St. Paulis Trainer Timo Schultz © Witters

FC St. Pauli: Trotz Talfahrt Vertrauen in Trainer Schultz

Stand: 21.12.2020 14:07 Uhr

Fußball-Zweitligist FC St. Pauli will trotz der sportlichen Krise an Trainer Timo Schultz festhalten. Die Clubführung signalisiert Rückendeckung und will möglicherweise neue Spieler holen.

Clubchef Oke Göttlich hatte dem 43 Jahre alten Ur-St.-Paulianer erst in der Vorwoche bei der Mitgliederversammlung das Vertrauen ausgesprochen. Nach der jüngsten 0:3-Heimpleite gegen Fortuna Düsseldorf tat dies nun auch Sportchef Andreas Bornemann: "Es gibt definitiv keine Trainerdiskussion. Ich gebe ihm den Rückenwind, den er verdient hat."

Nach zehn Spielen in Serie ohne Sieg und Abstiegsplatz 17 stand am Montag eine Analyse an, wie man bei nur acht Punkten den Karren mit einem ähnlichen Kraftakt wie vor vier Jahren aus dem Dreck ziehen kann. Damals hatte der Kiezclub unter Ewald Lienen sogar nur sechs Zähler auf dem Konto, war Letzter - und rettete sich am Ende doch.

Kommen im Winter Verstärkungen?

Da aber fraglich ist, ob nach dem erneuten Umbruch die Qualität im stark verjüngten Kader ausreicht, könnte noch der eine oder andere Transfer getätigt werden. Der polnische Innenverteidiger Adam Dzwigala dürfte nicht die letzte Verpflichtung des Winters gewesen sein.

"Wir müssen die richtigen Spieler herauskristallisieren, die in der Lage sind, mit dieser Situation umzugehen. Das werde ich gemeinsam mit dem Trainer machen." Sportchef Andreas Bornemann

Der selbst in die Schusslinie geratene Sportchef hofft zudem "auf ein paar Neuzugänge aus den eigenen Reihen". So wurde gegen Düsseldorf Abwehrchef James Lawrence (Wadenprobleme) schmerzlich vermisst, dazu kommen die länger verletzten Christopher Avevor, Christopher Buchtmann, Ryo Miyaichi, Philipp Ziereis, Luca Zander und Torjäger Guido Burgstaller.

Schultz will härter durchgreifen

So oder so steht fest: "So wie in den vergangenen Wochen kann es nicht weitergehen", befand der seit 15 Jahren als Spieler, Nachwuchscoach und nun erstmals als Cheftrainer für St. Pauli tätige Schultz. Der bisher eher zurückhaltende Coach will fortan härter durchgreifen: "Wir werden mehr Maßnahmen ergreifen müssen, als bisher angedacht."

Göttlich: "Abstieg gleicht einer Katastrophe"

"Ein Abstieg in die Dritte Liga in einer pandemischen Situation gleicht einer Katastrophe", hatte Präsident Göttlich vergangene Woche gemahnt. Angesichts der weiter nicht absehbaren Rückkehr von Fans ins Stadion und weiterer Corona-bedingter Einschränkungen rechnet der FC St. Pauli, dessen Defizit für 2019/2020 mit 557.000 Euro noch moderat ausfiel, im laufenden Geschäftsjahr mit weitaus heftigeren Folgen. Göttlich erwartet 20 Prozent weniger Umsatz, was ein Minus von rund zehn Millionen Euro bedeuten würde.

Ein Abstieg würde alles noch schlimmer machen für den an sich gesunden Verein. Viel Zeit für die Wende bleiben Schultz & Co. jedoch nicht. Nach der kurzen Weihnachtspause folgen im Januar sieben Spiele am Stück. Dann können sich die Kiezkicker das besorgniserregende Konglomerat aus schludriger Abwehrarbeit, zaghafter Zweikampfführung, harmlosen Standards und fahrlässiger Chancenverwertung nicht mehr erlauben - sonst führt der Weg direkt ins Fußball-Unterunterhaus.

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Hamburg Journal | 21.12.2020 | 19:30 Uhr

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