FC St. Pauli macht erstmals seit neun Jahren Verlust
Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat in der Saison 2019/2020 ein Minus von 557.000 Euro gemacht - und die Situation bleibt angespannt. Trotz der sportlichen Krise sprach Clubchef Oke Göttlich Trainer Timo Schultz das Vertrauen aus.
Dass der Verein nach zuvor acht Jahren mit Gewinnen in den Wirtschaftsbilanzen erstmals wieder rote Zahlen geschrieben hat, war bereits seit einem Monat bekannt - am Donnerstag wurden die Zahlen konkretisiert. Vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie - allein die seit Wochen leeren Ränge bescheren den Hamburgern ein Minus von 700.000 bis 750.000 Euro pro Heimspiel - seien die Einnahmen deutlich niedriger als geplant, erklärte Göttlich auf der Online-Mitgliederversammlung des Kiezclubs. 2018/2019 hatte es noch einen konzernweiten Gewinn von 1,56 Millionen Euro gegeben.
"Es sind große Anstrengungen erforderlich, um die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auch weiterhin kompensieren zu können." Vizepräsident Carsten Höltkemeyer
Im laufenden Geschäftsjahr geht der Verein von einem noch größeren Minus aus. Die Rede ist von fünf bis sechs Millionen Euro, der Umsatz werde um mehr als zehn Millionen Euro zurückgehen. "Die wirtschaftliche Lage bleibt auch für das aktuelle Geschäftsjahr angespannt", sagte Vizepräsident Carsten Höltkemeyer. Immerhin: Das Eigenkapital im Konzernverbund lag zum 30. Juni bei 13,5 Millionen Euro.
Göttlich spricht sportlicher Führung Vertrauen aus
In der sportlichen Krise, St. Pauli belegt aktuell nur den vorletzten Tabellenplatz, stellte Göttlich allerdings klar: Nichts ist teurer als ein Abstieg. Den gelte es zu vermeiden.
Trainer Timo Schultz und Manager Andreas Bornemann sprach er ausdrücklich sein Vertrauen aus. "Wir haben uns innerhalb der Gremien und mit Andreas und Timo im Sommer auf einen Weg verständigt und werden diesen konsequent verfolgen. Das bedeutet nicht, dass wir zufrieden mit den Ergebnissen und dem Tabellenplatz sind und dass wir nicht inhaltlich hinterfragen, unnachgiebig diskutieren und unbequeme Entscheidungen treffen", betonte Göttlich. "Das tun wir und wir werden in dieser Saison weiter unbequeme Entscheidungen treffen, denn wir sind ambitioniert, wir wollen erfolgreichen Fußball spielen und wir wollen mit Andreas und mit Timo noch lange zusammenarbeiten."
Mitgliederversammlung soll im Mai nachgeholt werden
Nach der Corona-bedingten Absage der eigentlich schon am 15. November geplanten Mitgliederversammlung musste der FC St. Pauli laut Satzung noch in diesem Jahr eine Zusammenkunft ermöglichen. "Wir sind uns bewusst, dass eine Online-Veranstaltung von sehr vielen Mitgliedern nicht gewünscht wird. Es ist aber die einzige Alternative, unseren satzungsgemäßen Verpflichtungen nachzukommen", teilte der Club mit.
Um den Wunsch der Mitglieder nach einer Präsenzveranstaltung mit der "Möglichkeit des persönlichen Austauschs" zu erfüllen, werde dieses Pflicht-Treffen mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 2. Mai 2021 im Millerntor-Stadion ergänzt, hieß es dazu weiter.