Der ehemalige HSV-Profi Ditmar Jakobs © Witters

Ditmar Jakobs - HSV-Idol mit tragischem Karriereende

Stand: 28.08.2023 21:35 Uhr

Ditmar Jakobs gehört zu den großen Spielern in der Geschichte des HSV, gewann unter anderem den Europapokal der Landesmeister. Doch die meisten verbinden mit ihm vor allem eine schwere Verletzung nach dem vielleicht tragischsten Unfall der Bundesliga-Historie.

Es ist der 20. September 1989: Der HSV spielt gegen Werder Bremen. Ein Nordderby mit denkbar tristem Rahmen, lediglich 14.000 Zuschauer sind ins zugige Volksparkstadion gekommen. Ihnen stockt in der 14. Spielminute der Atem. Nach einem Schuss von Wynton Rufer klärt Ditmar Jakobs den Ball artistisch kurz vor der Torlinie, rutscht dabei aber so unglücklich ins Tornetz, dass sich ein Karabinerhaken in seinen Rücken bohrt. Alle vorsichtigen Versuche, ihn aus dieser Lage zu befreien, scheitern. Schließlich greift der Mannschaftsarzt zum Skalpell und schneidet den Haken aus Jakobs Rücken. Das dauert 20 Minuten, Nervenstränge werden dabei durchtrennt. Es ist das abrupte Ende einer großen sportlichen Karriere.

Für eine Million D-Mark aus Duisburg nach Hamburg

"Darüber will ich nicht mehr reden. Das ist lange vorbei. Ich will nicht nur auf das reduziert werden, was damals passiert ist", sagte Jakobs vor Jahren. Und tatsächlich wäre es falsch, Jakobs' sportliche Leistungen nicht ausreichend zu würdigen. 1979 kommt er vom MSV Duisburg zum damaligen deutschen Meister. Fast eine Million D-Mark lässt sich der HSV den Transfer kosten. Eine Investition, die sich auszahlen sollte.

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Ditmar Jakobs wird 1989 bei einem Bundesligaspiel im Tor versorgt. © picture alliance / Carsten Rehder | Carsten Rehder

HSV-Verteidiger Ditmar Jakobs: Gefangen am Karabinerhaken

Es war der schrecklichste Unfall der Bundesliga-Geschichte: Am 20. September 1989 bohrte sich ein Karabinerhaken in den Rücken von HSV-Verteidiger Ditmar Jakobs. mehr

Der ruhende Pol in der HSV-Defensive

In den kommenden zehn Jahren gehört Jakobs immer zur Stammelf, sowohl unter Branko Zebec als auch unter Ernst Happel. Der gebürtige Oberhausener ist ein außerordentlich guter Verteidiger, stark im Zweikampf und im Kopfballspiel. Und hart gegen sich selbst: Unter anderem bricht sich Jakobs fünf Mal das Nasenbein. Mit dem HSV wird er 1982 und 1983 Meister, 1987 Pokalsieger und gehört auch zu jener Elf, die am 25. Mai 1983 gegen Juventus Turin den Europacup der Landesmeister gewinnt. Im Fokus stehen meistens Spielmacher Felix Magath, Flankengott Manfred Kaltz oder Stürmer Horst Hrubesch. Doch Jakobs ist mit seiner Routine und Übersicht eine ebenso große Stütze für die Mannschaft.

Jakobs' Karriere in Zahlen

1971-1974 RW Oberhausen (78 Spiele/25 Tore)
1974-1977 Tennis Borussia Berlin (101/16)
1977-1979 MSV Duisburg (68/2)
1979-1989 Hamburger SV (323/27)
1980-1986 Nationalspieler (20/1)

Stammspieler in der Nationalelf erst unter Beckenbauer

Ein Stammspieler der besten deutschen Vereinsmannschaft müsste eigentlich auch Nationalspieler sein. Doch Profis vom HSV haben es bei Bundestrainer Jupp Derwall schwer. Jakobs spielt unter dem Coach genau einmal, am 13. Mai 1980 gegen Polen. Danach kommt es zum Zerwürfnis. Erst als sein ehemaliger HSV-Mannschaftskollege Franz Beckenbauer 1984 das DFB-Team übernimmt, kehrt Jakobs zurück in die Nationalmannschaft und steht auch beim verlorenen WM-Endspiel 1986 gegen Argentinien auf dem Platz, im Alter von 33 Jahren.

Erfolgreicher Geschäftsmann

Wäre der tragische Unfall nicht gewesen, Jakobs hätte vielleicht noch mit 40 die Schuhe in der Bundesliga geschnürt. "Solange die Leistung stimmt, spiele ich", lautete sein Motto. Und die Leistung stimmte eigentlich immer, auch noch 1989. So gesehen kommt das Karriereende abrupt, trifft ihn aber nicht unvorbereitet. "Ich wusste, das richtige Leben ist ein anderes als das in kurzer Hose", sagt Jakobs, der nach seinem Karriereende eine Versicherungsagentur in Norderstedt gründete - "der Start zu einer neuen Passion. Auch aus den Erfahrungen seiner eigenen schweren Verletzung" heraus, wie auf der Homepage der Agentur zu lesen ist.

Die Verbindung zu alten Weggefährten ist erhalten geblieben. Zu den ehemaligen Teamkollegen Holger Hieronymus, Horst Hrubesch, Bernd Wehmeyer und Sascha Jusufi hat Jakobs noch regelmäßigen Kontakt. Zu seinem Ex-Club nicht mehr: "Der HSV ist nicht mein Leben. Ich habe mich gelöst", hatte er bereits anlässlich seines 65. Geburtstages gesagt. Den Fußball betrachtet Jakobs ohnehin aus der Distanz.

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Collage mit Uwe Seeler, Paul Breitner und Otto Rehhagel (v.l.) © picture alliance

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 28.08.2018 | 08:25 Uhr

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