Bühne frei für den Bundesliga-Aufstieg? Holstein Kiel fehlt ein Schritt
Bei Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel werden die Tage und Stunden bis zum Samstagabend um 20.30 Uhr gezählt. Dann kann der erstmalige Bundesliga-Aufstieg perfekt gemacht werden. Im Spitzenspiel gegen den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf reicht den "Störchen" schon ein Remis.
Erleichterung, Freude und Vorfreude - das war das der Kieler Dreiklang nach dem 1:0 beim SV Wehen Wiesbaden. Erleichterung über den Sieg in einem zähen Spiel beim Abstiegskandidaten. Freude über die sportliche Situation nach dem 32. Spieltag, denn "wir haben es in der eigenen Hand. Wir sind Tabellenführer. Das haben wir uns hart erarbeitet, das haben wir uns verdient", sagte KSV-Torhüter Timon Weiner. Und eine unbändige Vorfreude auf den kommenden Samstagabend.
Dann wird das Holsteinstadion zur großen Bühne für den voraussichtlichen Showdown im spannenden Aufstiegsrennen der 2. Fußball-Bundesliga. Die "Störche" empfangen als Spitzenreiter den fünf Punkte dahinter liegenden Tabellendritten Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) - unter Flutlicht, vor ihren Fans, und an einem Abend, der dazu einlädt, diesen mit vielen Partyzonen in den Kneipen und an offenen Plätzen in der ganzen Stadt noch bis in den Morgen auszudehnen.
Vor drei Jahren vergab Holstein drei Matchbälle
Holstein Kiel hat den ersten Matchball zum Aufstieg - es wäre nicht nur das erste Mal, dass die KSV den Sprung in die Bundesliga schafft, auch für Schleswig-Holstein wäre dies ein Novum. Aber halt! Matchball zum Aufstieg und die KSV - war da nicht mal etwas? Und ob - es ist eine unschöne Erinnerung für die Holstein-Fans.
In der Saison 2020/2021 hatte Kiel unter dem heutigen Werder-Trainer Ole Werner insgesamt drei Matchbälle und schaffte es damals nicht. Mit vier Punkten Vorsprung auf Verfolger Greuther Fürth gingen die Schleswig-Holsteiner seinerzeit in die restlichen beiden Spieltage. Ein Sieg fehlte noch, doch die Partien beim Karlsruher SC und zu Hause gegen Darmstadt 98 gingen trotz jeweiliger 1:0-Pausenführung jeweils noch mit 2:3 verloren.
Fürth zog noch mit zwei Siegen vorbei. Und in der Relegation folgte für Holstein nach einem 1:0 im Hinspiel beim 1. FC Köln schließlich der dritte Matchball, der mit einer 1:5-Heimpleite zu Hause krachend vergeben wurde.
"Störche" mit positivem Blick auf die eigene Chance
So etwas, das haben sich die Kieler geschworen, soll es diesmal nicht geben. Zumal die jetzige Ausgangsposition sogar noch etwas besser ist als seinerzeit - damals waren es vier Punkte Vorsprung, nun sind es fünf. Und dieses Mal würde schon ein Remis reichen.
Große Sprüche klopfen die Schleswig-Holsteiner dennoch nicht. "Wir wollen unser Ding machen, haben Lust auf mehr, und das werden wir nächste Woche zeigen", sagte Holstein-Trainer Marcel Rapp.
Timo Becker, Matchwinner in Wiesbaden, bezeichnete den Zusammenhalt des Teams als entscheidend dafür, dass "wir von da oben grüßen. Die ganze Saison ist schon gut, wir hatten so viele Highlights. Und jetzt haben wir es uns erarbeitet, dass wir wieder ein Highlight-Spiel am Samstagabend haben, vor so einer Kulisse."
"Die Mannschaft ist übertrieben geil. Wir haben einen super Spirit. Jetzt haben wir ein richtig geiles Spiel vor der Brust, auf das alle Bock haben. Wir werden alles dafür reinhauen, dass es klappt." Timo Becker
Holtby: "In meiner Karriere fehlt noch etwas..."
Darauf hofft auch der 33 Jahre alte Routinier Lewis Holtby so sehr. "Es wäre so unglaublich schön. Ich würde mich freuen für jeden Einzelnen, der dieses Jahr so demütig gearbeitet hat", sagte der Mittelfeldspieler. Ich hoffe, dass wir es vollenden, dass wir uns alle belohnen. In meiner Karriere fehlt noch etwas, und das wäre wunderschön jetzt."
Über die Eventualität eines weiteren Matchballs am letzten Spieltag bei Hannover 96 mag bei den Kielern niemand nachdenken.