Zeitreise: Schmöker, Raucher, Tabak und Trennt
Vom Luxusartikel zur Massenware und Elektroartikel: 153 Jahre hat Familie Trennt in Kiel die Veränderungen im Rauchverhalten begleitet.
Es riecht immer noch nach feinsten Tabakwaren in ihrem Fachgeschäft in der Kieler Innenstadt. Wohl klimatisiert, Zigaretten sucht die geneigte Raucherin, sucht der hektische Schmöker vergeblich in der Auslage. In den Vitrinen liegen kubanische Zigarren. Außerdem ist auf den Kisten Sumatra oder Brasil zu lesen. Die teuerste Havanna kostet einhundert Euro, wohl gemerkt das Stück. Daneben feinste handgefertigte Pfeifen. Und: Tabak, nach dem hauseigenen Rezept von Jochen Gunnar Trennts Vater gemischt - weltweit verkauft.
Monopol für Zigarren in Kiel
"Einen mutigen Schritt", so nennt der jetzige Inhaber Jochen Gunnar Trennt, 80 Jahre alt, die Eröffnung der ersten Zigarrenhandlung mit Fabrikation im Jahr 1870 im Kieler Stadtteil Brunswik. Sein Großvater Theodor Heinrich Trennt hatte wohl den richtigen Riecher. In der Straße gab es damals kein einziges Geschäft. Aber zahlreiche Besatzungsmitglieder der Marine und Werftarbeiter gingen durch seine Straße. Und so verkaufte er immer mehr feinste Zigarren und Tabak an Offiziere. Später auch zum Beispiel an Botschaften und Kunden in aller Welt.
Konsumverhalten der Raucher verändert sich
Seit damals ist viel passiert. Das alte Geschäft ging durch einen Bombenangriff 1944 in Rauch auf. Doch Vater Karl-Heinrich Trennt ließ sich nach der Rückkehr aus russischer Gefangenschaft 1945 nicht unterkriegen und eröffnete ein neues "Spezialgeschäft für den kultivierten Raucher". Seitdem hat sich das Konsumverhalten der rauchenden Bevölkerung deutlich verändert. Rauchen an jedem Ort, zu jeder Gelegenheit, bis in die 1980er Jahre normal. Ob Flugzeug, Bahn, Auto, Familienfeier oder Restaurant: Überall wurde ausgiebig gequarzt.
Rauchverbote wurden eingeführt
Doch immer mehr wurde klar: Rauchen gefährdet die eigene und die Gesundheit anderer. 2007 trat dann das bundesweite Nichtraucherschutzgesetzt in Kraft. Rauchverbot galt an den meisten öffentlichen Orten und erlaubt erst ab dem 18. Lebensjahr. Ein Aufschrei ging vor allem durch die Gastronomie. Viele Eckkneipen fürchteten um ihre Existenz. Die ersten Shisha-Bars machten auf, Elektrozigaretten kamen in Mode. Von diesem Trend hält der kultivierte Genussraucher Jochen Gunnar Trennt natürlich gar nichts.