Bahn frei: Regionalzüge aus SH dürfen nach Dänemark fahren
Dänemark strukturiert seinen Bahnverkehr um - mit neuen Regionalzügen, die nicht mehr nach Deutschland fahren können. Stattdessen sollen ab 2028 deutsche Züge über die Grenze rollen.
Der Schlichtungskreis des dänischen Parlaments hat dem Plan zugestimmt, dass künftig schleswig-holsteinische Züge nach Dänemark fahren. Laut Verkehrsministerium in Kopenhagen besteht Einigkeit darin, dass Dänemark die Mehrkosten übernimmt, die dem Land Schleswig-Holstein entstehen. Wie das Ministerium mitteilt, geht es dabei um zwei komplette Zuggarnituren sowie die Ausrüstung von 21 weiteren Zügen für den grenzüberschreitenden Verkehr. Diese Züge brauchen einen Trafo, der die unterschiedlichen Spannungen in beiden Ländern verarbeiten kann, und eine anderes Sicherheitssystem. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) spricht von einer "großartigen Nachricht". "Wir hatten befürchtet, dass es diese Option nicht geben wird", sagte Madsen auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein. Dann hätte es im schlimmsten Fall ab 2028 gar keinen grenzüberschreitenden Regionalverkehr mehr gegeben.
Gleicher Zug, andere Technik
Auf die Nachfrage, wie viel Geld die Dänen dafür nach Deutschland überweisen werden, haben die Verkehrsministerien in Kiel und Kopenhagen bisher nicht geantwortet. Fest steht: Der dänische Staat beteiligt sich finanziell am Kauf von genau solchen Mehrsystem-Zügen, die das Land selbst nicht mehr anschaffen wird. Dänemark hat beim Hersteller Alstom 100 Züge vom Typ Coradia Stream bestellt, die ausschließlich im dänischen Bahnnetz fahren können. Schleswig-Holstein kauft für seinen Bahnverkehr ebenfalls den Coradia Stream - allerdings in der größeren Doppelstock-Variante mit mehr Sitzplätzen. Insgesamt 23 Züge bekommen die sogenannte "Dänemark-Option", wie Verkehrsminister Madsen es nennt.
Tingleff wird Umsteigebahnhof
Der Regionalexpress RE7 von Hamburg wird ab 2028 voraussichtlich also nicht mehr in Flensburg enden, sondern über die Grenze fahren und in den Orten Pattburg und Tingleff halten. Wer weiter nach Norden fahren will, zum Beispiel von Flensburg aus nach Kolding, Odense oder Kopenhagen, muss künftig in Tingleff umsteigen. In dem kleinen Ort mit nicht einmal 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern werden sich dann die hochmodernen Züge treffen, für die die beiden Länder insgesamt gerade mehrere Milliarden Euro ausgeben.
Insbesondere am neuen Umsteigebahnhof gibt es Kritik vom Südschleswigschen Wählerverband: "Flensburg als größte Stadt im Grenzland verliert mit der jetzt beschlossenen Lösung einen großen Teil der direkten Verbindungen nach Dänemark", sagt der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler. "Das ist unattraktiv und wirklich bitter in einer Zeit, in der wir die Mobilitätswende vorantreiben müssen. So holen wir die Leute nicht vom Auto auf die Schiene."
Deutsche Züge bis nach Kolding?
Die Verkehrsplaner aus Schleswig-Holstein überlegen, den RE7 von Hamburg sogar bis nach Kolding fahren zu lassen. Diese Stadt liegt gut 80 Kilometer nördlich der Grenze. Von dieser Idee scheinen die dänischen Politiker noch nicht überzeugt zu sein. Laut Verkehrsministerium in Kopenhagen hätte sich Schlichtungskreis darauf geeinigt, dass die mögliche Verlängerung der deutschen Züge über Tingleff hinaus genauer geprüft werden müsse.