Als der Hunger Helmut Schön zu St. Pauli trieb
Der ehemalige Nationalspieler und spätere Bundestrainer Helmut Schön (1915-1996) ist als "Mann mit der Mütze" zur Legende geworden. Und auch an der Geschichte des FC St. Pauli hat der gebürtige Dresdner seinen Anteil - wenn auch nur einen kleinen: Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele sehr gute Fußballer auf den Kiez, halfen so beim Neuaufbau bei St. Pauli und begründeten die "Wunderelf". Schon damals ging es bei vielen um die Fleischeslust, jedoch nicht etwa im Rotlichtmilieu auf der Reeperbahn. Die Spieler hatten schlichtweg Hunger und Schlachtermeister Karl Miller unterstützte den Verein als Mäzen mit seinen Waren vom Großneumarkt. So fand auch Schön den Weg nach Hamburg. Er und seine Mannschaftskameraden gingen als "Fleisch-Legionäre" in die Historie ein.
Schön hätte gar nicht spielen dürfen
Karl Miller junior trug das Trikot der Hamburger und hatte durch seine Zeit in Dresden gute Kontakte zum deutschen Spitzenclub Dresdner SC. Diese nutzte der Nationalspieler, als Dresden nach dem Krieg in Schutt und Asche lag, um ehemalige Teamkollegen die Elbe aufwärts zu lotsen. Unter ihnen war Offensivspieler Schön, der so immerhin drei Partien für die Kiezkicker in der Oberliga absolvierte und auch beim Derby gegen den Hamburger SV (0:2) am 30. November 1947 zum Einsatz kam. Dabei wusste Schön auch 1973 noch immer nicht, ob er überhaupt spielberechtigt gewesen war. "Man erzählte mir, es sei alles in Ordnung. Geglaubt habe ich nie daran", zitierte ihn das "Hamburger Abendblatt". Sein ehemaliger Mitspieler Heinz Hempel erklärte später, es habe tatsächlich keine gültige Spielerlaubnis gegeben. Für die Fußballer war das aber ohnehin Nebensache, wollten sie doch vor allem eines: satt werden.