Stand: 06.06.2015 23:12 Uhr

Tournee-Tagebuch


17:10 Uhr - Shanghai, 1. Juni

Tagebuch 10: Meisterklassen

"Ich freue mich tierisch auf das Konzert, weil der Saal einfach fantastisch ist", sagte gestern kurz vor dem Konzert in der Shanghai Symphony Concert Hall Solo-Trompeter Guillaume Couloumy. Sein großes Solo gehört zu den schönsten Momenten in Mahlers Erster Sinfonie in der Hamburger Fassung. 

Jubel auch in Shanghai

Der Saal war so gut wie ausverkauft. Und auch hier wieder großer Jubel am Ende! Mit dabei waren viele Studenten aus der Shanghai Orchestra Academy, die ein paar Stunden zuvor einige der Hamburger Musiker schon hautnah erleben konnten, bei den "Mini"-Masterclasses. Die dienten vor allem einem ersten Kontakt, beim nächsten Besuch sind dafür mehrere Tage eingeplant. Yao Tianhao hatte bei Couloumy Unterricht. Da ging es auch um Musik von Mahler. Wo genau setzt man die Akzente, wie lang hält man die Noten, wie spannt man den Bogen über die Musik?

Erste Kontaktaufnahme unter Musikern

Yao Tianho ist von dem Unterricht begeistert: "Ich bin sehr glücklich! Guillaume hat mir viele Details erklärt, gerade auch über den deutschen Stil. Er hat mir viele Ideen gegeben und auch erzählt, was er bei der Musik fühlt. Das war wirklich gut!"

Die Freude über diese Begegnung ist beidseitig. Guillaume Couloumy: "Ich war sehr begeistert von diesem Schüler. Das ist eine tolle Erfahrung, hierher zu kommen und einfach ein paar Ideen auszutauschen."

VIDEO: "Es ist eine große Ehre" (3 Min)

Crashkurs als Initialzündung

Auch Solo-Bratschist Jan Larsen hat unterrichtet - er hätte nur gerne mehr Zeit gehabt.

"Dies war eigentlich wie ein Crashkurs. Man muss natürlich Vertrauen bilden, wenn man mehr Zeit hat, dass man sich wirklich finden kann. Wenn wir für die Masterclasses wiederkommen, werden wir ja auch gemeinsam Kammermusik machen. Dann ist es auch nicht mehr so sehr dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis. Außerdem spielt man dann selber auch mehr. Das ist, glaube ich, für die Studenten wichtig, weil sich über das Ohr sehr viel mehr mitteilt, über das Nachmachen, Hören, Nachmachen. Es ist ein sehr interessantes Projekt, auf das wir uns alle freuen."

Empfang im Deutschen Konsulat

Ein Projekt, von dem auch der deutsche Generalkonsul in Shanghai, Peter Rothen, begeistert ist. Er hatte am Mittag das Management des Orchesters und die Hamburg-Delegation zu einem Empfang ins Konsulat eingeladen.

Gruppenbild mit dem deutschen Generalkonsul in Shanghai (v.l.n.r.:  Thorsten Kausch, Geschäftsführer Hamburg Marketing, Staatsrat Wolfgang Schmidt, Andrea Zietzschmann, Generalkonsul Peter Rothen, Christoph Lieben-Seutter)
Am Sonntagmittag lädt Generalkonsul Peter Rothen (2. v.r.) das Orchestermanagement und die Delegation der Stadt Hamburg zu einem kleinen Empfang ein.

"Ich finde das ganz klasse! Erstens kommt das zur rechten Zeit, kurz vor dem 30-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Shanghai, zweitens ergänzt es die bereits sehr intensive Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Gebiet und drittens füllt es eine Lücke, die ich, seit ich hier bin, immer deutlicher sehe: Wir haben zwar überall in westlichen Orchestern chinesische Musiker, also wir wissen, dass Chinesen sehr gut klassische Musik spielen können. Aber wir haben die Zusammenarbeit in dem Bereich der Musik mit China noch nicht so weit ausgebaut, wie wir sie im wirtschaftlichen und im Wissenschaftsbereich mittlerweile haben. Und gerade hier in Shanghai gibt es mit der Shanghai Symphony ein ausgezeichnetes Orchester. Und ich bin deswegen sehr, sehr froh, dass Hamburg hier schnell zugegriffen hat und jetzt eine Zusammenarbeit mit diesem großartigen Orchester festgeschrieben hat, von der sicher beide Seiten - auch wir - sehr profitieren werden."

Verwinkeltes Viertel mit viel Charme

Straßenzug im französischen Viertel in Shanghai
Im Französischen Viertel in Shanghai geht es bunt und fröhlich zu - aber einen Stadtplan sollte man mitnehmen.

Das deutsche Konsulat liegt übrigens ganz in der Nähe der neuen Shanghai Symphony Hall im Französischen Viertel - fußläufig. Wunderhübsche Straße, buntes Leben, Cafés, Restaurants, kleine Geschäfte, wirklich entzückend. Ich habe es sehr genossen, dort zu schlendern, war allerdings einigermaßen erstaunt, als ich nach einer guten Stunde nicht beim Konzertsaal ankam, sondern wieder beim Konsulat. Ich war in den verwinkelten Straßen einmal im Kreis gelaufen. Nächstes Mal nehme ich einen Stadtplan mit.

Orchester und Vokalensemble