Wrestling-Schule soll Jugendlichen eine Perspektive geben
Mit einer eigenen Wrestling-Schule hat sich Andre Trucker in Kiel-Gaarden einen Traum erfüllt. Er will mit dem Sport anderen Mut machen - und vor allem Jugendlichen eine Perspektive bieten.
Der Andre Trucker ist in einem sozialen Brennpunkt in Berlin aufgewachsen. Schon früh interessierte er sich gemeinsam mit seinem Vater für das Wrestling und wurde immer größerer Fan dieser Randsportart.
Nach einem Überfall beschloss Andre Trucker, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. "Ich wurde am helllichten Tag ausgeraubt. In diesem Moment schwor ich mir, dass ich mich nie wieder so hilflos fühlen werde. Ich meldete mich zum Wrestling- Training an", beschreibt Andre seine Beweggründe. Er wurde selbst Wrestler, schließlich auch Trainer. Anfang März erfüllte sich dann ein Lebenstraum. Andre Trucker eröffnete die Maximum Wrestling School in Kiel-Gaarden.
Kindern mit dem Training Struktur geben
Wrestling ist eigentlich eine Showsportart. Mit dem Training will Andre Trucker den Sportlerinnen und Sportlern Mut machen, Selbstvertrauen geben. Und es ist ihm wichtig, die Kinder von der Straße zu holen und ihrem Alltag eine Struktur zu geben. Wenn sie ein Ziel vor Augen haben und daraufhin trainieren, würden sie weniger Zeit haben, sich in kriminellen Machenschaften zu verstricken, erklärt Trucker.
Für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende gibt es deshalb auch Rabatte. "Durch den geringen Mitgliedsbeitrag möchten wir jedem die Möglichkeit geben, bei uns mitzumachen. Das Finanzielle soll keine Rolle spielen!", erklärt Andres Frau, Lena Trucker.
Techniken dienen nicht dem Angriff
Am Training kann jeder teilnehmen. "Auch Behinderungen sind kein Problem. Für mich ist nur wichtig, dass die Sicherheit im Ring gewährleistet ist. Woher du kommst und wer du bist, ist in dieser Halle egal!", so Andre Trucker.
Für alle gelten dabei dieselben Spielregeln. "Alles, was ihr hier lernt, dient außerhalb des Ringes ausschließlich der Selbstverteidigung. Ich möchte nicht mitbekommen, dass diese Techniken zum Angriff eingesetzt werden. Dann war das hier euer erstes und letztes Training!", macht Trucker klar. "Abgesehen davon möchte ich, dass ihr eine gute Show abliefert und es so echt aussehen lasst wie möglich. Das bedeutet für euch auch, dass es wehtun kann." Dann kümmert Trucker sich um das Vermitteln der richtigen Technik.
Wrestling braucht Vertrauen
"Mir hat das Wrestling das Leben gerettet. Bevor ich mit dem Training angefangen habe, habe ich 199 Kilo gewogen. Ich bin damals in meine erste Wrestlingschule gegangen und wurde sofort in die Gemeinschaft aufgenommen. Jetzt stehe ich selber im Ring und möchte hier weiter an meinen Techniken und an mir selbst arbeiten!", erzählt Wrestler Nils, der im Ring als Iron Oak bekannt ist, von seinen Beweggründen mit dem Sport anzufangen.
Jeder Teilnehmende hat seine eigene Geschichte, die ihn zum Sport gebracht hat. "Das Wrestling ist ein Teamsport. Man muss aufeinander aufpassen im Ring. Sonst kann es zu Verletzungen kommen. Von diesem Vertrauen profitieren meine Schützlinge im Alltag. Das Gefühl der Zugehörigkeit und Teil einer Gemeinschaft zu sein, hilft ihnen", so Andre Trucker.
Wrestler, Trainer, Vertrauensperson
In seiner Schule ist Andre Trucker Trainer und Sportler gleichzeitig, denn er steht auch noch selbst im Ring. Doch diese Zeit neigt sich bald dem Ende. "Irgendwann sagt einem der Körper sehr deutlich, wenn Schluss ist. Ich möchte meinen Platz im Ring für die nächste Generation freimachen!", erklärt der Wrestler. Dann will er sich nur noch auf das Training konzentrieren. Möchte für die Schülerinnen und Schüler Ansprechpartner und Vertrauensperson sein. "Wenn ich nur das Leben einer einzigen Person verändern oder positiv beeinflussen kann, weiß ich, dass ich meinen Job richtig gemacht habe", sagt er. Dann hat sich die Arbeit und die Investition in seine eigene Wrestling-Schule gelohnt.