"Ein Meilenstein": Freude über erste WM-Schiedsrichterin
Stéphanie Frappart ist die erste Schiedsrichterin, die bei einer Männer-WM zum Einsatz kommt. Sie wird heute mit ihren Assistentinnen Neuza Back (Brasilien) sowie Karen Diaz Medina (Mexiko) die Partie Deutschland gegen Costa Rica leiten. Ihr Hamburger Kollege Patrick Ittrich freut sich über den Einsatz - und wünscht ein glückliches Händchen.
"Ich finde es großartig. Es ist vollkommen irrelevant, ob ein Mann oder eine Frau das Spiel pfeift. Es geht um Leistung und Qualität", sagte Ittrich dem NDR. "Ich bin mir sicher, alle drei werden das hervorragend machen. Und wenn nicht, dann ist es genauso wie bei den Männern: Dann hat man eben mal einen schlechten Tag", fügte der Hamburger hinzu.
"Ich wünsche ihnen gutes Gelingen, ein glückliches Händchen und freue mich, ihnen dabei zusehen zu dürfen." Patrick Ittrich
Superlative und medialer Rummel um Frappart
"Historisch", schrieb die französische Fachzeitung "L'Équipe" zur Nominierung Frapparts für das entscheidende deutsche Gruppenspiel gegen Costa Rica. Es dauerte schließlich knapp 100 Jahre, ehe die 38-Jährige am heutigen Donnerstag (20 Uhr, live im Ersten und im Livecenter bei NDR.de) als erste Frau die Partie einer Männer-WM leitet. Doch bereits bei ihren bisherigen Meilensteinen in der Männerdomäne hatte Frappart bemerkenswerte Gelassenheit ausgestrahlt.
Frappart: "Wir kennen den Druck"
In Katar sind drei Schiedsrichterinnen dabei, neben Frappart die Japanerin Yoshimi Yamashita und Salima Mukansanga aus Ruanda. Nach eineinhalb WM-Wochen waren auch wegen der Debatte über die Frauenrechte in Katar leise Zweifel an den Einsatzchancen des Trios aufgekommen. Aus deutscher Sicht könnte Frapparts Bühne nun kaum größer sein.
"Wir kennen den Druck", hatte die Französin vor der WM der britischen BBC gesagt. "Aber ich denke, das wird uns nicht ändern. Ruhig und fokussiert sein, sich konzentrieren - und nicht zu viel über die Medien und alles Weitere nachdenken. Einfach auf das Spielfeld fokussiert sein."
Seit 2019 in der Ligue 1 im Einsatz - bei den Männern
Der Blick in die sozialen Medien am Mittwoch offenbarte, dass Akzeptanz und Gleichberechtigung längst noch nicht bei allen Fans selbstverständlich sind. Dabei pfeift Frappart in ihrem Heimatland Frankreich seit 2019 in der höchsten Spielklasse der Männer, vor eineinhalb Jahren war sie die erste Frau, die ein WM-Qualifikationsspiel leitete.
Ihr Geschlecht sei dabei nie ein Thema gewesen, sagte sie. "Seit ich angefangen habe, wurde ich immer unterstützt - von den Mannschaften, Vereinen und Spielern. Ich war im Stadion immer willkommen, also fühle ich mich auf dem Platz wie jeder andere Schiedsrichter." Im Mai pfiff Frappart das französische Pokalfinale der Männer.
Schult: "Für mich keine Überraschung"
"Für mich ist das keine Überraschung", sagte die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult in der ARD zur Ansetzung für Donnerstag und verwies auf die große Erfahrung von Frappart. "Ich freue mich darauf, dass jetzt eine Frau zum Einsatz kommt." Der ehemalige Weltmeister Sami Khedira unterstrich, er sei ein "Riesen-Fan, dass Frauen mit Leistung auch im Männer-Fußball Fuß fassen".
Dass es allein um Leistung geht, betont auch der Weltverband immer wieder. "Sie sind nicht hier, weil sie Frauen sind, sondern als FIFA-Referees", hatte FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina kurz vor dem ersten Spiel über die drei Schiedsrichterinnen gesagt.
Steinhaus-Webb: "Ein Meilenstein"
Bei der WM 2018 hatte noch keine Frau im Kader der Referees gestanden. Für die deutsche Pionierin Bibiana Steinhaus-Webb, erste Schiedsrichterin in der Bundesliga, kam die Entwicklung zu spät. "Was für ein Meilenstein in der Geschichte für Schiedsrichterinnen, sagte die 43-Jährige, die eine "weltweite Aufmerksamkeit für diese Ansetzung" sieht.
"Die Qualität spricht für sich", hatte sie zuletzt dem NDR gesagt. "Ganz wichtig" sei aus Sicht der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, dass die Besten eingesetzt würden.