Fadenkreuz-Banner: Kind kündigt Reaktion an - Hannover 96 kritisiert Fans
Der Sieg von Hannover 96 im Zweitliga-Nordduell beim HSV wurde am Freitagabend von geschmacklosen Protesten der 96-Fans gegen Martin Kind überschattet. Dieser kündigte eine Reaktion an, der Verein kritisierte das Verhalten der eigenen Anhänger scharf.
In der 96-Fankurve wurden drei Banner mit Porträts von Hannovers Profi-Geschäftsführer Martin Kind sowie dem Deutschlandchef von CVC Capitals, Alexander Dibelius, und Blackstone-Boss Stephen Schwarzman gezeigt. Alle Porträts waren jeweils mit einem Fadenkreuz versehen. Weder die Intervention der Spieler noch von Trainer Stefan Leitl und Sportchef Markus Mann halfen.
Die Banner wurden zunächst nicht eingerollt, die Partie wurde deshalb von Schiedsrichter Sören Storks für mehr als eine halbe Stunde unterbrochen und stand sogar kurz vor dem Abbruch. Dann wurden die geschmacklosen Transparente doch eingerollt - und die Partie konnte weitergehen. Kind wird unterstellt, im Dezember für den Einstieg eines Investors bei der DFL und damit gegen den Willen der Vereinsverantwortlichen gestimmt zu haben. Er selbst hat nie gesagt, wie er abgestimmt hat. CVC und Blackstone gelten als letzte Investoren-Kandidaten der DFL.
"Ich will das jetzt nicht kommentieren. Es wird Reaktionen geben. Ende", sagte Kind der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung": "Wichtig ist, dass man etwas entscheiden muss", betonte der 79-Jährige, ohne zunächst auf Details einzugehen.
Coach Leitl: "Das hat im Stadion nichts verloren"
Die Ereignisse im eigenen Fanblock trübte die Freude der Niedersachsen über den spektakulären 4:3-Sieg deutlich. Und die Verantwortlichen sparten nicht mit Kritik an den eigenen Fans. "Man hört immer: Fußball gehört den Fans. Aber Fußball gehört auch den Fußballern", sagte Trainer Leitl aufgebracht: "Was heute passiert ist, hat in einem Stadion nichts verloren. Das nervt einfach. Davon distanziere ich mich, davon distanzieren wir uns."
Auch Sportchef Mann fand klare Worte. "Fadenkreuz-Plakate sind ein Unding, das geht nicht, da müssen wir nicht drüber reden. So, wie es im Moment ist, kann und darf es natürlich nicht weitergehen. Im Stadion droht dann auch irgendwann die Stimmung zu kippen", sagte er nach dem Spiel bei "Sky".
Seit Wochen Protest gegen Investoren-Einstieg
Doch derzeit ist es schwer vorstellbar, dass sich die Lage in absehbarer Zeit wieder entspannt. Seit Wochen protestieren organisierte Fans gegen den Investoreneinstieg bei der DFL. Vor der Spielunterbrechung hatte sich bereits der Anpfiff zur zweiten Hälfte verzögert, da HSV-Anhänger am Tor vor der Fankurve schwere Fahrradschlösser angebracht hatten, die mit Hilfe von Trennschleifern entfernt werden mussten.
Tennis-Bälle und Schokoladentaler auf dem Rasen gehören seit Wochen zum gewohnten Bild in den Stadien der Bundesliga und Zweiten Liga. Es dürften noch einige Spieltage folgen, an denen zahlreiche Partien nicht reibungslos über die Bühne gehen.