Bundesliga-Aufstieg ade? HSV mit 0:3 in Stuttgart noch gut bedient
Der HSV kann den Bundesliga-Aufstieg wohl abschreiben. 0:3 (0:1) ging der Fußball-Zweitligist im Relegations-Hinspiel beim VfB Stuttgart unter - und das völlig verdient. In dieser Verfassung ist ein HSV-Comeback im Rückspiel am Montag im Volksparkstadion kaum vorstellbar.
"Wir haben hochverdient verloren heute und das Ergebnis war noch das Beste", sagte Mittelfeldspieler Jonas Meffert nach dem Schlusspfiff und sprach von einem "Klassenunterschied". Trainer Tim Walter ärgerte sich, der HSV sei "nicht auf Zack gewesen. So hast du hier keine Chance." Der Fußball-Lehrer monierte zu viele "leichte Fehler" und schlecht verteidigte Standards.
Seine Mannschaft lieferte im ersten Duell mit dem Bundesliga-16. eine bemerkenswert lasche Leistung ab. Ob das Drama des letzten Zweitligaspieltags mit dem so bitter verpassten direkten Aufstieg noch eine Rolle gespielt hat? Walter widersprach dieser Vermutung vehement. Unter dem Strich war der HSV den Stuttgartern aber in allen Belangen unterlegen.
Stuttgart führt nach 44 Sekunden
44 Sekunden waren im VfB-Stadion gespielt, da gab es für die Stimmung der etwa 5.000 mitgereisten HSV-Fans den ersten Dämpfer. Nach einer Ecke köpfte Konstantinos Mavropanos nahezu unbedrängt das 1:0 für die Gastgeber. Ein früher Schock, von dem sich die Norddeutschen nicht mehr erholten. Schon zur Pause hätten die Stuttgarter alles klar machen müssen.
"Jeder kann sich an letztes Jahr erinnern, ans frühe Standardgegentor gegen die Hertha", sagte Meffert frustriert. "Jeder wusste Bescheid, dass uns das nicht passieren darf. Und dann passiert es uns zweimal. Das ist schwer in Worte zu fassen."
Allein Serhou Guirassy hätte noch zwei Tore für den Bundesligisten erzielen müssen. In der 23. Minute war der Franzose nach einem schönen Pass von Josha Vagnoman frei durch, doch Heuer Fernandes parierte den schwachen Abschluss. Kurz darauf schnappte sich Guirassy den Ball, als Ludovit Reis Enzo Millot auf der Strafraumlinie zu Fall gebracht hatte und Schiedsrichter Tobias Welz auf Elfmeter entschied. Der schwache, halbhohe Schuss war wiederum eine dankbare Beute für Heuer Fernandes (27.).
Heuer Fernandes nach 30 Minuten "Man of the Match"
Mit einem "Monster-Reflex" gegen Chris Führichs Versuch aus kurzer Distanz nur zwei Minuten später avancierte der HSV-Keeper schon nach einer knappen halben Stunde zum "Man of the Match" für den Zweitligisten.
Den kompletten K.o.-Schlag nach der Pause konnte aber auch er nicht verhindern. Zunächst traf der ehemalige Hamburger Vagnoman zum 2:0 (51.), ehe Guirassy per Kopf auf 3:0 erhöhte (54.). Keine Frage, die Schwaben haben den individuell besser besetzten Kader und präsentierten sich spielfreudig. Aber gegen diese Hamburger hatte der Favorit auch leichtes Spiel.
"Sie haben drei Tore geschossen, natürlich wird dann die alte Leier von Erster und Zweiter Liga ausgepackt", sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau, gab sich nach dem Spiel aber auch kämpferisch: "Wir werden nicht aufhören, bis die letzte Minute dieser Saison gespielt ist. Wir haben noch 90 Minuten vor uns."
Suhonen sieht Rot
In der 58. Minute sendete Robert Glatzel mit einer Kopfballchance immerhin ein offensives Lebenszeichen der Gäste, doch VfB-Schlussmann Florian Müller war auf dem Posten. Ein Weckruf für den HSV? Nein, Anssi Suhonen machte den gebrauchten Abend der Hanseaten perfekt. Gerade erst eingewechselt, traf der Finne Vagnoman übermotiviert mit der offenen Sohle am Oberschenkel und sah die Rote Karte (69.).
Es lief so gar nichts für den HSV. Sonny Kittels Schuss hätte wohl den Weg ins Stuttgarter Tor gefunden, aber Waldemar Anton blockte kurz vor der Linie (77.). Auf der anderen Seite hatten die Hamburger Glück, dass Mavropanos in der Nachspielzeit nicht noch das 4:0 markierte.
Was ist noch drin im Rückspiel am Montagabend? Der HSV will noch nicht aufgeben. "Dass im Fußball nichts unmöglich ist, haben wir vergangenes Wochenende gesehen", sagte Jonas Meffert, "da gibt es auch mal elf Minuten Nachspielzeit." In genau dieser hatte der 1. FC Heidenheim in Regensburg noch zwei Tore erzielt und den HSV in die Relegation geschickt.