Stutthof-Prozess: Ehemaliger KZ-Wachmann kennt Angeklagte nicht
Vor dem Landgericht Itzehoe hat am Dienstag ein früherer KZ-Wachmann als Zeuge ausgesagt. Er war zuvor bereits in Hamburg wegen Beihilfe zum Mord verurteilt worden.
Der ehemalige Wachmann des Konzentrationslagers Stutthof, Bruno Dey, betonte vor dem Landgericht Itzehoe, dass er keinen Kontakt zur KZ-Kommandantur gehabt habe. Er ging damals jeden Tag an der Kommandantur vorbei. Dort soll die Angeklagte von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte gearbeitet haben. "Ich habe gar nicht gewusst, dass es dort Zivilangestellte gibt", sagte der 95-Jährige, der in Begleitung seiner Tochter und seines Anwalts im Gerichtssaal erschien.
"Die kannten sich nicht."
Eine in dem Gebäude für KZ-Kommandant Paul Werner Hoppe arbeitende Sekretärin sei ihm nie begegnet. Er habe zwar Frauen auf dem Gelände des Konzentrationslagers gesehen, aber das seien Angestellte der SS gewesen. "Zu denen haben wir nicht mal Kontakt gehabt", sagte der Zeuge. Hoppe habe er mal gesehen, "bei der Kantine irgendwie". Der Zeuge betonte: "Jedenfalls habe ich keinen Kontakt zu ihm gehabt oder zu jemandem von der Kommandantur." Nach der Verhandlung bekräftigte Bruno Deys Anwalt Stefan Waterkamp auf die Frage, ob sein Mandant der Angeklagten damals begegnet sei: "Die kannten sich nicht."
Ehemaliger Wachmann bereits verurteilt
Bruno Dey ist bereits rechtskräftig wegen Beihilfe zum Mord in über 5.000 Fällen schuldig gesprochen worden. Das Landgericht Hamburg hatte ihn im Juli 2020 zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Er war bis April 1945 ein Jahr lang als Wachmann im KZ Stutthof tätig. In seinem Prozess vor dem Hamburger Landgericht hatte er von einer Gaskammer und toten Häftlingen berichtet.
Anklage: Beihilfe zum systematischen Mord
In diesem Prozess angeklagt ist die 97 Jahre alte Irmgard F., die heute in Quickborn (Kreis Pinneberg) lebt. Von Juni 1943 bis April 1945 soll Irmgard F. als Zivilangestellte in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers bei Danzig gearbeitet haben. Durch ihre Schreibarbeit soll sie Beihilfe zum systematischen Mord an mehr als 11.000 Gefangenen geleistet haben. Weil sie zur Tatzeit erst 18 bis 19 Jahre alt war, findet der Prozess vor einer Jugendkammer statt.
Weiterer Termin vermutlich im August
Weil am Dienstag die Angeklagte und der Zeuge nach rund zweistündiger Vernehmung erschöpft waren, konnte die Befragung von Bruno Dey nicht abgeschlossen werden. Der ehemalige Wachmann soll nun zu einem weiteren Termin geladen werden, vermutlich im August.