Eine Fregatte liegt vor der Küste von Schleswig-Holstein. © picture alliance / dpa Foto: Carmen Jaspersen
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AUDIO: Bundeswehr will eigene Fregatte auf Ostsee abschießen (1 Min)

Zum Test: Bundeswehr will eigene Fregatte auf Ostsee angreifen

Stand: 30.07.2024 21:55 Uhr

Ende Oktober will die Bundeswehr auf der Ostsee vor Schleswig-Holstein ein eigenes Schiff mit Minen angreifen, um dessen Verwundbarkeit zu testen. Vorher gab es immer wieder Kritik: Schweinswale würden durch die Explosionen leiden. Neue Schutzmaßnahmen sollen Kritiker besänftigen.

von Joscha Krone

Die Bundeswehr plant, auf der Ostsee im Sperrgebiet Schönhagen (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ihre eigene bereits ausgemusterte Fregatte "Karlsruhe" mit Minen anzugreifen. Einen entsprechenden Antrag hat sie nach eigenen Angaben bereits beim Umweltministerium gestellt. Der geplante Abschuss-Test solle Erkenntnisse darüber liefern, wie verwundbar die Schiffe der Marine sind, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz. Zuvor hatte der shz berichtet.

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Eine Fregatte liegt vor der Küste von Schleswig-Holstein. © picture alliance / dpa Foto: Carmen Jaspersen

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Nach viel Kritik an diesen Tests und deren Auswirkungen auf Schweinswale hat die Bundeswehr unter anderem gemeinsam mit Umweltverbänden neue Sicherheitsmaßnahmen entwickelt. So will die Bundeswehr die Schweinswale laut aktuellen Planungen vor den Test-Ansprengungen des Marine-Schiffes rund um die Teststelle vergrämen. Außerdem soll ein doppelter sogenannter "Blasenschleier" gelegt werden, der den Explosionslärm mindert - das Gehör der Schweinswale kann durch hohe Lautstärke zerstört werden.

Umweltministerium: Man benötigt eine gut ausgebildete Bundeswehr

Das schleswig-holsteinische Umweltministerium von Ressortchef Tobias Goldschmidt (Grüne) prüft den Antrag der Bundeswehr aktuell. Die Schutzmaßnahmen, die die Bundeswehr für Schweinswale ergreifen möchte, stimmen das Ministerium nach jüngsten Angaben positiv. Es begrüße, dass sich die Bundeswehr rechtzeitig mit Naturschutzbänden abgestimmt habe. Goldschmidt sagte, man benötige angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Lage "eine wehrhafte und gut ausgebildete Bundeswehr". Es werde mit ihm jedoch nur eine deutlich begrenzte Anzahl an Sprengungen geben.

Die finale Freigabe des Antrags könne jedoch noch einige Zeit dauern, da in die Prüfung auch eine artenschutzrechtliche Ausnahmeprüfung einfließen soll, so das Ministerium. Zudem sei das Bundesamt für Naturschutz (BfN) an der Prüfung beteiligt, da die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) betroffen ist. Mittlerweile seien die Natur- und Tierschutzmaßnahmen auf so hohem Niveau, dass die Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe, Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung (WTD 71) nach Angaben eines Sprechers nun stark davon ausgeht, eine Genehmigung für die Versuche durch das Ministerium zu bekommen.

NABU: "Gar keine Sprengungen sind heute nicht mehr realistisch"

Dagmar Struß, Leiterin der NABU-Landesstelle Ostseeschutz, sagte: "Gar keine Sprengungen sind heute nicht mehr realistisch." Die Naturschützer seien zufrieden, dass man bei den Tests und Planungen der neuen Sicherheitsmaßnahmen für die Schweinswale seitens der Bundeswehr beteiligt wurde. Dass man aber weiter dort sprengt, wo Schweinswale leben, sieht der NABU grundsätzlich kritisch.

2018 hatte das Umweltministerium die Prüfung des Antrag für die Abschuss-Tests auf der Ostsee vertagen müssen, weil das Bundesverteidigungsministerium damals sämtliche Sprengübungen im Meer unterbunden hatte. 2019 verzichtete die Bundeswehr dann selbst auf die Tests, nachdem im Fehmarnbelt bei Minensprengungen mutmaßlich mehrere Schweinswale getötet worden waren. Die Kritik an den Test-Sprengungen wuchs: Die Gefahr für Schweinswale sei zu groß. 2022 reagierte die Bundeswehr. Vor Schönhagen wurde damals ein neues Sprengverfahren getestet, um Schweinswale zu schützen.

Wie reagiert die "Karlsruhe" auf Detonationen?

Geplant sind die Anspreng-Tests im Zeitraum vom 21. Oktober bis 4. November in zwei Schritten: Zunächst wolle die Bundeswehr beobachten, wie die Schifffsstruktur auf die Detonationen reagiert, so das Bundeswehr-Ausrüstungsamt. Mit an Bord der Fregatte sind dann auch Crashtest-Dummies, um anhand dieser lebensgroßen Puppen zu schauen, wie schwer die Besatzung durch die Detonationen verletzt werden könnte. Später soll die "Karlsruhe" dann noch mit Handwaffen beschossen werden.

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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 30.07.2024 | 18:00 Uhr

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