Verbotene Autorennen: 25 Prozent mehr Fälle in Schleswig-Holstein
Die Landespolizei in Schleswig-Holstein ermittelte im vergangenen Jahr in 318 Fällen wegen illegaler Autorennen - ein Anstieg um rund 25 Prozent im Vergleich zu 2023. Am Steuer sitzen oft junge Männer.
Ein Freitagabend im April: Ein Porsche und ein BMW rasen laut Polizei über die B76 bei Kiel. Auf Höhe von Elmschenhagen kracht der BMW in den Porsche. Der Unfall endet mit einem schwer verletzten 16-jährigen Beifahrer und Totalschäden an beiden Autos. Die Polizei vermutet ein illegales Rennen. Die Ermittlungen stehen laut der Staatsanwaltschaft Kiel kurz vor dem Abschluss.
Beamte reagieren sensibler auf illegale Autorennen
Illegale Autorennen sind längst keine Seltenheit mehr. In Schleswig-Holstein nehmen die Fälle seit Jahren zu. 2024 registrierte die Landespolizei 259 Rennen, bei weiteren 59 verursachten die Teilnehmer einen Verkehrsunfall – macht insgesamt 318 Rennen. Das ist ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zu 2023. Da waren es insgesamt noch 254 Fälle. Ein Grund für die Zunahme: Die Polizei geht sensibler mit dem Thema um und leitet häufiger Ermittlungen ein. Örtliche Schwerpunkte gibt es dabei nicht.
Unfälle durch illegale Autorennen
Immer wieder führen solche Rennen zu Unfällen. Im vergangenen Jahr passierte das in Schleswig-Holstein 59 Mal, so die Landespolizei. Meist sind junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren die Verursacher. "Sie suchen den Kick, das Adrenalin", sagt Hadassah Aschoff, Leiterin des Instituts für psychologische Beratung und Bildung in Kiel. Immer mehr junge Männer, die wegen illegaler Rennen den Führerschein verloren haben, bereiten sich bei ihr auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) vor. Vielen sei nicht klar, wie sehr sie sich und andere gefährden, so Aschoff.
Wenige Fälle landen vor Gericht
Wer an einem illegalen Rennen teilnimmt oder eines organisiert, riskiert Geldstrafen oder mehrere Jahre Haft. Doch nur wenige Fälle landen vor Gericht. 2024 verurteilten Gerichte in Schleswig-Holstein 27 Personen wegen verbotener Rennen. Meist verhängten sie Geldstrafen, drei Verurteilte erhielten Bewährungsstrafen.
Abschreckung durch längeren Führerscheinentzug
"Die Strafen schrecken nicht ab", meint Hadassah Aschoff. Sie plädiert dafür, den Führerschein für mindestens fünf Jahre zu entziehen. "Dann sind die Männer älter, tragen mehr Verantwortung, haben vielleicht Kinder - und fahren keine illegalen Rennen mehr."
