Montage: Hansa Rostocks Torhüter Markus Kolke (v.l.) neben Kaiserslauterns Trainer Friedhelm Funkel und Ermin Bicakcic von Eintracht Braunschweig © Imago Images
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AUDIO: Data-Talk: Der Abstiegskampf in der 2. Liga - wer steigt ab? (5 Min)

Datenanalyse: Hansa steigt ab - Lautern schickt Braunschweig in Relegation

Stand: 17.04.2024 17:30 Uhr

Es geht verdammt eng zu im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga: Fünf Spieltage vor dem Ende müssen sich noch acht Teams ernsthafte Sorgen um den Klassenerhalt machen. Mittendrin: Hansa Rostock und Eintracht Braunschweig. Beide müssen bis zum Schluss zittern, wie die Datenanalyse zeigt.

von Florian Neuhauss

Abstiegskampf mutet mitunter skurril an: Nach Lage der Daten müsste Pokalfinalist 1. FC Kaiserslautern eigentlich in der oberen Tabellenhälfte stehen. Die Realität sieht mit Platz 17 aktuell aber ganz anders aus. Und seit der Saison 2015/2016 bedeutete ein direkter Abstiegsplatz nach dem 29. Spieltag zu 68 Prozent auch den Abstieg in die Dritte Liga.

Der FC Hansa hat mit neun Zählern aus den jüngsten fünf Spielen zuletzt genauso gepunktet wie Topclub FC St. Pauli. Dabei schießt kein Team der Liga weniger Tore als die Mecklenburger. Aber das Rostocker Restprogramm hat es - besonders im Vergleich mit den direkten Konkurrenten - wirklich in sich.

Die Eintracht spielt von den Abstiegskandidaten bis dato die beste Rückrunde. Und der SV Wehen Wiesbaden scheint bei zuletzt vier Niederlagen in Folge im freien Fall. Viel Bewegung also im Kampf um den Klassenerhalt, in dem die Datenanalyse von GSN deutlich die Stärken sowie Schwächen der Teams offenbart.

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VfL Osnabrück (wohl) nicht mehr zu retten

Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt nur eines: Trotz der deutlichen Steigerung in der Rückrunde ist der VfL Osnabrück wohl nicht mehr zu retten - ausgerechnet im Jahr seines 125-jährigen Bestehens. Das Team von Trainer Uwe Koschinat rennt der völlig verkorksten ersten Saisonhälfte hinterher. Neun Punkte aus den ersten 17 Einsätze schlugen im Winter zu Buche. Dass die Lila-Weißen Rang elf der Rückrundentabelle belegen - es wird ihnen höchstwahrscheinlich nichts mehr nutzen.

Laut den Berechnungen der Datenexperten beträgt die Wahrscheinlichkeit für den direkten Abstieg des VfL mittlerweile 91 Prozent. Es müsste schon ein mittelgroßes Fußball-Wunder passieren, damit der Aufsteiger nicht gleich wieder in die Dritte Liga abrutscht.

Schalke und Nürnberg retten sich

Die Künstliche Intelligenz von GSN hat zudem berechnet, dass sich der 1. FC Nürnberg - aktuell sechs Punkte vor dem Relegationsrang - am Ende ebenso klar behaupten wird wie der FC Schalke 04 und der 1. FC Magdeburg. Zu stark sind die Teams im Vergleich zu den Clubs im Tabellenkeller, auch wenn alle drei jegliche Konstanz vermissen lassen.

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Demnach läuft es an den letzten fünf Spieltagen der Saison mit Wehen Wiesbaden, Braunschweig, Rostock und Kaiserslautern auf einen Vierkampf hinaus: Zwei bleiben drin, einer muss in die Relegation und einer steigt neben Osnabrück direkt ab.

Die "Löwen" haben wieder gelernt zu kämpfen

Die Rückrunden-Form spricht klar für die Eintracht (Platz acht der Rückrunden-Tabelle). Trainer Daniel Scherning hat aus dem oft chancenlosen Tabellen-17. der Hinrunde eine Gruppe aus Kämpfern gemacht, die sich mit aller Macht gegen den Abstieg stemmt. Den Schnitt von 0,8 Punkten pro Partie haben die "Löwen" auf 1,4 gesteigert. Die Ausbeute aus der Hinrunde haben sie schon Ende März übertroffen.

Bei Balleroberungen gehören die Niedersachsen zur Ligaspitze. Vor allem wenn sich der Gegner dem eigenen Strafraum nähert, packen die Männer in Gelb und Blau beherzt zu. Auch die Werte bei abgefangenen Pässen und den erfolgreichen Tacklings (Platz drei) können sich sehen lassen.

Scherning hat es geschafft, dass sein Team über 90 Minuten hochkonzentriert bleibt. Kein Club bekommt so wenig Gegentore nach Konterangriffen, direkten Freistößen und aus Freistoß-Angriffen. Auch bei den gewonnenen Zweikämpfen am Boden belegen die Braunschweiger im Ligavergleich Rang eins.

BTSV fußballerisch trotzdem wie ein Absteiger

Aber es hat gute Gründe, warum der BTSV überhaupt ein Abstiegskandidat ist. Beim Gegenpressing, besonders nach Ballverlusten in der gegnerischen Hälfte, ist kein anderes Team so schlecht wie die "Löwen". Die Torausbeute von 30 Treffern in 29 Spielen ist nach wie vor stark ausbaufähig. Und das liegt nicht nur daran, dass die Braunschweiger viel zu selten zum Abschluss kommen (Rang 16 im Vergleich). Nur knapp jeder vierte kommt überhaupt aufs Tor - das sind gerade einmal 3,79 Schüsse pro Partie.

Die Abstiegswahrscheinlichkeiten im Überblick

13. 1. FC Magdeburg: 6% Abstiegsrelegation - 5% direkter Abstieg
14. SV Wehen Wiesbaden: 17% Abstiegsrelegation - 17% direkter Abstieg
15. Eintracht Braunschweig: 23% Abstiegsrelegation - 27% direkter Abstieg
16. Hansa Rostock: 27% Abstiegsrelegation - 41% direkter Abstieg
17. 1. FC Kaiserslautern: 22% Abstiegsrelegation - 19% direkter Abstieg
18. VfL Osnabrück: 6% Abstiegsrelegation - 91% direkter Abstieg

Überhaupt lässt schon das Passspiel zu wünschen übrig. Sowohl bei der Anzahl der Pässe als auch bei der Passquote in fast allen Bereichen des Spielfelds gehört die Eintracht zu den schlechtesten Teams der Liga oder ist sogar Letzter des Rankings.

So erklärt sich auch, dass die errechnete Wahrscheinlichkeit auf den direkten Abstieg mit 27 Prozent beim Tabellen-15. weiterhin sehr hoch ist und damit sogar noch höher liegt als die auf den Relegationsplatz. Aber: Der BTSV hat das Heft des Handelns im Saisonendspurt in der Hand. Nicht nur aufgrund seiner Platzierung über dem Strich, sondern auch weil er an den beiden letzten Spieltagen gegen Wehen Wiesbaden und in Kaiserlautern spielt.

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Kann Hansa Rostock den Abstieg verhindern?

Wie die Konkurrenz aus Osnabrück und Braunschweig haben auch die Rostocker im Winter ihren Cheftrainer gewechselt. Und Mersad Selimbegovic hat durchaus erfolgreich die Stärken seiner Mannschaft in den Vordergrund gestellt. Kein anderes Team bestreitet so viele Zweikämpfe pro Partie (226). Auch bei der Anzahl und der Erfolgsquote bei Bodenzweikämpfen in der Defensive macht den Mecklenburgern niemand etwas vor. Das Verteidigen beginnt dabei in vorderster Reihe: Die Hansa-Stürmer gehen am häufigsten ins Tackling und kein Team verzeichnet mehr hohe Team-Pressingaktionen (knapp 20 pro Spiel).

505 Defensivaktionen (davon 317 erfolgreich) sind zwar ebenfalls der Liga-Bestwert - dieser hat aber auch eine Schattenseite. Die Rostocker Abwehr steht nahezu permanent unter Druck. Es gibt viel zu wenig Entlastung. Haben die Braunschweiger ihr Konterspiel nahezu perfektioniert, gelingt Hansa statistisch gesehen nicht einmal in jeder dritten Begegnung ein Tor aus dem Spiel heraus.

Überforderung der Defensive durch schwache Offensive

Dass Hansa bei den Umschaltmomenten zu den schlechtesten Teams der Liga zählt, hängt nicht zuletzt mit dem schwachen Passspiel zusammen. Auch die im Schnitt gelaufenen 113,71 gelaufenen Kilometer der Mannschaft sind nicht mehr als Rang 16 im Ligavergleich. Und wenn man sieht, dass die gegnerischen Clubs gegen die Rostocker im Schnitt auf 2,06 Expected goals kommen, hat die (mit Osnabrück) schlechteste Offensive der Liga keine realistische Chance, die vielen Gegentreffer auszugleichen. Nicht einmal ein Tor pro Spiel schießt Hansa im Schnitt.

41 Prozent beträgt die Wahrscheinlichkeit für einen direkten Abstieg der Rostocker nach der GSN-Berechnung. Das ist der zweithöchste Wert nach Tabellenschlusslicht Osnabrück. Demnach müsste Rostock den schweren Gang in die Dritte Liga antreten.

Hoffnung macht eigentlich nur das große Auf und Ab unter Selimbegovic: Ganz natürlich wechseln sich schwache (Auswärts-)Auftritte und Siege ab, sodass das jüngste 0:4 bei Hertha BSC fast schon als gutes Omen für das Spiel gegen Magdeburg am Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) taugt.

Die KI glaubt noch an Wehen Wiesbaden

Wehen Wiesbaden scheint dagegen im Saisonendspurt nicht nur sprichwörtlich die Luft auszugehen. Bei den intensiven Läufen belegt das Team von Trainer Markus Kauczinski im Ligavergleich genauso den letzten Platz wie bei den Sprints. Auch wenn die Abwehr gegen den Ball nach wie vor auf sehr hohem Niveau arbeitet, könnten den Hessen die vielen Ballverluste zum Verhängnis werden. Zumal der SVWW bei schnellen Gegenstößen anfällig ist.

Nach dem 3:0 in Elversberg Anfang März war in Wiesbaden die Welt bei sechs Zählern Vorsprung auf den Relegationsrang noch in Ordnung. In den folgenden fünf Partien gelangen jedoch nur noch zwei Treffer - und plötzlich ist der Aufsteiger punktgleich mit Rang 15 und 16. Platz 17 ist nur noch zwei Zähler entfernt.

Grund zur Hoffnung? Eigentlich Fehlanzeige. Zumal das Restprogramm fordernd ist. Aber: Die Berechnung der Künstlichen Intelligenz von GSN sieht die Mannschaft aus Wiesbaden am Ende auf Rang 14. Demnach holen die Hessen aus den letzten fünf Spielen noch sieben Punkte.

Kaiserslautern: Bei Expected goals die Nummer eins

Vielleicht schon am Sonnabend (13 Uhr) beim Derby in Kaiserslautern? Dem 70-jährigen Friedhelm Funkel ist es zwar gelungen, die "Roten Teufel" ins DFB-Pokal-Finale gegen den deutschen Meister Bayer Leverkusen zu führen. In der Liga liest sich die Ausbeute des Routiniers, der eigens für den FCK aus seinem Ruhestand zurückgekehrt ist, allerdings mittlerweile bescheiden: Acht Punkte gab es in den acht Liga-Spielen - zuletzt drei Niederlagen hintereinander.

Allerdings nimmt die Statistik auf dem Betzenberg groteske Züge an: Da sind nicht nur die vielen Expected points, von denen Lautern so viele nicht geholt hat. Mit 2,02 Expected goals ist die Offensive eigentlich die beste der Liga. Mit den 45 erzielten Toren stellen die Pfälzer sämtliche direkte Konkurrenten zwar immer noch in den Schatten, 58 Gegentreffer sind aber zugleich der schlechteste Wert der Liga.

Dass der FCK zu wenig aus den eigenen Chancen macht und sich die Gegner besonders treffsicher zeigen, ist fatal. Es wäre bitter, aber nicht mehr überraschend, sollte Kaiserslautern wirklich absteigen. Doch der Abstiegskampf hat in dieser Saison schon so manche Überraschung zu Tage gefördert. Und womöglich erweist sich doch noch die reichhaltige Erfahrung von Trainerfuchs Funkel als Faustpfand im Kampf gegen den Abstieg.

Zumindest die KI prognostiziert, dass Lautern auf Rang 15 den Klassenerhalt perfekt macht - und damit Braunschweig in die Relegation schickt.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 21.04.2024 | 22:50 Uhr

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