St. Pauli nach Sieg gegen Hansa Spitzenreiter - Aufstieg ganz nah
Der FC St. Pauli ist dem Aufstieg in die Bundesliga einen großen Schritt nähergekommen. Die Hamburger gewannen am Freitag mit 1:0 (0:0) gegen den FC Hansa Rostock und setzten sich an die Tabellenspitze der 2. Liga. Befürchtete Fan-Ausschreitungen blieben aus.
Weil Holstein Kiel am Sonnabend überraschend gegen den 1. FC Kaiserslautern verlor, gehen die Kiezkicker als Tabellenführer in das Stadtderby am kommenden Freitag beim HSV (18.30 Uhr im NDR Livecenter). Schon jetzt steht fest, dass die Mannschaft von Coach Fabian Hürzeler in der Endabrechnung das erste Mal seit Gründung der Bundesliga das beste Team Hamburgs sein wird. Zudem könnte St. Pauli mit einem Sieg im Volksparkstadion den Aufstieg perfekt machen.
Schließlich vergrößerte sich der Vorsprung der Braun-Weißen am 31. Spieltag auf die drittplatzierte Fortuna Düsseldorf (1:1 am Samstagabend bei Schalke 04) auf sieben Punkte. Ein Punktepolster, das drei Spieltage vor dem Saisonende ausreichen sollte, um den Sprung in die Beletage zu schaffen. Relegationsplatz drei hat St. Pauli bereits jetzt sicher.
Kapitän Jackson Irvine sorgte am Freitagabend im mit 29.163 Zuschauern ausverkauften Millerntorstadion mit einem Kopfballtreffer für das entscheidende Tor (52.).
"Es war ein verdienter Sieg. Wir haben uns in der ersten Hälfte ein bisschen schwerer getan und haben ein paar zu viele Fehler gemacht. Aber in der zweiten Hälfte hatten wir das Spiel komplett unter Kontrolle, haben es sehr clever gespielt und hinten gar nichts mehr zugelassen. Deswegen geht der Sieg meiner Meinung nach sehr in Ordnung", sagte Abwehrchef Hauke Wahl im NDR Interview.
Rostock verkaufte sich teuer, blieb aber im Angriff zu harmlos. "Wir haben wenig zugelassen und waren kurz vor einer Überraschung. Ich glaube, dass es ein gutes Auswärtsspiel von uns war", sagte Verteidiger Alexander Rossipal dem NDR. Die Mecklenburger rutschten jedoch am Sonnabend durch den Sieg von Kaiserslautern in Kiel auf einen direkten Abstiegsplatz ab.
HSV-Leihgabe David verhindert St.-Pauli-Führung
St. Pauli hatte im ersten Abschnitt beinahe 70 Prozent Ballbesitz, war jedoch nicht imstande, die Gäste nachhaltig unter Druck zu setzen. Immer wieder trafen die Hürzeler-Schützlinge im letzten Drittel des Feldes falsche Entscheidungen. Viele Angriffe wurden überhastet ausgespielt. Die beste Chance der Hausherren vor der Pause resultierte dann auch nicht aus einer Kombination, sondern aus einem Befreiungsschlag, nach dem Johannes Eggestein gegen die zu weit aufgerückte Rostocker Abwehr freie Bahn in Richtung Hansa-Tor hatte.
Was dann folgte, war vielleicht die Grätsche der Saison: HSV-Leihgabe Jonas David kam herangerauscht und spitzelte Eggestein im letzten Moment den Ball vom Fuß (41.).
Hansa stark, aber im Abschluss glücklos
Viel mehr hatte der Kiezclub in Hälfte eins offensiv nicht zu bieten. Rostock war in einer von beiden Seiten sehr intensiv geführten Partie sogar das gefährlichere Team. Die im Vergleich zur 0:2-Pleite am vergangenen Spieltag gegen den 1. FC Magdeburg auf sechs Positionen veränderte Elf von Trainer Mersad Selimbegovic zeigte einen sehr couragierten und klugen Auftritt und schaltete nach durch hohes Pressing erzwungenen Ballgewinnen immer wieder blitzschnell um. Die Abschlüsse blieben - wie schon im gesamten Saisonverlauf - allerdings ausbaufähig.
So scheiterte Juan-José Perea gleich zweimal freistehend an Keeper Nikola Vasilj (19., 33.). Bei seiner ersten Chance stand der Kolumbianer aber im Abseits, sodass der Treffer ohnehin keine Anerkennung gefunden hätte. Nichtsdestotrotz konnte der Abstiegskandidat mit seiner Vorstellung zur Halbzeit zufrieden sein.
"Fußball-Gott" Irvine trifft nach Hartel-Ecke
Nach dem Seitenwechsel erhielten die Hoffnungen der Mecklenburger auf eine Überraschung auf der Reeperbahn dann aber schnell einen Dämpfer. Zunächst hatte Hansa noch Fortune, dass Aljoscha Kemlein einen Kopfball neben das Tor setzte (47.) und kurz darauf mit einem Lupfer an Keeper Markus Kolke scheiterte (52.). Beim darauffolgenden Eckstoß Sekunden später verloren die Rostocker dann aber in Irvine ausgerechnet einen der kopfballstärksten St. Paulianer aus den Augen. Der Australier, von den eigenen Fans ebenso ehrfürchtig wie liebevoll "Fußball-Gott" gerufen, nickte den von Marcel Hartel getretenden Standard in die Maschen.
Rostock findet keine Antwort auf Rückstand
Hansa war um eine Antwort auf den Rückstand bemüht. Doch den Gästen fehlten die fußballerischen Mittel, um St. Paulis nun viel sicherere Abwehr auseinanderzureißen. Das Selimbegovic-Team bekam einfach keine Tiefe mehr in sein Spiel. Auch die Hausherren geizten in der zunehmend zerfahreneren Begegnung mit gelungenen Offensiv-Aktionen.
Es war den Hürzeler-Schützlingen anzusehen, dass die Verteidigung des knappsten aller Vorsprünge für sie höchste Priorität hatte. Das sah nicht hübsch aus, war aber in Anbetracht der Wichtigkeit des Sieges zweckmäßig und allemal legitim.
Befürchtete Fan-Ausschreitungen bleiben aus
Während es auf dem Rasen zuweilen hitzig zuging, blieben die im Vorfeld des Hochrisikospiels befürchteten Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Clubs aus. Es sei ruhig geblieben, teilte die Hamburger Polizei kurz vor dem Anpfiff im Millerntorstadion mit. Auch zwei getrennte Märsche von Fans des FC St. Pauli und des FC Hansa Rostock seien ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Immer wieder war es bei den Aufeinandertreffen der Nordclubs in den vergangenen Jahren zu teils schweren Ausschreitungen gekommen.
Für viele Zuschauer war die Anreise zum Stadion durch einen schweren Zugunfall am Hamburger Hauptbahnhof erschwert worden. Nach Angaben der Leitstelle der Polizei war am Nachmittag ein Bauzug unter der Ernst-Merck-Brücke entgleist, als er gegen die Brücke prallte. Der S-Bahn- und Fernverkehr war erheblich beeinträchtigt.