Der HSV und die großen Fragezeichen - wie geht es weiter?
Fußball-Zweitligist Hamburger SV wird auch in der kommenden Saison nicht in der Bundesliga spielen. Wieder einmal hat das Team den Aufstieg verspielt, wieder einmal soll in der kommenden Saison alles besser werden. Die Frage ist: Mit welchem Personal?
Über die Zukunft der Kommandobrücke der "Rothosen" wurde in den vergangenen Tagen fleißig spekuliert. Vor allem über Sportvorstand Jonas Boldt, der für viele zum Gesicht der anhaltenden sportlichen Krise bei den Hamburgern geworden ist. 2019 kam Boldt zum HSV, ersetzte dort Ralf Becker, der am direkten Wiederaufstieg scheiterte, und sollte statt ihm den Traum von der Rückkehr in die Bundesliga umsetzen. Fünfmal ist er und das Team seither daran gescheitert.
"So wie die Saison gelaufen ist, so kann es nicht weitergehen. Es muss sich auf jeden Fall etwas ändern, ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen." HSV-Stürmer Robert Glatzel
Der Aufsichtsrat, das Kontrollgremium des Clubs, wollte daher von Boldt Antworten. Wie es zukünftig weitergehen, wie der Aufstieg umgesetzt werden soll und wie er die sportliche Zukunft des HSV gestalten will. Boldt machte seine Ziele und Ideen klar, nun hängt es am von Michael Papenfuß geführten Gremium, ob und wie es mit dem aktuellen Sportvorstand selbst weitergeht. Der Aufsichtsrat sei sich nach wie vor uneinig, heißt es. Doch die Zeit drängt, wenn es darum geht, die Weichen für die kommende Saison zu stellen.
"Ich bin permanent mit dem Aufsichstrat im Austausch, gerade in so einer Saison, die sehr schwierig war. Was wir intern besprechen, bleibt auch intern." HSV-Sportvorstand Jonas Boldt
Ist Kuntz ein Kandidat als Sportvorstand?
An alternativen Ideen mangelte es dem Gremium zudem nicht. Jörg Schmadtke, zuletzt in Liverpool als Funktionär tätig, soll kontaktiert worden sein. Gleiches gilt für die Ex-HSV-Spieler Hasan Salihamidzic und Oliver Bierhoff. Doch keiner von ihnen wird Verantwortung bei den Norddeutschen übernehmen.
Nun soll auch Stefan Kuntz ein Kandidat sein. Er arbeitete bereits als sportlicher Leiter für den VfL Bochum und als Vorstandsvorsitzender für den 1. FC Kaiserslautern. Nach seiner erfolgreichen Zeit als deutscher U21-Trainer war er zuletzt von 2021 bis 2023 als Nationalcoach der Türkei tätig.
"Ich halte den Kopf in den Wind, auch, wenn es nicht läuft. Und nicht nur dann, wenn mal die Sonne scheint." HSV-Sportvorstand Jonas Boldt
Trainer Steffen Baumgart ist erst seit Mitte Februar in Hamburg an der Seitenlinie tätig. Der bekennende HSV-Fan würde gerne mit der Mannschaft in der kommenden Saison die Sehnsucht der Fans nach der Bundesliga-Rückkehr erfüllen. Die Frage ist allerdings, ob Baumgart zu Saisonbeginn im August noch an der Seitenlinie steht. Ein Bekenntnis zum Coach vermied Boldt nach dem letzten Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg. "Das werden wir in Ruhe besprechen, wie er die Saison auch für sich bewertet. Ich denke, er hat sich das auch ein Stück weit anders vorgestellt", sagte Boldt nach Abpfiff.
Baumgart geht von Verbleib an der Seitenlinie aus
Baumgart, gewohnt angriffslustig und meinungsstark, findet hingegen keinerlei Grundlage für irgendeine Form der Debatte: "Ich bin mir relativ sicher, dass ich auch Trainer bleibe. Also ich habe noch keine Diskussion über meine Person gehört, außer von außerhalb." Es müsste schon einiges passieren, dass dem Coach, der einen Vertrag bis 2025 besitzt, eine weitere Saison als Übungsleiter verwehrt wird. Das fehlende Bekenntnis Boldts irritiert dennoch.
Wie sieht der Kader für die kommende Saison aus?
Am Ende müssen es aber die richten, die auf dem Rasen stehen. Doch auch da sind die Hamburger nicht frei von Baustellen. Der slowakische EM-Teilnehmer Laszlo Benes wird über den Sommer hinweg kaum zu halten sein, zu lukrativ sind die Angebote, die dem Mittelfeldspieler vorliegen. Über die eigene Zukunft schwieg sich Benes nach dem Sieg gegen Nürnberg aus.
"Wir hatten vor der Saison ein klares Ziel. Als Verein hat das in den letzten Jahren schon nicht geklappt." HSV-Spieler Laszlo Benes
Gleiches galt für Zweitliga-Toptorjäger Robert Glatzel. Mit 22 Saisontreffern sicherte er sich zusammen mit Haris Tabakovic (Hertha BSC) und Christos Tzolis (Fortuna Düsseldorf) die Torjägerkanone, war die Lebensversicherung für die Offensive des HSV. Bleibt er dies auch? "Ich kann nicht zu sehr in die Zukunft blicken. Man wird sehen, was kommt", sagte Glatzel nach dem letzten Spiel der abgelaufenen Saison. Der 30 Jahre alte Stürmer verdient allerdings in Hamburg gut, verlängerte zu Beginn der Saison seinen Vertrag bis Sommer 2027. Dieser soll jedoch eine Ausstiegsklausel enthalten.
Sportvorstand, Trainer, Kader - es gibt viel zu klären rund um die Sylvesterallee. Dass sich die Weichenstellung für die kommende Saison mal wieder in die Länge zieht, ist kein gutes Omen für die künftige Spielzeit, in der es für die Norddeutschen dann endlich klappen soll mit dem Aufstieg.