St. Paulis Igor Matanovic (r.) bejubelt einen Treffer gegen Hannover. © WITTERS Foto: TimGroothuis

Eigengewächs Matanovic haucht St. Pauli neues Leben ein

Stand: 17.01.2021 12:46 Uhr

Igor Matanovics Last-Minute-Treffer zum 3:2-Sieg im Zweitliga-Nord-Duell bei Hannover 96 bescherte dem FC St. Pauli den so lang ersehnten zweiten Saisonsieg. Der erst 17 Jahre alte Stürmer schoss sich damit auch in die Geschichtsbücher des Vereins.

von Martin Schneider

"Ich weiß gar nicht, was ich denken soll", gab sich Matanovic nach dem Abpfiff perplex. "Meine Emotionen gehen hoch und runter und mein ganzer Körper zittert." Verständlich, denn sein erstes Tor im Profi-Fußball löste Balast und hatte Gewicht - für ihn und seinen Verein. Mit dem ersten Auswärtssieg der Saison, gleichzeitig der erste Erfolg außerhalb Hamburgs seit dem 2. März 2019, beendete Matanovic mit seinem Joker-Tor zwei lange Durststrecken. Der Stürmer, der seit der U9 für St. Pauli spielt, ist mit 17 Jahren und 292 Tagen nun auch der jüngste Torschütze der Vereinsgeschichte.

Offensiv zielstrebig und verbessert...

St. Paulis Igor Matanovic (Nr. 34) wird von seinen Spielern für einen Treffer gefeiert. © WITTERS Foto: TimGroothuis
Kollektiver Jubel und Erleichterung: St. Paulis Spieler feiern den Sieg in Hannover und Torschütze Igor Matanovic.

Der Sieg bei Hannover 96 ist ein Blaupause des bisherigen Saisonverlaufs der Braun-Weißen - nur dieses Mal sprangen die für den Klassenerhalt überlebenswichtigen Punkte dabei heraus. Dass St. Pauli oft einen guten Start in die Partie erwischt, ist ligaweit bekannt. Bis in die niedersächsische Landeshauptstadt hatte sich diese Erkenntnis noch nicht herumgesprochen. Neu hingegen ist, dass die Braun-Weißen in dieser Spielphase das Tor treffen. Der Doppelschlag zu Beginn von Rodrigo Zalazar und Guido Burgstaller, der sein erstes Tor im St.- Pauli-Trikot erzielte, sowie weitere Chancen von Daniel-Kofi Kyereh und Neuzugang Omar Marmoush zeigten das große offensive Potenzial des Quartetts. An der Effektivität lässt sich allerdings arbeiten, denn Hannover war mit dem Zwei-Tore-Rückstand zur Pause noch gut bedient.

... defensiv verunsichert und anfällig

Problematisch bleibt im Spiel der Hamburger die Balance zwischen Offensive und Defensive. Gegentore verunsichern die junge Mannschaft und sorgen oft für einen Bruch im Spiel. "Am Ende war es auch ein glücklicher Sieg, denn die 96er hatten nach dem 2:2 eine sehr gute Phase, wo wir ein bisschen am schwimmen waren", ordnete Trainer Timo Schultz die Partie realistisch ein. Bei beiden Treffern von Hannovers Spielmacher Genki Haraguchi stimmte die Zuordnung in der Verteidigung nicht, der verletzte Abwehrchef James Lawrence fehlt als Stabilisator und Ruhepol. Auch der schnelle Spielaufbau hat Licht und Schatten: In der ersten Hälfte noch erfolgreich und zielstrebig, flippert der Ball in Phasen der Verunsicherung unkontrolliert durch die Reihen und führt so zu leichtfertigen Ballverlusten. "Dass wir nach den beiden Gegentoren nicht komplett auseinandergefallen sind, gibt uns auch für die nächsten Spiele ein gutes Gefühl", zeigte sich Torschütze Burgstaller erleichtert.

Hoffnung auf einen Stimmungswechsel

Nach zuvor turbulenten Tagen, die in den Vertragsauflösungen von Torhüter Robin Himmelmann und Stürmer Boris Tashchy gipfelten, erhofft man sich am Millerntor einen atmosphärischen Effekt: "Wir hatten eine super Stimmung auf dem Platz und auf der Bank. Wir sind seit der Halbzeitpause in Würzburg noch einmal deutlich enger zusammengerückt und wollten nach den ganzen Rückschlägen alles Belastende von Bord werfen", sagte Schultz. Und auch Sieg-Torschütze Matanovic schlug in dieselbe Kerbe: "Wir waren heiß, hatten schon eine gute Stimmung auf der Anreise nach Hannover und ich wusste, dass wir alle kämpfen werden." Nach zuvor 13 sieglosen Spielen am Stück war es dafür auch höchste Zeit. Ob der Mentatlitätswechsel anhaltend ist, werden die kommenden Partien zeigen. Mit 13 Punkten aus 16 Partien steht der FC St. Pauli nach wie vor auf Tabellenplatz 17.

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Sportclub | 17.01.2021 | 22:50 Uhr

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