Zwischenfall in Pflegeheim in Bark: Behörden bleiben gelassen
Eine Pflegekraft des Pflegeheims in Bark kam in der Nacht zu Mittwoch ins Krankenhaus - Rettungsdienst und Katastrophenschutz des DRK mussten deshalb bei der Betreuung der Menschen aushelfen. Heimleitung, Aufsichtsbehörde und Ministerium reagierten gelassen.
In der Seniorenresidenz Segeberger Forst in Bark im Kreis Segeberg hat es Mittwochnacht um 2 Uhr einen größeren Einsatz gegeben. Eine Pflegekraft musste in der Nachtschicht wegen eines Notfalls in eine Klinik gebracht werden.
Da die Heimleitung nicht erreicht werden konnte und so spontan kein Ersatz gefunden wurde, mussten die 45 Bewohnerinnen und Bewohner Mittwochnacht vom Rettungsdienst und vom Katastrophenschutz des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betreut werden, wie Christian Mandel sagte, Sprecher der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKISH).
Ministerium: "System hat funktioniert"
In erster Linie seien Pflegeheime verpflichtet, die Versorgung ihrer Bewohner sicherzustellen, teilte das Sozialministerium Schleswig-Holstein auf NDR Anfrage mit. In plötzlich und unerwartet auftretenden Notsituationen seien aber tatsächlich Gefahrenabwehrbehörden wie das DRK dafür zuständig, Pflegeheime zu unterstützen. "Dieses System hat nach aktuellem Kenntnisstand im vorliegenden Fall funktioniert", sagte ein Ministeriumssprecher.
Einsatzkräfte aus fünf DRK-Ortsverbänden
Etwa 80 Einsatzkräfte seien in Bark gewesen, schätzt RKISH-Sprecher Mandel, unter anderem aus Bad Segeberg, Bad Bramstedt, Kaltenkirchen und Norderstedt. Ihre Aufgabe sei es zunächst gewesen, den Gesundheitszustand jedes einzelnen Bewohners abzuklären und die Medikamentengabe herauszufinden. Dafür habe es viele Helfer gebraucht.
Rettungsdienst: So viele Ehrenamtliche "ein wunderbares Signal"
Der leitende Notarzt vor Ort stellte fest, dass zwei Menschen akut Pflegebedarf hatten. Einen Notfall habe es aber nicht gegeben, so Mandel. Die DRK-EInsatzkräfte wurden schließlich gegen 6 Uhr am Mittwoch von den Frühschicht-Kollegen des Pflegeheims abgelöst.
Laut RKISH-Sprecher Mandel war die Lage anfangs sehr unübersichtlich gewesen. Außerdem hätten in der Nacht viele Ehrenamtliche auf den Alarm reagiert. "Das ist eine günstigere Zeit, um auch Menschen im Ehrenamt besonders zu erreichen an dieser Stelle". Dass so viele zu Hilfe eilten, ist für Mandel "ein wunderbares Signal".
Heimleitung: "Keine bedrohliche Lage"
Die Heimleitung hingegen zeigte sich am Mittwochmorgen im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein irritiert von dem Großeinsatz. Es sei in der Nacht noch eine zweite Fachkraft vor Ort gewesen - gesetzlich vorgeschrieben sei nur eine. Dies sei auch so mit der Wohnpflegeaufsicht des Kreises Segeberg vereinbart. Eine bedrohliche Lage habe es nicht gegeben.
In einer Pressemitteilung am Mittwochmittag konkretisierte die Heimleitung, dass in der Nacht eine weitere, externe Pflegefachkraft anwesend gewesen sei, ihre Hilfe jedoch durch den Rettungsdienst nicht in Anspruch genommen wurde.
RKISH-Sprecher Mandel sagte auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein, dass zwar tatsächlich eine weitere Pflegekraft angetroffen wurde, diese sich aber nach ihrem Spätdienst bis 22 Uhr in der Ruhezeit befunden habe. Deshalb habe sich der Rettungsdienst aus Fürsorgepflicht entschieden, die Pflegekraft nicht alleine zu lassen.
Heimaufsicht findet personelle Ausstattung angemessen
Die Heimaufsicht hat nach Angaben einer Sprecherin des Kreises Segeberg das Pflegeheim am Mittwoch besucht, um insbesondere die aktuelle personelle Situation und die Abläufe zu klären. Auf NDR Anfrage schreibt die Sprecherin: "Die personelle Ausstattung ist für die derzeitige Anzahl der Bewohnerinnen als angemessen anzusehen."
Gesetzlich ist laut dem Sozialministerium Schleswig-Holstein vorgeschrieben, dass Pflegeheime sicherstellen müssen, dass die Bewohner zu jeder Tages- und Nachtzeit fachgerecht betreut werden. Demnach müsse stets mindestens eine Pflegefachkraft im Dienst sein. Abhängig von der Struktur des jeweiligen Pflegeheims wird der Personalschlüssel aber individuell mit dem jeweiligen Heim verhandelt. Im Falle des Barker Pflegeheims sei die Besetzung von einer Fachkraft in der Nacht bei bis zu 50 Bewohnern nicht zu beanstanden, so die Sprecherin des Kreises Segeberg.
Die Kriminalpolizei ermittelt inzwischen ebenfalls, allerdings gibt es bislang nach Angaben der Beamten weder eine Strafanzeige noch eine geschädigte Person.