DFB-Pokal: Ritzka rettet das Blessin-Debüt - St. Pauli siegt in Halle
Fußball-Bundesligist FC St. Pauli ist am Freitag im DFB-Pokal einer Blamage knapp entgangen. In der ersten Runde gewannen die Hamburger beim Halleschen FC mit 3:2 (2:2, 0:1) nach Verlängerung. Gegen den Regionalligisten enttäuschte das Team von Trainer Alexander Blessin aber weitgehend.
Lars Ritzka traf in der Verlängerung (110.) nach einer Flanke von Philipp Treu zum umjubelten Sieg und rettete seinem neuen Coach den Erfolg im ersten Pflichtspiel. Im Gegensatz zur erfolgreichen Generalprobe gegen Atalanta Bergamo (3:0) sieben Tage zuvor kam das Team bis auf wenige Phasen in Halle allerdings kaum in seine Abläufe und agierte gegen den giftigen Viertligisten in vielen Situationen viel zu behäbig, fahrig und unkreativ.
Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit hatte Adam Dzwigala die "Kiezkicker" überhaupt in die Verlängerung geschossen. Zuvor hatten Cyrill Akono nach einem schweren Fehler von St. Paulis Schlussmann Nikola Vasilj (11.) und Marius Hauptmann (62.) die Gastgeber zweimal in Führung gebracht und den Regionalligisten von einer Sensation träumen lassen. Johannes Eggestein erzielte nach Wiederbeginn das zwischenzeitliche 1:1 (48.).
"Wir haben uns in unseren Aktionen verunsichern lassen. Wir waren im Passspiel nicht klar genug, im Gegenpressing waren wir miserabel." St. Paulis Trainer Alexander Blessin
Nach dem hart erkämpften Sieg war Blessin glücklich über das Weiterkommen seiner Mannschaft, gestand aber auch ein, dass es "eine enge Kiste" war - und "ein dreckiger Sieg". Sein Team habe sich von den "zwei dummen Gegentoren" in seinen "Aktionen verunsichern" und zeitweise "den Schneid abkaufen" lassen. Zudem bemängelte er: "Wir waren im Passspiel nicht klar genug, im Gegenpressing waren wir miserabel".
Jetzt gelte es, "den Mund abzuwischen und weiterzumachen". Denn am kommenden Wochenende startet für die Hamburger nach dem holprigen Pflichtspiel-Auftakt nun das Abenteuer Bundesliga: Am Sonntag empfangen Blessin und sein Team am Millerntor den 1. FC Heidenheim (17.30 Uhr, im NDR Livecenter).
Guilavogui beinahe mit dem Blitzstart
In Halle legte St. Pauli nach 14 Sekunden beinahe einen Blitzstart hin: Mittelstürmer Morgan Guilavogui nahm den Ball im Strafraum der Gastgeber stark an, ließ seinen Gegenspieler aussteigen und zielte auf das kurze Eck. Sven Müller im Tor des HFC aber reagierte mit einer schnellen Fußabwehr und lenkte den Ball um den rechten Pfosten (1.).
Neun Minuten später rettete Müller nach einer Ecke im Verbund mit dem linken Pfosten gegen den Kopfball des Neuzugangs. Pech für St. Pauli, dass Innenverteidiger Hauke Wahl nicht mehr an den Ball kam, bevor Müller ihn unter sich begrub.
Akono bringt Halle nach Vasilj-Patzer in Führung
Auf das Pech auf der einen, folgte die Panne auf der anderen Seite: Vasilj bekam einen Rückpass und wollte die Situation gegen den auf ihn zulaufenden Akono spielerisch lösen. Doch erst brauchte er zu lange, um den Ball zu spielen, dann grätschte Halles Stürmer den zu späten Passversuch links neben dem Tor ab. Der Ball sprang über Vasilj hinweg in Richtung Tor und Akono war schneller als St. Paulis heranstürmender Kapitän Jackson Irvine. Plötzlich stand es 1:0 für die Gastgeber (11.).
Ein Nackenschlag für die Hamburger, die in der Folge völlig den Faden verloren - und vor allem fast alle entscheidenden Zweikämpfe. Zudem agierte das Blessin-Team im Spielaufbau gegen die dicht gestaffelte Defensive der Gastgeber zu ungenau und kam bis zur Pause zu keiner weiteren Torchance. Anders die Hallenser: Joseph Charles Richardson II zirkelte einen Ball auf den langen Pfosten, Vasilj parierte stark (38.) und bewahrte sein Team vor einem noch höheren Rückstand.
Hauptmann kontert Eggestein
Den egalisierte St. Pauli kurz nach Wiederbeginn mit der ersten gelungenen Kombination der Partie: Irvine hebelte die HFC-Abwehr mit einem langen Ball auf die rechte Seite aus. Guilavogui erlief den Ball und passte auf Sturmpartner Eggestein, der nur noch seinen Fuß zum 1:1 hinhalten musste (48.).
Der Bundesliga-Aufsteiger hatte jetzt die Spielkontrolle und erzielte beinahe die Führung: Connor Metcalfe aber stand knapp im Abseits (57.). St. Pauli traf nicht - und lag wie in Hälfte eins plötzlich wieder hinten. Über mehrere Stationen kam Akono auf der linken Seite an den Ball und bediente Hauptmann mit einer feinen Hereingabe. Der Mittelfeldspieler entwischte Treu und spitzelte den Ball aus zehn Metern an Vasilj vorbei ins Tor (62.).
Dzwigala rettet St. Pauli in die Verlängerung - und Ritzka trifft
Und wie schon im ersten Durchgang verlor das Blessin-Team gegen den euphorisierten Viertligisten auch nach dem zweiten Gegentreffer seine Linie. Erst in der Nachspielzeit baute die Mannschaft Druck auf und rettete sich doch noch in die Verlängerung: Zunächst konnte Müller den Schuss des eingewechselten Elias Saad (90.+3) noch abwehren, eine Minute später war er gegen die Kombination von zwei anderen Blessin-Jokern aber machtlos. Flanke Ritzka, Direktabnahme Dzwigala - der gleichermaßen schöne wie späte abermalige Ausgleich.
Die Verlängerung verlief in weiten Teilen ereignislos - bis Treu von der rechten Seite flankte, der Ball durchrutschte, Ritzka am langen Pfosten per Kopf traf und Blessin das Debüt und St. Pauli in die zweite Runde des DFB-Pokals rettete.