Bratschenwirtschaft: Ein Kammermusik-Programm nur für die Viola
Kleine Ensembles, ganz individuell: Die von den Orchestermusiker:innen zusammengestellten Programme bieten Schmuckstücke der Kammermusik sowie Neuentdeckungen, Raritäten und besondere Arrangements.
Nein, Stammtischwitze über die große Schwester der Violine werden hier nicht aufgewärmt. Stattdessen enthält das Menü der NDR "Bratschenwirtschaft" lauter exquisite musikalische Zutaten. Viola à la carte sozusagen. Serviert wird die Speisenfolge im Kleinen Sendesaal von geballter Bratschenpower: Die komplette Stimmgruppe der NDR Radiophilharmonie plus Akademistin gibt sich die Ehre. Durch das Programm führt Fritz Stenger-Lutz, auch er ein ehemaliger Bratscher des Orchesters.
Bratschenklang satt
Eine Bratsche klingt gut, mehrere klingen noch besser. Nach diesem Motto legen die Bratscherinnen und Bratscher der NDR Radiophilharmonie den Fokus auf Werke für zwei und mehr Violen. Eine ganze Handvoll sind es in "Wendezeit", einem Frühwerk des zeitgenössischen Komponisten Brett Dean, gar sechs im spielfreudigen Rondo Capriccio des Walisers Kenneth Harding. Musikalisch ist die Bandbreite groß, sie reicht vom romantischen Ständchen (Paul Coletti) über die Viertelton-Studie (Garth Knox) bis zur veritablen Sinfonia, so der Untertitel zu Druschinins Duo.
Berühmte Bratscher als Komponisten
Und wussten Sie, wie viele berühmte Komponisten Bratsche spielten? Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Dvořák, Hindemith. Diese Kammermusik-Matinee dreht den Spieß gewissermaßen um. Hier sind nämlich berühmte Bratscher mit Werken für ihr Instrument vertreten. Harding und Coletti entstammen der traditionsreichen britischen Bratschenschule, Dean war jahrelang Mitglied der Berliner Philharmoniker, Druschinin und Knox gehörten legendären Quartettformationen an, dem Moskauer Beethoven-Quartett bzw. dem Arditti Quartet.