark eine Leistungssteigerung gelingt - und der Einzug ins Halbfinale. An der großen Strahlkraft haben die bislang mauen Spiele beider Teams nichts geändert. Es ist Ronaldo, der das Sicherheitskonzept dieses Turniers strapaziert, weil ständig irgendwo ein Flitzer auftaucht, der nur ein Foto mit ihm haben will. Und es sind längst Trikots des Al-Nassr FC aus Saudi-Arabien (Ronaldo) und von Paris Saint-Germain (Mbappé), mit denen auch Kinder auf deutschen Schulhöfen und Sportplätzen herumlaufen.
Auf der Pressekonferenz vor der Partie geriet auch Mbappé fast nochmal in kindliches Schwärmen über sein Idol: Er möge, "wie er spielt. Seine Tore, seine Pokale, sein Lebenslauf" sprächen für den 39-Jährigen. "Er hat Generationen inspiriert, er ist einzigartig. Es gibt nur einen Cristiano Ronaldo und es wird immer nur einen Cristiano Ronaldo geben. Ich hoffe nur, dass er morgen nicht so glücklich sein wird." Die weiße Cap hatte er da immer noch auf dem Kopf.