Datenanalyse: So stehen Hansa Rostocks Chancen auf den Klassenerhalt
Schwache Offensive, wacklige Defensive und mittlerweile der dritte Trainer der Saison: Fußball-Zweitligist Hansa Rostock taumelt dem Abstieg entgegen. Um die Klasse zu halten, müssen sich die Mecklenburger auf allen Positionen schnellstmöglich steigern, wie die Datenanalyse zeigt.
Resigniert liefen die Fußballer von der Ostsee nach der deutlichen 0:3-Niederlage beim 1. FC Magdeburg zu ihren Fans, um sich für den nächsten Nackenschlag im Kampf um den Klassenerhalt zu entschuldigen. "Wir haben uns nicht so gewehrt, wie ich mir das vorgestellt habe. Wir waren einfach zu passiv", gestand Alois Schwartz nach seinem missglückten Einstand als Hansa-Trainer ein. Er ist nach Jens Härtel und Patrick Glöckner bereits der dritte Übungsleiter der Saison, der die Kogge in der Zweiten Liga halten soll.
Die Voraussetzungen sind seit dem Wochenende nicht besser geworden: Nur vier Punkte in der Rückrunde, dazu eine Tordifferenz von 4:17 - die Chancen auf den Klassenerhalt liegen laut der NDR Datenanalyse bei nur noch 50 Prozent. Zum rettenden Ufer fehlen acht Spieltage vor Schluss zwei Punkte. Schlechter sieht es nur noch für das Schlusslicht SV Sandhausen aus.
Verein | Abstiegswahrscheinlichkeit |
---|---|
Arminia Bielefeld | 11 % |
1. FC Nürnberg | 16 % |
Jahn Regensburg | 31 % |
Eintracht Braunschweig | 40 % |
Hansa Rostock | 50 % |
SV Sandhausen | 89 % |
Einbruch nach der WM in Katar
Vor allem die lange Winterpause hat den Rostockern nicht gutgetan. Nach einer bereits durchwachsenen Hinrunde ist in der Rückrunde aus Hansa ein waschechter Abstiegskandidat geworden. Symptomatisch dafür ist die Defensive. Vor der Weltmeisterschaft in Katar kassierten die Mecklenburger 1,35 Gegentore pro Partie, nach der WM sind es 1,89.
Und über den Kampf findet Hansa auch nicht mehr ins Spiel: Generell gewinnen die Rostocker im Schnitt knapp drei Prozent weniger Defensivzweikämpfe als vor der WM. Hinzu kommt, dass die harmlose Offensive das altbekannte Sorgenkind im Spiel des Ostsee-Clubs bleibt.
Systemumstellung ohne Erfolg
In Magdeburg versuchte Neu-Trainer Schwartz, mit einer Umstellung auf ein 3-4-3-System dem Spiel der Mecklenburger neues Leben einzuhauchen. Das misslang, auch weil den Spielern diese Formation unter Härtel und Glöckner zwar geläufig war, beide Vorgänger aber ein 4-2-3-1 präferierten. In Magdeburg wirkte es so, als würden die Abläufe im Spiel der Gäste nicht stimmen. Sie hatten Schwierigkeiten sowohl in der Zuordnung als auch im Spiel mit und gegen den Ball.
"In so einem Spiel gegen so eine spielerisch starke Mannschaft muss es einfach auch mal knallen", schimpfte Torwart Markus Kolke nach der Partie. Dabei ist er noch der Garant dafür, dass Hansa nach wie vor Chancen auf den Ligaverbleib hat. Sein Performance-Score lag in der Hinrunde bei 53,37, aktuell ist er mit 52,12 nur minimal schlechter. Kolke ist im Abstiegskampf nach wie vor die Lebensversicherung für Hansa, seine Paraden wird der Club auch in den letzten Saisonspielen brauchen.
Wer holt für Hansa die Kastanien aus dem Feuer?
Strecken müssten sich im Vergleich zu ihm hingegen einige seiner Teamkollegen - und das in allen Mannschaftsteilen. Gerade die Innenverteidiger Damian Roßbach (55,36/50,87) und Ryan Malone (56,11/52,37) müssen deutlich in ihren Leistungen zulegen. Das Gleiche gilt für Mittelfeldspieler Lukas Fröde, der wieder zur alten Form zurückfinden sollte, um das Spiel der Norddeutschen zu beleben: Sein Performance-Score ist von 56,10 auf 50,88 abgerutscht.
Offensiv sind die Augen auf Kai Pröger und John Verhoek gerichtet. Zwar ist der Leistungsabfall bei Pröger insgesamt bisher geringer als bei vielen seiner Mitspieler (53,88/51,27). Doch der Offensivspieler ist in der Rückrunde an deutlich weniger Offensivaktionen beteiligt und spielt somit weniger Torchancen heraus. Auch kommt er selbst seltener zum Abschluss.
Verhoek sucht seine Form und schwächt seine Mannschaft
Noch eklatanter ist es bei Angreifer Verhoek. Der Niederländer, der mit seiner Gelb-Roten Karte der Mannschaft in Magdeburg einen Bärendienst erwies und der Offensive für die Partie gegen Holsten Kiel am Ostersonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) fehlt, spielt eine ganz schwache Saison. Der 34-Jährige hat die Zahl seiner Torabschlüsse seit der Winterpause zwar gesteigert, ertragreich sind diese bisher allerdings nicht.
Auf ihn wird es nach Ablauf seiner Sperre dennoch ankommen. Für Hansa ist es überlebenswichtig, dass die Achse Kolke-Roßbach-Fröde-Verhoek wieder besser funktioniert, in welchem System Schwartz sie auch spielen lässt. "Wir wussten: Es kommt viel Arbeit auf uns zu, wir brauchen einen langen Atem", sagte der Coach. Viel Zeit für eine deutliche Leistungssteigerung bleibt den Rostockern allerdings nicht mehr.