Streik im Winterdienst: Viele Straßen trotzdem gestreut
Die Gewerkschaft Ver.di hatte die Straßenmeistereien im Land am Donnerstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Die Auswirkungen waren unterschiedlich, der Verkehr lief jedoch größtenteils normal.
Ab Mitternacht sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenmeistereien des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) ihre Arbeit für 24 Stunden niederlegen. Ein Gewerkschaftssprecher sagte am Donnerstag, der Warnstreik habe in der Nacht wie geplant begonnen. Bei einer zentralen Streikveranstaltung in Husum versammelten sich demnach etwa 600 Teilnehmende. Darunter waren neben den Mitarbeitenden des LBV auch Beschäftigte des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), die ebenfalls dazu aufgerufen waren, ihre Arbeit niederzulegen.
Nicht alle Straßenwärter in der Gewerkschaft
Die Auswirkungen des Warnstreiks bei den Straßenmeistereien waren am Donnerstagmorgen unterschiedlich. Während in Husum (Kreis Nordfriesland) nur vier von 18 Streufahrzeugen im Einsatz waren, gab es in Scharbeutz (Kreis Ostholstein) und in Breitenfelde (Kreis Herzogtum Lauenburg) nach NDR-Informationen keine Einschränkungen im Winterdienst. Auch in Segeberg, Pinneberg und Stormarn waren die Folgen gering, größtenteils wurden die Straßen geräumt und gestreut. In Marne und Heide (Kreis Dithmarschen) wurde dagegen gestreikt. Diejenigen, die nicht streikten, rückten aus, um an den Bushaltestellen zu streuen und um die Radwege frei zu halten, so ein Sprecher der Straßenmeistereien. In Leck im Kreis Nordfriesland beteiligten sich nur wenige Beschäftigte an dem Warnstreik, weil nur wenige in der Gewerkschaft sind. Auch die Straßenmeisterei in Flensburg konnte mit den Mitarbeitenden, die nicht in der Gewerkschaft organisiert sind und sich nicht am Streik beteiligen, alle sechs Fahrzeuge besetzen. In Süderbrarup (Kreis Schleswig-Flensburg) konnte ein Notdienst organisiert werden.
Private Räumdienste und Autobahnmeistereien unterwegs
In den meisten Städten, wie zum Beispiel Lübeck und Neumünster, waren private Räumdienste unterwegs, die ebenfalls nicht streikten. Auch in anderen Orten waren private Räumdienste unterwegs. Mario Amendt vom Dienstleister "A-Team Amendt Winterdienst" sagte am Mittwoch: "Wir halten unser Material und Personal vollständig selbst vor und agieren daher unabhängig von den Materialausgaben der Kommunen." Wie gewohnt, wird während des Warnstreiks auch auf den Autobahnen geräumt. Diese fallen in die Zuständigkeit der Straßenmeistereien der Autobahn GmbH, welche nicht vom Warnstreik betroffen sind.
Notdienst wurde nicht vereinbart
Der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) rät Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern auf Anfrage "ihre Fahrweise - wie sonst auch - den Witterungsbedingungen anzupassen". Einen Notdienst, bei dem zumindest die wichtigsten Verkehrsachsen vom kommunalen Winterdienst weiter bestellt werden, gibt es nicht. Frank Schischefsky, Sprecher von Ver.di Nord zeigte dafür wenig Verständnis: "Wir haben immer Notdienstvereinbarungen, wie wir es zum Beispiel in den letzten Wochen ja auch beim UKSH hatten. Bei uns hat sich niemand gemeldet. Hier sieht offensichtlich das Land Schleswig-Holstein keine Notwendigkeit, mit uns zu einer Notdienstvereinbarung zu kommen." Der Landesbetrieb sagt hingegen, es sei nicht gelungen, eine solche Vereinbarung zu treffen.
Gewerkschaft: Personalmangel beim Winterdienst bereits jetzt Dauerzustand
Es gebe bereits jetzt bei den Straßenmeistereien im Land Personalmangel, "herbeigeführt durch schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen", so Schischefsky. Der Streik rühre vor allem daher, "dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst abhauen und wechseln und kein Nachwuchs gefunden wird." Die Gewerkschaft fordert für die Mitarbeitenden unter anderem 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro sowie 200 Euro mehr für Nachwuchskräfte.
Leitstellen: Bisher wenig Glätteunfälle
Anders als am Mittwoch gab es in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstagmorgen keine größeren Schneefälle. Nach dem Wintereinbruch hat sich die Lage auf den Straßen weitestgehend normalisiert. Die Autofahrer hätten sich mittlerweile den Witterungsverhältnissen angepasst, berichtete die Polizei.
Auf der A7 bei Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) waren laut Polizei am Donnerstagmorgen insgesamt acht Autos zusammengestoßen, zwei Menschen wurden dabei leicht verletzt. Den Angaben zu Folge war ein Fahrzeug von der A215 kommend beim Einfädeln in Richtung Hamburg komplett über alle Fahrspuren auf die linke Spur gezogen. Sieben dort fahrende Autos konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen. Die Aufräumarbeiten dauerten bis zum Mittag, die Fahrbahn Richtung Süden war dafür teilweise gesperrt.
Die Polizei Kiel verzeichnete seit Mittwochabend nur einzelne Glätteunfälle in der Landeshauptstadt und im Kreis Plön. Dabei blieb es bei Blechschäden. Am Donnerstagmorgen gab es auf der B76 Höhe Tweelhörsten bei Plön einen Unfall mit zwei Fahrzeugen. Verletzt wurde niemand. Auf der B206 in Bad Segeberg überschlug sich am Donnerstagmorgen ein Pkw, eine Person wurde laut Rettungsleitstelle ins Krankenhaus gebracht. Dort war auch ein Hubschrauber im Einsatz.
An der Westküste und auch in Flensburg gab es bis zum Donnerstagmorgen keine Glätteunfälle. Auch in Ostholstein und rund um Lübeck hat es laut Polizei in der Nacht und am frühen Donnerstagmorgen keine witterungsbedingten Unfälle mehr gegeben. Am späten Mittwochabend war bei Grömitz noch ein Auto auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem anderen zusammengestoßen. Insgesamt sechs Menschen wurden zum Teil schwer verletzt - unter den Schwerverletzten war auch ein dreijähriges Kind.
Weiter Frost und Schnee in SH erwartet
In den kommenden Tagen rechnen Meteorologen weiter mit Frost. In der Nacht zum Donnerstag sanken die Temperaturen im Landesinneren von Schleswig-Holstein auf zweistellige Minusgrade. Auch tagsüber kamen die Temperaturen kaum über den Gefrierpunkt. Frost, Glätte und Schnee seien auch über das Wochenende zu erwarten. "Es geht winterlich weiter", sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). "Das reißt jetzt so schnell nicht ab." Man müsse auch weiter mit glatten Straßen rechnen.
So viel Kilometer Straße unterhält der LBV.SH
Grundsätzlich liegen in der Zuständigkeit des LBV.SH vor allem Kreis-, Landes- und Bundesstraßen.
- Bundesstraßen: 1.428km
- Landesstraßen: 3.530km
- Kreisstraßen: 2.683km
- Insgesamt: 7.641km