Sylt: Bürgermeister unter Verdacht
Am Bürgermeister der kleinen Gemeinde Hörnum auf Sylt scheiden sich die Geister: Für die einen ist Rolf Speth ein "ganz feiner, gradliniger Typ", für die anderen ein "ziemlicher Idiot". Und damit sind die Fronten im politischen Grabenkampf zwischen der CDU und dem Bürgermeister von der Allgemeinen Wählergemeinschaft ziemlich klar umrissen. Der Ort ist tief gespalten seit zwei Mal die Staatsanwaltschaft einrückte und es Durchsuchungen gab. Der Verdacht: Untreue, Bestechlichkeit und Unterschlagung von Sozialleistungen.
Undurchsichtige Geschäfte
Ein Schauplatz: Das Haus in dem sich auf der einen Seite die Räume des Tourismusservice befinden und auf der anderen das Büro des Bürgermeisters. Hier haben 18 Beamte von Zoll und Staatsanwaltschaft die Räume durchsucht und Dokumente sichergestellt. Die Saisonkräfte beim Tourismusservice sollen nicht richtig bezahlt worden sein, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Inken Kessenich-Neubauer von der CDU. Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt nennt die Staatsanwaltschaft das.
War der Bürgermeister als vorübergehender Betriebsleiter dafür verantwortlich? Noch laufen die Ermittlungen. Aber das ist nicht die einzige Untersuchung, die die CDU gegen den Bürgermeister ins Rollen gebracht hat. Es geht unter anderem auch um die Sache mit der Zapfsäule: Die steht in einer Halle in Hörnum und gehört der Gemeinde. Feuerwehr und Gemeinde-Autos dürfen hier tanken. Doch auch der Sohn des Bürgermeisters soll hier getankt haben. Vierzehn Jahre lang, so hat es die CDU recherchiert und Anzeige erstattet. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Flensburg die Vorwürfe.
Bürgermeister wünscht "Lumpenpack" zum Neurologen
Bürgermeister Speth bezeichnet die Vorwürfe als völlig haltlos. Neid und Missgunst seien die Ursache sagt er und spricht vom "Lumpenpack" in Hörnum: "Ich habe fast den Eindruck, dass die mal zum Neurologen müssten." Doch die erbittertste Auseinandersetzung dreht sich um ein Grundstück, das die Gemeinde an einen Investor verkauft hat. Mit Wissen des Bürgermeisters soll die im Kaufvertrag festgelegte Grundstücksgrenze verschoben worden sein. Der damalige Bauausschuss-Vorsitzende der Gemeinde, Ingo Dehn von der CDU, sagt über den Bürgermeister: "Er hat die Gemeindevertretung ausreichend zu informieren. Das ist nicht passiert."
Kein Ehrenwort vom Bürgermeister
Bürgermeister Speth hält dagegen: "Wenn Fehler gemacht worden sind, dann hat der Bauausschuss-Vorsitzende das zu verantworten. Es ist seiner Dummheit geschuldet.“ War der Bauausschussvorsitzende einfach nur dumm oder der Bürgermeister bestechlich? Auch hier laufen die Ermittlungen. Währenddessen liefern sich die gegnerischen Parteien eine Schlammschlacht in der idyllischen Kulisse der Ferieninsel. Zumindest vom Vorwurf der Veruntreuung habe die Verwaltung ihn freigesprochen, so Speth und die Bestechlichkeit müsse ihm die Staatsanwaltschaft erstmal nachweisen: "Es hat mal einen Politiker gesagt: Ich gebe ihnen mein Ehrenwort. Das würde ich nicht machen. Ich sage nur, der Staatsanwalt muss es beweisen“, sagt der Bürgermeister.