Fanzone, Volksparkstadion, Public Viewing: So läuft die EM in Hamburg
Eine Fanzone auf dem Heiligengeistfeld, die so gut wie abgeschlossene Volksparkstadion-Sanierung und ein vielfältiges Kulturprogramm: Hamburg bereitet sich intensiv für die Fußball-Europameisterschaft 2024 vor. Die Pläne sind weit fortgeschritten.
Als einzige Stadt im Norden gehört Hamburg zu den zehn Gastgeberstädten der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli). So werden Zehntausende Fans zu den fünf ausverkauften EM-Spielen in der Hansestadt erwartet. Es soll ein vierwöchiges Fußballfest in der "Host City" Hamburg werden.
Fanzone und Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld
Zentraler Anlaufpunkt für die Anhängerinnen und Anhänger wird das Heiligengeistfeld. In unmittelbarer Nähe zum Millerntorstadion des FC St. Pauli haben bis zu 40.000 Fans Platz, die Spiele der EM kostenlos zu sehen. "Es ist so, dass der Trend eher ein bisschen rückläufig gewesen ist, was diese ganz großen Veranstaltungen angeht. Das könnte eine Corona-Folge sein, aber wir sind auf eine fünfstellige Zuschauer-Zahl gut vorbereitet", sagte Staatsrat Christoph Holstein (SPD) dem NDR.
Die Organisatoren setzen auf ihre Erfahrung mit Großveranstaltungen auf dem Heiligengeistfeld. Neben dem beliebten Public Viewing, das per Bundes-Verordnung auch nach 22 Uhr möglich sein soll, ist ein Fan Village geplant. "Da kann man viele Sachen ausprobieren. Wir wollen nicht nur das Fußballerlebnis am Bildschirm haben, sondern wir wollen auch wirklich, dass man über Sport, über Fußball hier in dieser Stadt miteinander ins Gespräch kommt", kündigt Holstein an. In der Arena wird es unter anderem Blindenfußball- oder Senioren-Turniere geben.
Auch auf kleineren Plätzen in Eppendorf, Langenhorn, Barmbek und Dulsberg können sich Fans gemeinsam die Spiele angucken, wie die Bezirksversammlung Nord auf Initiative der Grünen und der SPD beschloss. Der Bezirk Nord hofft dabei auf eine gute Lösung mit den Wochenmarktbetreibern. Alle sollen in die kleineren Public Viewing Events im Norden mit eingebunden werden, auch die Cafés und Restaurants auf den Plätzen drumherum.
Holstein: "Rechnen mit mindestens 50.000 Niederländern"
Nachdem die Endrunden-Lose Anfang Dezember gezogen worden sind und der EM-Spielplan steht, ist die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten in Hamburg laut Holstein deutlich größer geworden. "Aus Albanien sind in dem Moment, in dem der Kartenvorverkauf gestartet ist, sehr viele Anfragen gekommen. Dann rechnen wir mit mindestens 50.000 Niederländern, die ohnehin sehr reisefreudig sind. Und das Spiel Tschechien gegen die Türkei wird vermutlich Richtung Heimspiel der Türken gehen, da hier viele Leute mit türkischen Wurzeln leben."
Volksparkstadion-Sanierung so gut wie abgeschlossen
"Mich persönlich und auch unser Umfeld hat die Auslosung noch mal ganz schön gepusht", sagt Christian Lenz. Er leitet beim Fußball-Zweitligisten HSV die Bereiche Projektmanagement und Standortentwicklung, begleitet die Arbeiten im und am Volksparkstadion intensiv. Die Beschallungs- sowie Flutlichtanlage werden bereits im Spielbetrieb des HSV eingesetzt. "Wir haben für beides auch eine komplett neue Stromversorgung gebaut", so Lenz.
"Ich glaube, wir werden ein sehr vorzeigbares Stadion haben." Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote
Bis zum Turnierbeginn werden die Sanitärbereiche um 50 Prozent erweitert. Auch die Plätze für Rollstuhlfahrende werden von 75 auf 130 Plätze inklusive neuer Podeste aufgestockt. Dazu wird die Klimatisierung im VIP-Bereich erneuert. "Die letzten Maßnahmen sollen Ende Februar abgeschlossen sein", so Lenz.
Für diese Maßnahmen, die natürlich über die EM hinausgehen, wird der Hamburger SV etwa 25 bis 30 Millionen Euro investieren. Während der EM-Endrunde wird das Volksparkstadion mit dem Design des Turniers versehen. Dazu werden sowohl ein TV-Compound auf dem Parkplatz gebaut als auch die Medientribüne im Stadion temporär deutlich vergrößert.
Fünf EM-Spiele in Hamburg
Im Hamburger Volksparkstadion werden insgesamt fünf EM-Spiele ausgetragen, darunter vier Gruppenspiele. Die Niederlande treffen am 16. Juni (15 Uhr) auf Polen. Drei Tage später (15 Uhr) spielt Albanien gegen den WM-Dritten Kroatien. Am 22. Juni (15 Uhr) kommt es zum Aufeinandertreffen von Georgien und Tschechien, das zudem am 26. Juni (21 Uhr) die Türkei fordert. Zudem findet in der Hansestadt am 5. Juli ein Viertelfinale statt.
Tschechen wohnen in Hamburg
Der Spielplan hätte aus Hamburger Sicht kaum besser sein können. Immerhin pflegt die Hansestadt seit 1990 eine Städtepartnerschaft mit Tschechiens Hauptstadt Prag. In erster Linie dürfte sich der tschechische Verband aber wegen der zwei Gruppenspiele im Volksparkstadion entschieden haben, sein Quartier im Steigenberger Hotel Treudelberg im Nordosten von Hamburg zu beziehen.
Trainieren wird das Team in erster Linie im Edmund-Plambeck-Stadion in Norderstedt. Möglicherweise werden die Tschechen aber auch mal beim FC St. Pauli üben. Das Millerntorstadion gehört ebenfalls zu den Trainingsstätten während des Turniers, bietet sich zum Beispiel für ein öffentliches Training an. Allerdings sei das noch in finaler Abstimmung. "Das zeigt auch, dass sich die Kooperation mit der Stadt eben nicht nur auf den HSV beschränkt, sondern dass eben auch St. Pauli sagt: 'Wir wollen gerne mitmachen'", erklärt Holstein.
Vielfältiges Kulturprogramm sowie Ideenwettbewerb geplant
Tanz, Performance, Musik oder Oper: Rund um die fünf EM-Spiele plant die Stadt zahlreiche Projekte, die Fußball und Kultur verbinden sollen. "Wir wollen unter dem EM-Motto 'United by Football' - also vereinigt durch Fußball - dafür sorgen, dass in unserer Stadt Menschen zusammenkommen, dass sie sich treffen, die möglicherweise sonst aneinander vorbei leben würden. Deshalb haben wir insgesamt 500.000 Euro in die Hand genommen, um Projekte zu unterstützen", sagt Holstein, unter anderem auch Street-Soccer-Turniere.