Umfrage: Hochwasser schürt Angst vor Klimawandel
#NDRfragt-Blitzumfrage: Zwei Drittel der Befragten haben Angst vor Extremwetter-Ereignissen wie aktuell im Süden Deutschlands. Um sich an den Klimawandel anzupassen, seien deutlich größere Anstrengungen nötig.
Straßen sind mit Schlammmassen bedeckt, wo Felder und Sportplätze liegen, sind nur noch braune Wasserflächen zu sehen. Die Bilder aus dem Süden bereiten vielen Menschen auch in Norddeutschland Sorgen, wie aus einer #NDRfragt-Blitzumfrage hervorgeht. An der nicht repräsentativen Umfrage haben 19.000 Norddeutsche teilgenommen.
Demnach haben zwei Drittel der Befragten Angst vor Extremwetter-Ereignissen wie dem aktuellen Starkregen und dem damit verbundenen Hochwasser in Süddeutschland. #NDRfragt-Mitglied Michèle (60) aus Mecklenburg-Vorpommern schreibt: "Was da grad im Süden der Republik passiert, ist grauenhaft. Und es tut mir sehr leid für die Betroffenen." Die Situation erinnere sie an ähnliche Extrem-Ereignisse in ihrer Region in jüngster Zeit.
Große Mehrheit sieht Klimawandel als Ursache
Mehr als acht von zehn Befragten sehen extreme Regenfälle wie jetzt im Süden als eine Folge des Klimawandels. Auch unter Experten verfestigt sich das Bild von einem Zusammenhang, auch wenn man "das Einzelereignis schwer auf den Klimawandel beziehen" könne, sagt Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Dennoch sind viele Wissenschaftler, etwa vom Forscher-Zusammenschluss World Weather Attribution, der Auffassung, dass extreme Regenfälle in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur häufiger und intensiver geworden sind, sondern auch, dass die Ursache dafür vor allem im menschengemachten Klimawandel liege.
Das gelte insbesondere auch für Europa. Deswegen würden in der Folge Überschwemmungen wahrscheinlich häufiger und heftiger ausfallen. Experten beim Deutschen Wetterdienst (DWD) sind vorsichtiger. Bisher ergäben die Daten nur Tendenzen, aber sie seien noch nicht statistisch belastbar, sagt etwa DWD-Klimaexperte Thomas Deutschländer.
Gelingt die Anpassung an den Klimawandel?
Ist der Klimawandel noch unter Kontrolle zu bringen? Dass dies noch gut und mit nur mäßigen Wohlstandsverlusten möglich sei, glauben nur fünf Prozent. Etwa vier von zehn halten es zwar noch für möglich - allerdings nur mit deutlich erhöhten Anstrengungen über einen langen Zeitraum und unter großen Verlusten. Fast genauso viele denken, dass es auch langfristig unwahrscheinlich oder unmöglich sei, den Klimakollaps noch zu verhindern.
#NDRfragt-Mitglied Stefan (45) aus Hamburg schreibt: "Klimawandel aufhalten tut weh, da es viel Komfort einschränkt, an den sich Menschen gewöhnt haben. Politik hat davor leider Angst - sowohl konkrete Maßnahmen umzusetzen, als auch dies überhaupt klar zu formulieren und verständlich zu machen."
Fokus auf Klimaschutz oder Anpassung?
Rund die Hälfte der Befragten gibt an, dass die Politik den Fokus darauf legen sollte, den Klimawandel abzumildern, also Emissionen weiter zu reduzieren. Für die andere knappe Hälfte der Teilnehmenden ist es wichtiger, sich auf die Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu konzentrieren. Es gibt starke Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Bei den Jüngeren überwiegt der Fokus auf den Klimaschutz deutlich. "Es braucht viel mehr Bewusstsein, dass die Folgen des Klimawandels deutlich teurer sein werden als Investitionen in effektiven Klimaschutz", schreibt #NDRfragt-Mitglied Benedikt (27) aus Niedersachsen.
Was muss jetzt geschehen?
Wie man den Wetterextremen und dem Klimawandel generell begegnen soll - darauf gibt es in der Community unterschiedliche Reaktionen. Am häufigsten werden größere Anstrengungen beim Klimaschutz gefordert, vor allem im Hinblick auf den Ausbau erneuerbarer Energien und einer Verkehrswende. #NDRfragt-Mitglied Anton (18) aus Hamburg fordert: "Die Regierung muss drastische Maßnahmen umsetzen, beispielsweise Autofahrverbote an bestimmten Orten und Tagen. Der ÖPNV muss stark ausgebaut werden." Mit Blick auf die Lage im Süden wird auch oft ein stärkerer Hochwasserschutz gefordert, etwa von Sylvia (51) aus Schleswig-Holstein. Sie nennt die Wiederherstellung von Feuchtgebieten, bessere Entwässerungssysteme in Städten, weniger versiegelte Flächen und mehr Stauseen und Rückhaltebecken als konkrete Maßnahmen.
Einig ist sich eine große Anzahl der #NDRfragt-Mitglieder darin, dass die Politik mehr unternehmen und sich auf die Konsequenzen vorbereiten muss - auch mit Geld. Sophie (30) aus Niedersachsen schreibt: "Wir müssen uns auch in Deutschland der Realität stellen, dass es nicht länger nur um Klimaschutz und Klimaanpassung geht, sondern auch um die unausweichlichen Schäden, die entstehen werden."
Viele in der #NDRfragt-Community lenken den Blick außerdem auf den weltweiten Klimaschutz und wünschen sich mehr Anstrengungen von anderen Ländern. Sebastian (45) aus Niedersachsen schreibt: "Der Klimawandel hält nicht an den deutschen und europäischen Grenzen. Deutschland kann die Welt nicht alleine retten."
Wachsende #NDRfragt-Community mit über 42.000 Norddeutschen
#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich über 42.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.