Viel Geld für viel Risiko? SH kauft neue Elektrozüge
Schleswig-Holstein hat 42 neue elektrische Triebzüge bestellt. Sie sollen laut Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) ab Ende 2027 im Land und zum Teil bis nach Dänemark fahren.
900 Millionen Euro soll die Anschaffung der neuen Elektrozüge kosten. Heute wurde dazu ein entsprechender Liefervertrag mit dem Zughersteller Alstom unterzeichnet. Das Unternehmen soll auch die Wartung der Züge übernehmen. Die Züge sind für den Einsatz auf den Strecken Hamburg - Kiel/Flensburg und Hamburg - Elmshorn/Wrist (Kreis Pinneberg) eingeplant. Unklar ist noch, welcher Bahnanbieter die Züge nutzen wird. Die Verträge mit DB Regio und Nordbahn, die bislang auf den Bahnlinien RE 7, RE 70, RB 61 und RB 71 fahren, laufen genau dann aus, wenn die neuen Elektrozüge ausgeliefert werden sollen. Derzeit sucht die Nahverkehrsgesellschaft (NAH.SH) Nachfolger. Ab dem zweiten Quartal 2024 soll die Vergabe erfolgen.
Offene Fragen zu Kosten und Risiko
23 der 42 Züge sollen die sogenannte Dänemark-Option bekommen, das heißt ein extra Stromsystem und ein extra Sicherheitssystem, weil die dänische Staatsbahn (DSB) andere technische Standards hat. Dadurch können die Züge auf der Strecke Hamburg Flensburg und weiter bis nach Dänemark fahren und so den grenzüberschreitenden Verkehr verbessern. Der dänische Finanzausschuss hat einer entsprechenden Kostenbeteiligung zugestimmt. Zu der Frage, wieviel mehr diese Züge kosten werden, hat sich bisher keines der Länder geäußert.
Sind Mehrsystemzüge pannenanfälliger?
Kritik an der geplanten Lösung kommt unter anderem vom Bundestagsabgeordneten Stefan Seidler (SSW). Der dänische Verkehrsminister schrieb Seidler, dass Dänemark bewusst keine eigenen Mehrsystemzüge mehr bestellt habe: "Um das Risiko (...) zu minimieren, verfolgt die DSB den Ansatz, möglichst Standardlösungen einzukaufen und darüber hinaus ein möglichst risikoarmes Projekt umzusetzen." Schleswig Holstein geht davon aus, dass die doppelte Technik funktioniert und den Verkehr nicht pannenanfälliger macht. Laut NAH.SH gibt es bereits positive Erfahrungen.