Niko Kovac (l.) und Xabi Alonso © IMAGO / regios24

Datenanalyse: Hat Wolfsburg gegen Bayer Leverkusen eine Chance?

Stand: 10.03.2024 21:06 Uhr

Heute kommt es am 25. Spieltag zu einem ungleichen Duell in der Fußball-Bundesliga: Der ungeschlagene Tabellenführer Bayer Leverkusen empfängt den in diesem Jahr noch sieglosen VfL Wolfsburg. Was die Rheinländer in dieser Saison so stark macht und wo es trotzdem Chancen für die "Wölfe" gibt, zeigt unsere Datenanalyse.

von Martin Schneider

Die Werkself eilt von Erfolg zu Erfolg und ist in dieser Saison in allen Wettbewerben noch ungeschlagen. Zuletzt holte sie in der Europa League in letzter Minute ein 2:2 bei Karabach Agdam.

Zehn Punkte Vorsprung haben die Leverkusener in der Bundesliga-Tabelle auf den zweitplatzierten FC Bayern München, die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte rückt jeden Spieltag näher. Bei 30 noch zu vergebenen Zählern ein mehr als bequemes Polster, zumal die Spieler der Bayer-Elf sich ihrer Situation klar bewusst sind: "Wir brauchen nicht zu lügen", sagte Jonathan Tah nach dem jüngsten 2:0-Sieg der Werkself in Köln in Bezug auf den Titel, "aber es ist wichtig, den Fokus zu behalten, um das Ganze nicht aus dem Ruder laufenzulassen."

Makel "Vizekusen" endlich ablegen

Es kreist immer noch über der Stadt, dieses "Vizekusen", diese Angst davor, in den entscheidenden Momenten wieder alles zu verlieren. Doch es scheint aktuell nur noch als Mahnung, denn als Beschreibung der Realität zu taugen. Was vor allem an Trainer Xabi Alonso liegt. Leverkusen spielt unter ihm den begeisterndsten und erfolgreichsten Fußball ihrer Vereinsgeschichte - und wohl auch aller Bundesliga-Teams seit dem Ende der Ära Pep Guardiola beim FC Bayern.

Seit Alonsos Amtsantritt hat Bayer unter ihm nur sieben Bundesliga-Partien verloren, in der aktuellen Spielzeit sind die Nordrhein-Westfalen sogar noch ungeschlagen. 20 Siege, vier Remis bisher - da kommt ein gewaltiger Berg an Aufgaben auf die Spieler des VfL Wolfsburg heute (19.30 Uhr im NDR Livecenter) in der Farbenstadt zu, wie auch unsere Datenanalyse zeigt.

Was Bayer Leverkusen so stark macht

Bayer 04 demonstriert in seiner offensiven Spielweise unter Alonso eine beeindruckende Vielseitigkeit und Effektivität, was durch die statistischen Werte eindrucksvoll belegt wird. Die vorliegenden Zahlen zeichnen das Bild einer Mannschaft, die in der Lage ist, auf unterschiedlichste Weisen zu punkten, den Gegner unter Druck zu setzen und das Spielgeschehen weitestgehend zu kontrollieren.

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Mit durchschnittlich 2,57 Toren pro Spiel und insgesamt bisher 61 erzielten Treffern hat Leverkusen die zweitstärkste Offensive der Liga, hinter Bayern München mit 65 Toren. Bemerkenswert ist dabei ihre Effizienz bei Standardsituationen. Die Rot-Schwarzen haben die beste Quote bei Toren nach indirekten Freistößen, direkten Freistößen und insgesamt nach Standards. Auch bei Treffern nach Ecken liegt Bayer auf dem zweiten Platz.

Bayers Offensive: Hohe Qualität und Flexibilität

Bayers Offensivspiel ist zudem aufgrund der hohen individuellen Qualität ihrer Spieler sehr flexibel - und deshalb so erfolgreich und schwer auszurechnen. In der 3-4-2-1 Formation agieren die beiden offensiven Mittelfeldspieler als kreative Köpfe und treibende Kraft hinter Leverkusens Angriffen. Jonas Hofmann und Florian Wirtz haben die Freiheit, sich zwischen den Linien zu bewegen, wodurch sie schwer zu decken sind. Ihre Positionierung ermöglicht es ihnen, sowohl als Torvorbereiter als auch als Torschützen zu fungieren.

Ein weiteres Highlight von Leverkusens Offensive ist die Effektivität bei Kontern. Bayer nutzt hierfür vor allem die linke Seite für Angriffe, wo der überragende Sommer-Neuzugang Alejandro Grimaldo mit einem Performance-Score von 74,20 den ersten Platz von allen Linksverteidigern der Bundesliga belegt. Doch auch sein Pendant auf dem rechten Flügel, Jeremie Frimpong, ist mit seinem Performance-Score von 71,66 Ligaspitze auf seiner Position und weist bislang 15 Torbeteiligungen auf. Er wird gegen Wolfsburg jedoch gelbgesperrt fehlen.

Passspiel als Schlüssel für erfolgreichen Fußball

Der Schlüssel für diesen fantastischen Offensivfußball ist allerdings das sichere und taktische Passspiel. Mit 674 Pässen pro Spiel und einer Passgenauigkeit von 89 Prozent demonstriert Leverkusen seine Fähigkeiten in der Ballkontrolle. Diese Zahlen sind nicht bloß ein Beweis für technische Kompetenz, sondern auch für ein tiefes taktisches Verständnis. Jeder Pass ist Teil eines größeren Spielplans, der darauf abzielt, den Ball sicher und effektiv zu bewegen, Räume zu schaffen und den Gegner zu zermürben.

Leverkusens Verteidigung ist kompakt und aggressiv

Doch nicht nur die Offensive glänzt unter dem Bayer-Kreuz, sondern auch die Verteidigung. Ein wesentliches Merkmal von Leverkusens Spiel ist das aggressive Gegenpressing nach Ballverlusten. So können sie den Ball so schnell wie möglich zurückzuerobern, idealerweise noch in der gegnerischen Hälfte, um sofortige Angriffe einzuleiten.

Die 3-4-2-1 Formation trägt zudem wesentlich zur defensiven Stärke Leverkusens bei. Drei zentrale Verteidiger mit Nationalspieler Tah als Leuchtturm bilden eine solide Basis, die schwer zu durchbrechen ist, und ermöglichen gleichzeitig eine flexible Anpassung an verschiedene Angriffsszenarien des Gegners. Die zentrale Kompaktheit wird durch das Mittelfeldquartett ergänzt, das in Person von Granit Xhaka und Exequiel Palacios die Defensive unterstützt. Zudem ist Lukas Hradecky mit einem Performance-Score von 66,07 der beste Schlussmann der Bundesliga.

Kann Wolfsburg Bayers Schwachstellen nutzen?

Trotz all der Lobeshymnen auf den Fußball, den Leverkusen Woche für Woche zelebriert, haben auch sie Schwachstellen - was keiner so gut weiß wie VfL-Trainer Niko Kovac. In bisher drei Aufeinandertreffen zwischen ihm und dem Basken Alonso konnte Bayer nur einmal gewinnen, im Hinspiel im Oktober verloren die "Wölfe" knapp mit 1:2. In den beiden Partien der Vor-Saison trennten sich beide Teams zweimal Remis.

Wie könnte dem VfL am Sonntag der große Coup gelingen? Wenn Leverkusens Flügelspieler offensiv positioniert sind und nicht rechtzeitig in die Defensive zurückkehren, entstehen Räume auf den Flügeln. Diese könnten die Niedersachsen nutzen. Zudem ist Bayers Neigung, hoch zu pressen und den Ball in der gegnerischen Hälfte zurückzugewinnen, ein Risiko für schnelle Gegenangriffe.

"Wölfe" brauchen endlich Tempo und Pressing

Die "Wölfe" brauchen also vor allem Tempo, gutes Pressing und Handlungsschnelligkeit - alles Attribute, mit denen sich der VfL in dieser Saison eher selten hervorgetan hat und die zu den Schwächen in seinem Spiel gehören. Viel spricht nicht dafür, dass Wolfsburg als erstes Team in dieser Spielzeit Leverkusen bezwingen kann.

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