Von Pottwalen und Orcas: So oft wurden in SH tote Tiere angespült

Stand: 18.02.2025 11:49 Uhr

Immer wieder werden verendete Wale vor Schleswig-Holsteins Nordsee-Küste angespült, sei es vor Sylt, SPO oder Friedrichskoog. Gründe sind natürliche Umstände, wie Experten sagen, aber auch der Mensch.

von Moritz Ohlsen

Der tote Pottwal, der am Wochenende vor Sylt gefunden wurde, ist kein Einzelfall. Ob Pottwale, Orcas oder Zwergwale - schon oft wurden in Schleswig-Holstein tote Meeressäuger gefunden. Besonders die Nordsee ist gefährlich für die Tiere, denn das Wasser ist in Küstennähe zu flach. Warum die Wale sich verirren und sterben, hat laut Wissenschaftlern viele Gründe - einer davon ist der Mensch.

1998: Verirrte Pottwale vor St. Peter-Ording

Blick auf zwei der drei verendeten Wale am 24.1.1998 am Nordseestrand von Sankt Peter-Ording. © picture-alliance / dpa | Wulf Pfeiffer
Die drei überlebenden Pottwale schwimmen nach dem Tod ihrer drei Artgenossen vor der Halbinsel Eiderstedt in die offene Nordsee.

Im Januar 1998 verirren sich sechs Pottwale in die Nordsee vor St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland). Der Küstenwache gelingt es zusammen mit Greenpeace, drei der sechs verirrten Tiere wieder auf das offene Meer zu geleiten. Für drei Pottwale kommt die Hilfe zu spät - sie stranden und sterben.

2002: Wale verenden vor Friedrichskoog

Mit einem Enterhaken halten Veterinärmediziner ein Schlauchboot im Wattenmeer vor Friedrichskoog am Mittwoch (16.01.2002) an einem gestrandeten toten Pottwal fest und nehmen Proben von dem Tier. © picture-alliance / dpa/dpaweb | Kay_Nietfeld
Vor Friedrichskoog entnehmen Veterinärmediziner Proben vom gestrandeten Pottwal.

Drei Pottwal-Bullen sterben im Februar 2002 vor der Westküste bei Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen). An der Stelle, an der die Meeressäuger gefunden werden, ist das Wasser nur etwa 1,50 Meter tief. Vermutlich strandeten die Tiere und erstickten dann an ihrem eigenen Gewicht. Experten vermuteten damals, dass die Pottwale auf dem Weg aus dem Eismeer zu den Azoren waren.

2016: Größtes Pottwalsterben in der Nordsee

30 junge Pottwale sterben Anfang 2016 an den Küsten Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, den Niederlanden, Großbritanniens und Frankreichs. Es ist das größte bisher bekannte Pottwalsterben in der Nordsee. Laut einer Studie starben die Tiere, weil die Nordsee viel zu flach für sie ist.

Für die Studie untersucht ein 40-köpfiges Team die Kadaver an der Küste von Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Warum genau die Wale sich in die Nordsee verirrt hatten, konnte nicht geklärt werden. "Es ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Kombination großräumiger Umweltfaktoren dafür verantwortlich war, dass die Pottwale in die Nordsee gelangt sind", sagt Abbo van Neer vom Büsumer Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung damals.

2016: Toter Baby-Orca auf Sylt angeschwemmt

Ein toter Schwertwal liegt am 08.02.2016 am Strand von Rantum auf der Nordseeinsel Sylt (Schleswig-Holstein). © picture alliance / dpa | Claus Dethlefs
Beim Baby-Orca von Rantum handelte es sich um ein etwa 2,50 Meter großes Jungtier.

Im Februar 2016 wird am Strand von Rantum ein toter Schwertwal, auch Orca genannt, gefunden. Das 2,50 Meter große Jungtier ist sehr abgemagert, Experten gehen davon aus, dass es verhungerte. Es ist der erste Schwertwal seit 26 Jahren, der sich in die Nordsee vor Schleswig-Holstein verirrt. "Dass ein Orca bei uns strandet, ist eher ungewöhnlich", sagt der Leiter des Multimar-Wattforums in Tönning, Gerd Meurs. In Europa leben die meisten Schwertwale vor der Küste von Norwegen.

2018: Toter Wal in St. Peter-Ording angespült

Ein angeschwemmter Zwergwalkadaver am Strand von Sankt Peter-Ording © dpa / Schutzstation Wattenmeer
Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Zwergwal. Zur Todesursache ist nichts bekannt.

Im Oktober wird ein etwa zwei bis drei Tonnen schweres und neun Meter langes Tier am Strand von St. Peter-Ording gefunden. Laut Experten handelt es sich wohl um einen Zwergwal. Da der Kadaver schon sehr stark verwest ist, geht man davon aus, dass der Wal schon sehr lange im Wasser trieb, bevor er strandete. Die Todesursache bleibt unklar.

Warum stranden Wale?

Natürliche Ursachen spielen laut Wissenschaftlern genauso eine Rolle wie menschliche Einflüsse. Zu den gängigsten Theorien und Ursachen zählen unter anderem:

  • Extremwetterlagen: Sie können das Echolot-Ortungssystems (Biosonar) der Meeressäuger stören und sie in gefährliche Gewässer leiten.
  • Sonnenstürme: Störungen im Magnetfeld der Erde beeinträchtigen die Orientierung der Wale.
  • Krankheit: Eine Walgruppe folgt einem kranken Mitglied, weil sie es nicht allein lassen will.
  • Der Mensch: Unterwassersprengungen können Wale im Nahbereich töten. "Unterwasser Lärm", zum Beispiel von Sonaren oder U-Booten kann das Orientierungsvermögen der Tiere schwächen.

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Schleswig-Holstein Magazin | 17.02.2025 | 19:30 Uhr

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