FC St. Pauli: Gelingt gegen Schalke 04 heute der nächste Schritt?
Das Angebot für Trainer Fabian Hürzeler wird größer. Last-Minute-Transfer Simon Zoller stand beim 5:1-Erfolg über Holstein Kiel erstmals im Kader. Etienne Ameyido feierte sogar ein Kurz-Comeback. Der brasilianische Mittelstürmer Maurides steht nach seiner Meniskus-Operation absehbar auch wieder zur Verfügung - und in Johannes Eggestein beorderte der Coach gegen die "Störche" einen Mann ins Sturmzentrum, der unter ihm bisher nur eine Nebenrolle gespielt hatte und im August noch als Verkaufskandidat gehandelt worden war.
Mehr Optionen im Angriff für St.-Pauli-Coach Hürzeler
Der Angriff - über die ersten fünf Partien mit vier Remis hinweg als Schwachstelle im Kader der Braun-Weißen ausgemacht - bietet auf einmal deutlich mehr Optionen. Und die wird St. Pauli brauchen, wenn es am Sonnabend am Millerntor gegen Bundesliga-Absteiger Schalke geht (20.30 Uhr, im NDR Livecenter).
Der überzeugende - und mit vier Fernschusstreffern traumhafte - Erfolg über Holstein hat die Heimtorflaute beendet und der Mannschaft den ersten Heimsieg beschert. Wie es schon Mittelfeldspieler Marcel Hartel nach dem 5:1 mit Blick auf die vier Traumtore von ihm selbst, Connor Metcalfe, Eric Smith und Lars Ritzka aber sagte: "Die fallen so wirklich nicht alle Tage."
"Sieg gegen Kiel hat uns natürlich Selbstvertrauen gegeben." St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler
Hürzeler blickte am Donnerstag in der Pressekonferenz gerne auf das vergangene Spiel zurück: "Der Sieg gegen Kiel hat uns natürlich Selbstvertrauen gegeben. Besonders auch den Spielern, die in den letzten Spielen nicht so zum Zug gekommen sind. Das hat man schon bemerkt."
Für die Hamburger wird es nach der Fernschuss-Gala gegen Kiel im nächsten Schritt daher darum gehen, auch auf anderen Wegen zu Treffern zu kommen. Und das bedeutet nach wie vor die noch stärkere Einbindung und Beteiligung der Stürmer, insbesondere in der Zentrale. Bisher haben aus der vordersten Reihe nur die Flügelstürmer Elias Saad und Oladapo Afolayan getroffen - das Gros der acht Saisontore kommt aus St. Paulis Prunkstück, dem Mittelfeld, sowie durch Smiths Traum-Freistoß am Sonntag aus der Abwehr.
Schalke hat zehn seiner elf Tore im Sechzehner erzielt
So gut sich Mittelstürmer Eggestein am Sonntag gegen Kiel im Sturmzentrum bewegte, so viele Räume er schuf und so stark er auch im Pressing arbeitete: Noch immer fehlt ein Vollstrecker in der Box, aber auch ein Spieler, der in der vordersten Angriffslinie Bälle festmacht und verteilt.
Spieler eines Typs Simon Terodde, der den "Königsblauen" am Millerntor wegen Wadenproblemen allerdings nicht zur Verfügung stehen wird. Gegen Magdeburg hatte Schalke zuletzt einen emotionalen 4:3-Comeback-Sieg gefeiert, Sebastian Polter hatte Terodde vertreten und zweimal getroffen.
Elf Tore hat der Bundesliga-Absteiger, der mit zwei Siegen, einem Remis und drei Pleiten einen durchwachsenen Start in die Saison hatte, in sechs Partien bisher erzielt. Auffällig: zehn davon aus dem Sechzehner heraus.
St. Pauli muss sich auf viele Schalker Flanken einstellen
Für die Hürzeler-Schützlinge wird es in der Abwehr also darum gehen, den eigenen Strafraum zu verteidigen. Oder besser noch: die Gäste von den Außenbahnen gar nicht erst zum Flanken kommen zu lassen. Die Schalker schlagen ligaweit dem Bundesliga-Datenlieferanten AWS zufolge die fünftmeisten Bälle in den Sechzehner - 75 in sechs Begegnungen.
Zum Vergleich: St. Pauli hat sich dieses offensiven Stilmittels nur 62 Mal bedient. Und so ist nach der Fernschuss-Gala gegen die KSV das Konto der Treffer von innerhalb und außerhalb des Sechzehners ausgeglichen - 4:4.
Um die Gäste möglichst weit weg vom eigenen Tor zu halten, wird es am Samstagabend ein ähnlich griffiges Pressing, eine ebenso gute Raumaufteilung sowie weiterhin hohe Passquote wie gegen die Schleswig-Holsteiner brauchen. Werden die Hürzeler-Schützlinge - wie gegen Kiel zwischen der 20. und 38. Minute - zu lax, bieten sich dem Gegner Räume, die insbesondere eine Mannschaft mit so hoher individueller Qualität wie der FC Schalke nutzen kann.
St. Pauli kann Schalke in der Tabelle distanzieren
Bei aller Begeisterung auch über die insgesamt starke gesamtmannschaftliche Abwehrleistung hatte Innenverteidiger Smith nach der Partie kritisch angemerkt, dass "wir etwas mehr zugelassen haben, als wir wollten".
Eine Minimierung solcher Spielphasen wäre - neben noch mehr offensiver Varianz durch eine stärkere Einbindung des zentralen Stürmers - ein weiterer Schritt nach vorne für die einzige noch ungeschlagene Mannschaft der Zweiten Liga. Und würde bei einem weiteren Heimsieg einen Konkurrenten um die vorderen Plätze früh in der Saison ein Stück weit distanzieren.
Mögliche Aufstellungen:
FC St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas, Metcalfe, Hartel, Ritzka - Afolayan, J. Eggestein, Saad
FC Schalke 04: Langer - Brunner, Baumgartl, Kaminski, Ouwejan - Schallenberg - Tempelmann, Ouedraogo - Kabadayi, Polter, Murkin