Tarifstreit im privaten Busgewerbe: Einigung ist in Sicht
Seit Wochen gibt es Streiks im privaten Busgewerbe in Schleswig-Holstein, zu Lasten von Pendlern und Schülern. Dienstag wurde kurzfristig verhandelt - der Tarifvertrag steht nun kurz vorm Abschluss.
Ver.di und der Omnibusverband Nord haben sich am Dienstagvormittag in Kiel wieder zusammen an einen Verhandlungstisch gesetzt. Es ging dabei um den seit Monaten schwelenden Tarifkonflikt, der zahlreiche Streikaktionen nach sich gezogen hat. Am Nachmittag bestätigten sowohl die Gewerkschaft als auch die Arbeitgeberseite: Man habe sich grundsätzlich geeinigt. Laut dem aktuellen Angebot sollen die Vergütungen in drei Schritten um insgesamt 343 Euro pro Monat steigen, was nur knapp unter der ursprünglichen Forderung von 375 Euro monatlich liegt. Außerdem soll es noch in diesem Monat eine Inflationsausgleichsprämie von 850 Euro geben. Doch noch ist nichts endgültig beschlossen.
Nach Einigung muss nun noch Urabstimmung folgen
Laut ver.di haben die Beschäftigten bis zum kommenden Montag (09.12.) Zeit, in einer digitalen Urabstimmung über den Kompromiss zu entscheiden. Bis dahin werde es keine weiteren Streiks geben. Ein Abschluss ist wahrscheinlich: Die Gewerkschaft rät ihren Mitgliedern dazu, den Vorschlag anzunehmen. "Das Ergebnis, also der reine Mitgliederwille, ist nun entscheidend und wird den weiteren Weg vorgeben", sagte Sascha Bähring, Verhandlungsführer von ver.di Nord. Vom Omnibusverband Nord hieß es, das sei ein schmerzhafter Abschluss für die Arbeitgeber, weil er sehr teuer sei.
Beide Parteien wollen Tarifabschluss noch in diesem Jahr
Ver.di-Sprecher Frank Schischefsky sagte vor den Verhandlungen am Dienstag, man wolle nichts unversucht lassen, diesen harten Konflikt zu beenden. Die Leidtragenden seien die Fahrgäste. "Aber dazu gehört eben auch, dass ein paar Bedingungen erfüllt werden und vor allen Dingen auch, dass die Bedürfnisse der Busfahrerinnen und Busfahrer nicht auf der Strecke bleiben."
Nicht nur die Arbeitnehmer würden sich über einen Tarifabschluss zum Jahresende freuen. Auch die Arbeitgeber wollen nach eigenen Angaben möglichst noch in diesem Jahr einen Abschluss erzielen. Die Gewerkschaft vermutet, dass der OVN dies möchte, weil die angebotene Inflationsausgleichsprämie nur noch in diesem Jahr steuerfrei an die Beschäftigten ausgezahlt werden kann.
Erster Tarifabschluss im September geplatzt
Eigentlich hätte es bereits im September zu einem Tarifbeschluss kommen sollen, doch dieser war nachträglich von der Arbeitgeberseite wegen fehlender finanzieller Mittel aufgelöst worden. Demnach hätten die Beschäftigten im privaten Busgewerbe im Land monatlich 275 Euro mehr Geld ausgezahlt bekommen. Ver.di reagierte auf den geplatzten Abschluss mit erneuten landesweiten Warnstreiks.
Der OVN legte in der vergangenen Woche ein verbessertes Tarifangebot vor. Dies lehnte die Gewerkschaft ab und rief erneut zu einem viertägigen landesweiten Streik auf.