Von der Milchkuh zur Straußenzucht

Stand: 26.05.2024 06:00 Uhr

Seit vier Jahren züchtet Sven Wittrock aus Weddingstedt in Dithmarschen Strauße. Vorher hatte er rund 300 Milchkühe, jetzt leben 150 Strauße auf seinem Hof. Doch der Start war schwierig.  

von Peter Bartelt

Sven Wittrock steht am Gehege seines Straußenhofes. Stolz sieht der gelernte Landwirt den einzelnen Gruppen seiner Straußenherde zu, wie sie ihre langen Hälse recken oder mit ihrem harten Schnabel alles aufpicken, was ihnen als fressbar erscheint. "Das da hinten ist Jürgen, einer unserer Hähne. Der ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Wer dem zu nahe kommt, für den wird es schnell mal schmerzhaft!"

Das ist aber nur eine der Erfahrungen, die Sven Wittrock machen musste, als er vor jetzt vier Jahren mit seiner Milchkuhwirtschaft aufhörte und mit der Straußenzucht begann.

Eine Idee an einem regnerischen Sonntag

Sven Wittrock kann nicht ohne Tiere, der Umgang mit ihnen gehört zu seinem Selbstverständnis als Landwirt. "Die 300 Milchkühe wurden dann irgendwann zu viel. Und als mir dann jemand angeboten hat, meinen Hof zu kaufen, ging alles ganz schnell und ich war ihn los, aber eben auch meine Tiere." In seinem neuen Zuhause hatte er immerhin noch 2200 Quadratmeter, aber keine Tiere mehr. "Und dann haben wir an einem regnerischen Sonntagnachmittag zusammengesessen und überlegt: Was machen wir? Und da wir schon immer als Eigenvermarkter auf den hiesigen Märkten unterwegs waren, hatten wir dann auch irgendwann importiertes Straußenfleisch im Angebot. Aber das war zu teuer im Einkauf und da haben wir dann gesagt: Okay, dann züchten wir jetzt eben selber welche!"

Nur ein einziges Fachbuch

Das war leichter gesagt als getan. Es gab zwar schon einige Straußenzüchter in Deutschland, bei denen er sich erkundigen konnte, aber das war sehr zeit- und kostenaufwendig. "Und als Fachliteratur gibt es tatsächlich nur ein einziges Buch auf Deutsch über Straußenzucht. Das haben wir dann bestellt, aber der verrät auch nicht alle Tricks und Risiken, die so auftreten könnten. Denn Strauße sind sehr empfindlich." Nur etwa jedes zweite geschlüpfte Küken überlebt auch.

Das erste Küken

Gleich am Anfang gab es einen Rückschlag. "Beim ersten Ei sind wir noch zigmal zum Brutkasten gelaufen und als das Küken dann endlich geschlüpft war, ist es dann auch ganz schnell eingegangen. Da fragt man sich dann schon, was man falsch gemacht haben könnte." Anrufe bei anderen Züchtern mit mehr Erfahrung halfen schließlich weiter. "Strauße haben im Gegensatz zum Beispiel zu Hühnern oder Puten kein Brustfleisch als Wärmepolster. Aber wenn´s regnet, legen die sich auf den nassen Boden, werden kalt und krank und sterben schließlich. Und auch Stress kann sie krank machen und tödlich enden, aber nicht sofort. Bis die auf Stress reagieren und du merkst, dass was nicht stimmt, vergeht so bummelig eine Woche. Und dann ist es zu spät. Das war alles neu für uns."

Keine Kuscheltiere

Strauße sind Wildtiere und benehmen sich auch so, egal, wie intensiv man sich um sie kümmert. Das kannte Sven Wittrock aus seinem früheren landwirtschaftlichen Leben anders. "Bei den Kühen oder auch den Schafen gibt’s immer mal wieder Handlämmer oder Streichelkälber, das gibt’s bei den Straußen nicht. Die hacken, beißen und treten auch die Hand, die sie von klein auf gefüttert hat." Aber Sven Wittrock ist nach all den Anfangsschwierigkeiten Straußenzüchter aus Leidenschaft geworden. "Das ist einfach ein Job, der uns allen Spaß macht. Und auch wenn in erster Linie die Hähne uns regelmäßig beißen, einige bekommen schon Namen. Ein Hahn heißt Karl, der hier eben Jürgen und die Henne da hinten mit dem hellen Hals heißt Schneeball. Aber dann ist es auch gut. Immerhin sollen sie ja auch mal geschlachtet werden."

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 26.05.2024 | 19:30 Uhr

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