Stand: 25.06.2020 00:01 Uhr

Vor 60 Jahren: Seeler führt HSV zur Meisterschaft

von Utz Rehbein, NDR.de
HSV Meister 1960 © dpa picture alliance Foto: dpa picture alliance
Die HSV-Spieler lassen sich in Hamburg von den Fans feiern.

Mitspieler Gerd Krug hat es später unumwunden zugegeben: "Uwe Seeler war das Besondere an dieser Mannschaft, das i-Tüpfelchen. Wir konnten alle Fußball spielen, aber ohne ihn wären wir eine Durchschnitts-Mannschaft geblieben." Nie wird das deutlicher als beim einzigen Meistertitel in der Seeler-Zeit. Drei Endspiele hatte das Team in den vergangenen vier Jahren verloren, neben den Titel-Finals 1957 und 1958 auch das Pokalendspiel 1956 (1:3 gegen Karlsruhe). Und auch am 25. Juni 1960 in Frankfurt ist Hamburg Außenseiter gegen den aufstrebenden 1. FC Köln mit seinen 54er-WM-Helden Helmut Rahn und Hans Schäfer.

Seelers Doppelpack

Der HSV-Torjäger aber macht den Unterschied: Seeler, eigentlich glänzend bewacht von seinem Gegenspieler Leo Wilden, ist zweimal hellwach und erzielt zwei Tore zum 3:2 (0:0)-Sieg. Christian Breuer schießt das Kölner 1:0 nach der Pause, Seeler und sein Sturmpartner Charly Dörfel bringen den HSV bei tropischer Hitze im Waldstadion in Führung. Den erneuten Kölner Ausgleich durch Christian Müller kontert erneut Seeler. Der Treffer wäre allerdings auch ohne sein Zutun zustandegekommen, Klaus Stürmer hatte den Kölner Torwart Fritz Ewert bereits elegant überlupft.

Einen Hauptverantwortlichen für Hamburgs Sieg macht Seeler später im Kölner Trainer Oswald Pfau aus. Der habe alle seine in die Jahre gekommenen Asse aufgestellt: Georg Stollenwerk (30 Jahre), Jupp Röhrig (35), Schäfer (32) und den bereits etwas fülligen Rahn (30). "Wir waren jünger, wir verkrafteten die hohen Temperaturen einfach besser", analysiert Seeler.

Seelers "Jahrhunderttor" gegen Westfalia Herne

Das originellste und legendärste aller Seeler-Tore ist allerdings drei Wochen vorher, in einer anderen Begegnung der Meisterrunde 1960, gefallen. Im Endrunden-Gruppenspiel gegen Westfalia Herne gelingt Hamburgs Stürmerstar ein Rückzieher-Treffer im Liegen - halb begraben unter Nationaltorwart Hans Tilkowski.

Mit der Heimkehr nach dem Endspiel lässt man sich damals Zeit. Gefeiert wird zunächst am Abend in Frankfurt. Die fairen Kölner Verlierer bringen dem HSV vor dem Bankett im Frankfurter Hof ein Ständchen.

30.000 feiern ihre HSV-Helden am Rothenbaum

Erst am Sonntag kehrt die Mannschaft im TEE-Zug in die Hansestadt zurück. Der erste Titel nach 32 Jahren: 20.000 Fans nehmen die Final-Helden am Dammtor-Bahnhof in Empfang. Und 30.000 warten auf dem Rothenbaum-Sportplatz, wo der Auto-Treck mit den Spielern Ehrenrunden auf der Aschebahn dreht. Stundenlang wird das Vereinsheim belagert. "Uns Uwe" ist fassungslos: "Nie hätte ich gedacht, dass die Hamburger so aus sich herausgehen können."

25. Juni 1960, Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, Waldstadion Frankfurt:

HSV - 1. FC Köln 3:2 (0:0)
Tore: 0:1 Breuer (52.), 1:1 U. Seeler (53.), 2:1 G. Dörfel (72.), 2:2 Müller (86.), 3:2 U. Seeler (88.)
Zuschauer: 71.000
HSV: Schnoor - Piechowiak, Krug, Werner, Meinke - Dieter Seeler, Neisner, Dehn - Uwe Seeler, Stürmer, Gerd Dörfel

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 21.06.2020 | 19:30 Uhr

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