DFB-Pokal: Als der VfL Wolfsburg über Borussia Dortmund triumphierte

Stand: 29.10.2024 08:02 Uhr

Der VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund treffen heute (20.45 Uhr, live im Ersten und bei NDR.de) in der zweiten Runde des DFB-Pokals aufeinander. 2015 gab es diese Begegnung im Pokalfinale, der VfL siegte. Wolfsburgs Dauerbrenner Maximilian Arnold ist der einzige Spieler beider Clubs, der nun erneut zum Einsatz kommt. Bei der Erinnerung an den Triumph vor knapp zehn Jahren gerät der VfL-Kapitän ins Schwärmen.

von Inka Blumensaat

Kaum ein Profi ist seinem Club in der Bundesliga so verbunden wie Maximilian Arnold. 2009 kam er aus Dresden in die Jugend des VfL. Wohnte im Internat und absolvierte ein Praktikum bei den Hausmeistern der Wolfsburger Arena. Daran erinnert sich Arnold, als während des ARD-Interviewtermins Reinigungskräfte durch die Zuschauerränge laufen - wie er damals. In den Blöcken der Auswärtsfans hätte man besonders viel aufräumen müssen.

Emotionale Erinnerungen

Aus dem Praktikanten ist eine Vereinslegende geworden - 354 Bundesligaspiele hat Arnold für den VfL bestritten, der Pokalsieg 2015 ist sein größter Erfolg und bewegt ihn bis heute sichtlich. "Wenn man darüber spricht, kommen die Emotionen wieder hoch. Ich merke es gleich am ganzen Körper. Das ist etwas Einmaliges gewesen."

Die Bundesligasaison beendete der VfL seinerzeit als Vizemeister hinter Bayern München. Das Team, trainiert von Dieter Hecking: eines der besten, das in Wolfsburg je auf dem Rasen stand. Mit dem begnadeten Kevin De Bruyne, mit Torhüter und Kapitän Diego Benaglio, Abwehrkante Naldo, Bas Dost im Sturm, auf der Doppelsechs: der brasilianische Nationalspieler Luiz Gustavo - und Arnold, drei Tage nach seinem 21. Geburtstag.

"Das war für mich im Profifußball die erste Möglichkeit, einen Titel zu holen. Etwas also, das für immer bleibt", erinnert er sich. Die Partie war aber auch für die Gegner aus Dortmund eine besondere - das letzte Spiel von Trainer Jürgen Klopp, der den Verein 2015 nach sieben erfolgreichen Jahren verließ. "In der Öffentlichkeit ging es fast nur darum. Vielleicht war es aber sogar ganz gut, dass wir nicht so viel Beachtung bekommen haben", meint Arnold.

Schwitzige Hände und hoher Puls

Er fieberte dem Endspiel im ausverkauften Olympiastadion entgegen. "Ich wollte Mittagsschlaf machen, aber das hat gar nicht funktioniert. Ich hatte schwitzige Hände, habe mich von einer Seite zur anderen gedreht und bin nicht zur Ruhe gekommen."

Derweil machten sich viele Unterstützer auf den Weg nach Berlin. "Für meine Familie und Freunde hatte ich einen Bus organisiert, 50 Leute waren dabei. An einer Raststätte kurz vor Berlin sind sie BVB-Fans begegnet und meine Eltern haben mir später erzählt, dass mein Onkel gleich klargestellt hat, zu wem sie gehören und dann sind die Dortmunder kleinlaut geworden", erzählt Arnold mit einem Lächeln und glänzenden Augen.

Mehr als 30.000 Wolfsburger Fans waren dabei, als die Teams am Abend des 30. Mai 2015 ins Stadion einliefen. "Hätte ich einen Pulsgurt getragen - man hätte wahrscheinlich locker 130 oder 140 Puls messen können", berichtet der 30-Jährige.

Luiz Gustavo ging voran

Der BVB startete deutlich besser ins Spiel, bereits in der fünften Minute erzielte Aubameyang das 1:0, zelebrierte das Tor mit einem Salto. Beim VfL trat Ernüchterung ein, erinnert sich Arnold. "Verdammt! Was ist hier los? Und dann hatte Marco Reus noch eine große Chance, der Ball ist über das Tor gegangen."

Einer der Führungsspieler rüttelte das Team auf. "Luiz Gustavo hat gesagt: 'Jetzt sind wir da! Kommt Männer, jetzt geht es los!' Und so war es dann auch." Der Brasilianer selbst staubte nach einem Naldo-Freistoß zum Ausgleich ab (22.). Gut zehn Minuten später traf Kevin De Bruyne, der heutige Superstar von Manchester City, aus 18 Metern zum 2:1. In der Bundesliga hatte De Bruyne in der Saison zuvor zehn Tore erzielt und 22 vorbereitet.

De Bruyne und die Gedanken an Junior Malanda

Der Belgier wurde später zum Fußballer des Jahres in Deutschland gewählt. "Seine Statistiken waren unfassbar und der Junge hat einfach auf eine andere Art und Weise Fußball gespielt. Das Spiel, die Passwege anders gesehen. In kurzen Momenten hat er blitzschnell die richtigen Entscheidungen getroffen. Er war - und ist auch heute noch - einer der besten Spieler der Welt", sagt Arnold.

De Bruyne deutete nach seinem Tor sofort mit dem Finger auf das Herz auf seinem Trikot - eine Sonderedition, mit der dem Anfang 2015 verunglückten Spieler Junior Malanda gedacht wurde. "Wir haben für ihn gespielt", sagte De Bruyne nach dem Finale.

Heckings Händchen

Die Spieler des VfL Wolfsburg bejubeln den Pokalsieg 2015. © IMAGO / MIS
Pokalparty: Die Spieler des VfL Wolfsburg bejubeln den Triumph 2015.

Noch vor der Pause hatte Dost zum 3:1 getroffen. In der zweiten Hälfte geriet der Sieg des VfL nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Arnold wurde in der 81. Minute für André Schürrle ausgewechselt, ungläubig verfolgte er das Spiel von der Bank aus und rannte beim Schlusspfiff auf den Rasen. "Das waren magische Momente", schwärmt er heute.

Nachdem Kapitän Benaglio den Pokal in die Höhe gestemmt hatte, ging es in die Fankurve, jemand verpasste Trainer Hecking eine Kappe mit der Aufschrift KING. Völlig zu Recht, findet Arnold. "Wir hatten schon Charaktere in der Mannschaft, die man auch mal einfangen musste, wie Bas Dost oder Ivan Perisic. Und da haben Dieter Hecking und sein Co-Trainer Dirk Bremser einen sehr guten Job gemacht."

Party bis morgens um Sechs mit der "VfL-Familie"

Anschließend ging es für das Team, die Vereinsmitarbeiter und viele Gäste zum Feiern in einer Location an der Spree. Der heutige Kapitän Arnold ist nicht er einzige, der bis heute davon schwärmt. "Das war ein Abend, der am besten nie hätte enden sollen. Wir waren eine große VfL-Familie."

Heckings Kinder übernahmen im Laufe der Nacht das DJ-Pult, gefeiert wurde bis morgens um Sechs. "Es war unfassbar heiß in der Location. Ich habe mit der Mutter von Patrick Ochs getanzt, aber sie hat das nach 30 Sekunden abgebrochen. Vielleicht war ich zu schlecht beim Tanzen oder ich habe sie vollgeschwitzt", lacht Arnold. Erst Wochen später habe er realisiert, was das Team für den Verein geschafft habe - nach der Meisterschaft 2009 war es der zweite Titel, den Wolfsburg bejubelte.

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Vorfreude auf die Partie gegen den BVB

Heute nun geht es in der zweiten Runde des DFB-Pokals erneut gegen Dortmund. Leitwolf Arnold freut sich auf "ein Heimspiel unter Flutlicht gegen einen sehr guten Gegner". Der VfL ist in der Bundesliga in dieser Saison noch ohne Heimsieg, der BVB auswärts noch ohne Dreier. Von Titelgewinnen ist Wolfsburg seit Jahren weit entfernt, zuletzt gelang 2015 nach dem Pokalsieg auch der Supercup-Triumph gegen Bayern München.

Arnold hat alle Höhen und Tiefen miterlebt, jeden Rückschlag mitgemacht - da tut es manchmal gut, sich an die schönen Dinge zu erinnern. An die magischen Momente von 2015.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 29.10.2024 | 21:17 Uhr

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