Fragen und Antworten zur Abstimmung über DFL-Investor
Die 36 Fußballclubs der 1. und 2. Liga haben in einer knappen Zwei-Drittel-Mehrheit für den umstrittenen Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) gestimmt. Alle Informationen zum Thema.
Die Mehrheit hätte bei der Versammlung nicht knapper ausfallen können: 24 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen. Die beiden DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz erhielten damit das Mandat zu Verhandlungen mit den vier potenziellen Geldgebern. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie sieht der neue Plan aus?
Sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, sollen für 20 Jahre verkauft werden. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben. Im Idealfall gehen 600 Millionen an die DFL-Zentralverwaltung zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells (Digitalisierung, Streamingplattform, usw.). 300 Millionen erhalten gemäß dem gültigen Verteilerschlüssel die Clubs, um die zunächst entstehenden Medien-Mindereinnahmen auszugleichen. Mit den restlichen 100 Millionen soll ein Vergütungssystem geschaffen werden, das die Clubs belohnt, die zu Werbezwecken ins Ausland reisen.
Wer sind die möglichen Geldgeber?
Es soll vier Interessenten aus dem sogenannten "Private-Equity-Bereich" geben. Es handelt sich dabei um Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die auf Beteiligungsformen spezialisiert sind. Die weltweit durch Private Equity verwalteten Vermögen belaufen sich auf mehrere Billionen Euro.
Wie ist die Vorgeschichte des möglichen Deals?
Der erste Versuch, einen Investor ins Boot zu holen, war gescheitert. Damals wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt. Der Plan sah vor, 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft über 20 Jahre zu verkaufen. Zwei Milliarden Euro sollten erlöst werden. Das Modell war riskant, denn selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison) wären 12,5 Prozent über zwei Jahrzehnte gesehen deutlich mehr als drei Milliarden gewesen - in Summe also erst einmal ein riesiges Verlustgeschäft.
Viele Clubs waren mit der Verteilung des Geldes nicht einverstanden. "Nur" 750 Millionen von den zwei Milliarden Euro sollten in die Zentralvermarktung und den Aufbau einer Streamingplattform gesteckt werden. Der Rest sollte über verschiedene Töpfe an die Clubs gehen. Die Gegner befürchteten die weitere Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse und die Einflussnahme eines Geldgebers.
Wie sah nun der Vorlauf aus?
Die DFL-Geschäftsführer Merkel und Lenz haben die Clubs bei mehreren Gesprächsrunden über die Pläne informiert. Dabei wurden "rote Linien" gezogen. Hoheitsrechte sollen nicht abgegeben werden. Es soll keine "Mitbestimmungsrechte eines Partners in Bezug auf Pflichtspiele im Ausland, Anstoßzeiten oder im Bereich der Spielplanung" geben. Und: "Nach Ablauf der zeitlich begrenzten Minderheitsbeteiligung würden die lizenzierten Rechte automatisch an den DFL e.V. zurückfallen."
Wo liegen die Schwachpunkte des Plans?
Der geplante Puffer von 300 Millionen Euro gleicht die Mindereinnahmen durch die prozentuale Abgabe an den Investor ungefähr drei Spielzeiten aus. Schon innerhalb dieses Zeitraums müssten die Einnahmen also gewaltig steigen - andernfalls droht zumindest vorübergehend erneut ein Verlustgeschäft.
Zudem stellt sich die Frage, warum die Clubs die nötige Investitionssumme in Höhe von 600 Millionen Euro nicht aus eigenen Kräften bereitstellen können. Sollte die Summe über einen Zeitraum von drei Jahren investiert werden, wären das 200 Millionen Euro pro Jahr - also im Schnitt 5,55 Millionen Euro pro Club und Jahr. Das erscheint machbar. Vor allem, da das Geld nicht pauschal, sondern anhand des Verteilerschlüssel eingezogen würde. Dann müssten die Großen mehr, die Kleinen weniger bereitstellen.
Was haben die DFL-Bosse gegen diese "Binnenfinanzierung"?
Merkel hält diesen Weg nicht für mehrheitsfähig. "Eine Binnenfinanzierung würde deutlich höhere Abgaben der Clubs an die DFL bedeuten", sagte Merkel: "Das würde die finanziellen Mittel aller Vereine reduzieren, also die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten beschränken und im Endeffekt womöglich auch die Wettbewerbsfähigkeit reduzieren." Im Klartext heißt das: Die Etats sind derart auf Kante genäht, dass sie sich selbst Abgaben im kleinen Millionenbereich nicht leisten können.