Sittensen testet Kunstrasen ohne Mikroplastik
Auf den ersten Blick sieht er wie ganz normaler Rasen aus - der Fetzen Grasnarbe, den Egbert Haneke vom VfL Sittensen in der Hand hält. Tatsächlich ist es aber ein Stück Zukunft. Denn auf dem Fußballplatz des Sportvereins im Landkreis Rotenburg soll weltweit zum ersten Mal ein spezieller Kunstrasen getestet werden, der kein kleingeschreddertes Plastik enthält. Noch ist das Stück Umwelt-High-Tech eine Art DIN-A4-großes Muster. Der gesamte Testrasen soll erst im kommenden Frühjahr kommen. Doch die Kleinversion hat bereits alle speziellen Eigenschaften.
Grüner Teppich aus Zuckerrohr
So sind die künstlichen Grashalme äußerlich von echten zwar kaum zu unterscheiden. Und doch bestehen sie aus einem Polyethylen, das aus dem nachwachsenden Rohstoff Zuckerrohr hergestellt wird. "Es werden also keine fossilen Werkstoffe hierfür verwendet", sagt Haneke. Der grüne Teppich liegt auf einer Schicht Granulat - auch das besteht aus umweltfreundlichen Stoffen wie Latex, Kork oder Kreide. Dazu kommt noch Quarzsand, um den Boden elastisch zu machen. Das so viel diskutierte Mikroplastik kann bei dieser Art Bodenbelag also kaum entstehen.
DFB ist bereits interessiert
Weil Mikroplastik aber trotzdem von dem Platz in die Umwelt gelangen kann, zum Beispiel durch den Abrieb von Sportschuhen, gibt es eine spezielle Filteranlage für die Kleinstteile. Diese kann also mehr als die herkömmlichen bei Kunstrasen vorgeschriebenen Maschinen. Wegen des weltweit einmaligen Kunstrasens richten sich im Moment Sportler-Blicke von überall her auf den kleinen VfL Sittensen. So haben nicht nur Nachbar-Vereine aus der Region angefragt, ob sie künftig Zeiten auf dem Platz buchen können. Auch das Umweltministerium und der DFB hätten bereits angeklopft, heißt es vom Sportverein. "Dass das so eine riesige Welle schlägt, hat mich ehrlich gesagt auch überrascht", sagt Haneke.
Paten für Kunstrasen gesucht
Rund 1,5 Millionen Euro soll der neue Kunstrasenplatz mit Leichtathletik-Bahn kosten. Das sind etwa 15 Prozent mehr ein herkömmlicher Kunstrasenplatz - Geld, das ein kleiner Verein kaum hat. Daher wird das Projekt nicht nur von Sponsoren gefördert. Jeder kann zusätzlich Pate für ein Stück Kunstrasen werden.