2:0 - HSV gewinnt Nordduell bei Hansa Rostock
Der Hamburger SV hat auch die Hürde FC Hansa Rostock genommen und den zweiten Tabellenplatz in der zweiten Fußball-Bundesliga zementiert. Ludovit Reis und András Nemeth sorgten mit ihren Toren für den 2:0 (1:0)-Erfolg des HSV.
Der Aufstiegsanwärter tat sich am Sonntagnachmittag gegen die abstiegsbedrohten Mecklenburger allerdings schwer und hatte im zweiten Abschnitt bei zwei Rostocker Abseitstoren Fortune. Hansa zeigte eine fußballerisch und taktisch gute Leistung, war aber wie so häufig im bisherigen Saisonverlauf im Angriff zu harmlos. Nur der 1. FC Nürnberg hat im Bundesliga-Unterhaus derzeit noch weniger Treffer erzielt als das Team von Coach Patrick Glöckner. Gerade einmal 17 Treffer schlagen für die Rostocker nach 19 Partien zu Buche.
"An der Mentalität liegt es nicht", haderte Hansa-Keeper Markus Kolke mit dem Spielverlauf: "Wir bringen den Ball einfach nicht über die Linie. Irgendwann müssen den Knoten durch irgendein Scheißtor lösen." Hamburgs Ries hingegen zeigte sich hochzufrieden: "Ein geiles Spiel. Das Tor war natürlich auch Glück. Aber am Ende ist das egal."
Verhoek verpasst frühe Hansa-Führung
Im Nebel von Rostock - einige Anhänger hatten wieder einmal Pyrotechnik am Sicherheitspersonal vorbei ins Ostseestadion geschmuggelt - setzte Hansa den HSV in der Anfangsphase durch sehr hohes Anlaufen extrem unter Druck. Die Hausherren provozierten so Fehler beim eigentlich spielstarken Aufstiegsanwärter, der zudem in der Abwehr in den ersten Minuten keinen sonderlich sattelfesten Eindruck hinterließ.
So kam John Verhoek bereits nach 180 Sekunden im Anschluss an einen Eckstoß, der über Umwege zu ihm gelangte, freistehend zum Abschluss. Sein Schuss aus der Drehung verfehlte jedoch das Ziel, sodass der Niederländer weiter seit dem fünften Spieltag auf seinen zweiten Saisontreffer wartet. Zur Erinnerung: In der Vorsaison war der Niederländer mit 17 Toren noch die personifizierte Rostocker Lebensversicherung gewesen.
HSV tut sich gegen starke Rostocker schwer
Nach ziemlich wilden 15 Minuten mit leichten Vorteilen für Hansa gelang es den Gästen peu à peu, das Spiel etwas zu befrieden. Der in der Vorwoche gegen Eintracht Braunschweig (4:2) überragende Linksaußen Jean-Luc Dompé prüfte Keeper Markus Kolke mit einem Flatterball aufs kurze Eck erstmals auf Herz und Nieren (15.). Kurz darauf schickte Hamburgs Rechtsverteidiger Moritz Heyer einen Schuss aus rund 20 Metern auf die Reise. Dieser strich nur um Zentimeter am Pfosten vorbei (17.).
Viel mehr nennenswerte Szenen in beiden Strafräumen gab es bis kurz vor der Pause nicht. Rostock schaffte es durch ein enorm hohes Laufpensum, aggressives Zweikampfverhalten und gutes Verschieben, den sonst üblichen Angriffswirbel des HSV einzudämmen.
Billard-Tor durch Reis sorgt für HSV-Führung
Dennoch ging das Glöckner-Team mit einem Rückstand in die Pause, weil der frühere Hamburger Rick van Drongelen und Nico Neidhart bei einem Gewurschtel im Strafraum den Ball nicht klären konnten. Von van Drongelens Fuß sprang das Spielgerät schließlich zu Ludovit Reis, der Kolke mit einem Schuss aus wenigen Metern bezwang (40.).
"Krake" Kolke mit unglaublichen Rettungstaten
Beinahe wäre der Hansa-Keeper an diesem kühlen Nachmittag ein zweites Mal auf kuriose Art und Weise bezwungen worden. In der 51. Minute prüfte ihn zunächst van Drongelen ungewollt mit einem Kopfball aufs kurze Eck. Kolke parierte sensationell, wehrte hernach mit dem Fuß einen Ball von Neidhart ab und riss dann auch noch geistesgegenwärtig die Arme beim Nachschuss von Dompé in die Höhe. Gemeinsam mit der Latte verhinderte der Kapitän das 0:2 und hielt seine Mannschaft damit im Spiel.
Spätestens nach dieser beeindruckenden Flugshow des 32-Jährigen sei den zuständigen Sachbearbeitern bei der Cornelsen Verlag GmbH, die den Duden herausgibt, empfohlen, hinter den Begriff "Krake" beim Unterpunkt "Bedeutungen" Torhüter mit tausend Armen aus der Hansestadt Rostock zu schreiben.
Hansa erzielt zwei Abseitstore
Auch beim HSV steht in Daniel Heuer Fernandes ein Könner seines Fachs zwischen den Pfosten. Der Deutsch-Portugiese hat zwar im Vergleich mit Kolke einen unspektakulären Spitznamen ("Ferro"), fliegt aber nicht weniger schön durch den Strafraum. Gegen Hansa war der 30-Jährige bis Mitte des zweiten Abschnitts allerdings weitgehend beschäftigungslos. Die Hamburger hatten mehr Ballbesitz und drängten auf das 2:0, agierten in vorderster Front aber nicht entschlossen genug.
Und so warfen plötzlich Rostocks Fans zweimal binnen 120 Sekunden die Arme in die Luft. Svante Ingelsson (68.) und Verhoek (70.) hatten Heuer Fernandes überwunden, standen dabei aber jeweils in Abseitsposition. Die Hamburger wackelten auf einmal und konnten sich bei ihrem Keeper bedanken, dass es weiter 1:0 stand: Heuer Fernandes parierte einen strammen Schuss von Ingelsson bravourös (73.).
Roßbach sieht Gelb-Rot, Nemeth trifft zur Entscheidung
Daraufhin intensivierten die Gäste ihre Abwehrarbeit und legten die Prämisse darauf, den knappsten aller Vorsprünge zu verteidigen. Das war zwar nicht der hübsche Fußball, den HSV-Coach Tim Walter sonst von seinem Team einfordert. Doch er war gegen aufopferungsvoll kämpfende Rostocker, die nach einer Gelb-Roten Karte gegen Damian Roßbach (81.) in der Schlussphase nur noch zu zehnt auf dem Rasen standen, zweckmäßig.
Als Hansa kurz vor dem Ende der sechsminütigen Nachspielzeit weit aufgerückt war, traf Winterneuzugang Nemeth nach einem Konter zum 2:0-Endstand (90.+4).